24. Januar 2019 – Unter dem Titel „Europa in Bewegung. Lebenswelten im frühen Mittelalter“ lädt die Sonderausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn bis zum 25. August 2019 ein, die europäischen Netzwerke des frühen Mittelalters zu entdecken.
Die Ausstellung zeigt ein überraschend vielschichtiges und facettenreiches Bild der spätantiken und frühmittelalterlichen Regionen zwischen Irland und Spanien im Westen und Ägypten und Ungarn im Osten. Die Epoche nach dem Untergang des weströmischen Reiches um das Jahr 500 n. Chr. war kein „Dunkles Zeitalter“, sondern von faszinierenden Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Lebenswelten und einer geradezu überbordenden kulturellen Vielfalt geprägt.
Fingerring mit Goldmünze des byzantinischen Herrschers Phocas aus Cochem. Anfang des. 7. Jahrhunderts n. Chr. LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-Landes-Museum Bonn.
Tiefgreifende politische Veränderungen zeichnen das vielfältige Bild des Frühmittelalters. Diese unruhigen Zeiten der Spätantike und des frühen Mittelalters auf dem gesamten Gebiet des römischen Reiches weisen Parallelen zu Phänomenen auf, die auch heute noch vertraut sind: Umbruch politischer Strukturen, religiöse Konflikte, sich verlagernde Märkte etwa. Im Westen wurden sie als Zeitalter des Niedergangs von Kultur und Bildung begriffen. Im Osten der mediterranen Welt dagegen lebten antike Tradition im Oströmischen Reich über Jahrhunderte weiter und gelangten im Byzantinischen Reich zu neuer Blüte.
Teil einer Tiaria. Foto: Ungarisches Nationalmuseum, Budapest.
Heute wird das Frühmittelalter insgesamt eher als eine hoch dynamische Zeit des Wandels in Politik und Wirtschaft mit einer großen Mobilität von Personen, Dingen, Traditionen und Ideen verstanden. Es ist das Ziel der Ausstellung, diesen Facettenreichtum und die Vielschichtigkeit der Regionen zwischen Irland und Spanien im Westen sowie Ägypten, Ungarn und Persien im Osten und auch die regen Kontakte zwischen diesen Lebenswelten zu vermitteln.
Teil des Schwertes von Kunagota. Foto: Ungarisches Nationalmuseum, Budapest.
Daher greift die Ausstellung 7 grundlegende Themen auf: Vielfalt der Kulturen, Das Erbe Roms in den verschiedenen Regionen, die Überlieferung und Weitergabe von Wissen, Glaubensfragen, Krieg und Diplomatie, Identität der einzelnen Gruppen und Verbindungen der Regionen.
Mehr als 300 kostbare Objekte aus den Sammlungen der internationalen Partnermuseen von Schmuck bis zu Schwertern, von der Glasschale bis zum kostbaren antiken Kleidungsstück, werfen nicht nur Schlaglichter auf die Vielfalt, sondern machen das Leben anschaulich und lebendig.
Dose (Pyxis) mit biblischen Szenen, Elfenbein. 6. – 7. Jahrhundert n. Chr. LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-Landes-Museum Bonn.
Gleichzeitig begrüßt zu jedem Thema eine historische Person dieser Zeit, ein Reisender oder eine Reisende, die als Wissenschaftler, Pilger, Händler oder Herrscher damals weite Strecken zurücklegten, einzigartige Erfahrungen machten und diese mit den Zeitgenossen teilten.
Cross Culture Timeline (CEMEC, NoHo Dublin ) in der Ausstellung Europa in Bewegung im LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
In einzelnen Bereichen sind neuartige Vermittlungstechniken eingebaut: sogenannte Holoboxen. Diese stellen die Geschichte eines Exponates in den Mittelpunkt. In der Ich-Perspektive eines Objektes oder einer historischen Person wird in Hologramm-Technik eine zwar fiktive, aber mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmende Geschichte inszeniert. Musikuntermalung und professionell eingesprochene Dialoge sollen ein sinnliches, manchmal auch emotionales Erlebnis vermitteln, und der Phantasie bei der Wahrnehmung der Objekte ansprechen.
Das Erbe Roms in der Ausstellung Europa in Bewegung im LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Die Ausstellung ist das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projektes CEMEC (Connecting Early Medieval European Collections). Museen in Amsterdam, Athen, Bonn, Brüssel, Budapest, Dublin, Jaén und Rom sowie zahlreiche wissenschaftliche und technische Partner aus Belgien, Griechenland, Italien, Irland, den Niederlanden, Spanien, Ungarn und Deutschland haben es ermöglicht, herausragende Objekte in Verbindungen mit innovativen Medien- und Vermittlungstechniken gemeinsam zu präsentieren.
Das vollständige Rahmenprogramm und alle weiteren Informationen finden Sie auf der Homepage des Museums.
Dass die Deutsche Regierung zur Zeit ein Interesse daran hat, ihren Bürgern zu vermitteln, dass es schon früher Völkerwanderungen gab, zeigt uns dieser witzig gemeinte Clip, den der Deutsche Bundesrat im April 2015 veröffentlichte, was insofern spannend ist, weil dort normalerweise eher wenig geklickte Reden publiziert werden.