Vom 11. bis zum 14. Oktober 2010 fanden in München gleich vier Auktionen der Firma Gorny & Mosch statt: Auktion 190 und 191 beinhalteten antike Münzen, 192 Prägungen des Mittelalters und…
Datum/Zeit
10.10.2010 - 13.10.2010
22:00
Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart
Kategorien
Auktion 190-193
Nachbericht Gorny & Mosch 190-193: Qualität und Seltenheit bestimmen den Münzpreis
Vom 11. bis zum 14. Oktober 2010 fanden in München gleich vier Auktionen der Firma Gorny & Mosch statt: Auktion 190 und 191 beinhalteten antike Münzen, 192 Prägungen des Mittelalters und der Neuzeit, 193 war Rußland gewidmet.
Vor allem im Topsegment stiegen die Preise gewaltig. Wobei „Topsegment“ nicht ausschließlich hoch getaxte Münzen meint, sondern alle Stücke, die durch ihre Erhaltung und Seltenheit aus der Masse der Prägungen herausragen. Wenn diese beiden Eigenschaften vereint waren, dann schienen die Bieter keinen Halt mehr zu kennen.
Griechische Münzen in der Gunst ganz vorne
Vor allem bei den griechischen Münzen war diese Erscheinung zu beobachten. Für eine erste Überraschung sorgte ein vorzügliches, von Euainetos signiertes 100-Litren-Stück aus Syrakus von etwa 404 v. Chr. Gut, die Schätzung von 7.500 Euro war etwas untertrieben, wenn man in Betracht zog, daß der Vorderseitenstempel nicht die sonst üblichen Rostspuren zeigte. Doch daß sein Käufer dafür schlußendlich 66.700 Euro zahlen würde, das hatten die wenigsten erwartet.
Nr. 90: PANTIKAPEION (Taurische Chersonnes). Tridrachmon, ca. 325-300. SNG BM 879. Vorzüglich. Taxe: 3.000 Euro. Endpreis: 14.950 Euro.
Ähnlich ging es mit einem seltenen Tridrachmon aus Pantikapeion. Das vorzügliche Stück war mit 3.000 Euro geschätzt gewesen, der Endpreis lag bei 14.950 Euro. Da blieb das Titelstück geradezu im bescheidenen Rahmen. Das frühklassische Tetradrachmon aus Ainos stieg von 6.000 Euro auf 19.550.
Auch das beeindruckende Tetradrachmon von Amphipolis mit dem Frontalporträt war nicht zur Schätzung zu haben (75.000 / 115.000 Euro).
Nr. 236. PERGAMON (Mysien). Cistophor, 160-150 v. Chr. Kleiner Series 11a. Prachtexemplar. Vorzüglich. Taxe: 1.000 Euro. Endpreis: 5.290 Euro.
Wir können hier nicht alle Stücke beobachten, die um ein Vielfaches ihrer Schätzung verkauft wurden, doch sei ein ungewöhnliches Ergebnis für einen ganz gewöhnlichen Cistophor aus Pergamon erwähnt, das sogar die Kenner der Materie verblüffte. Das scharf ausgeprägte, gut zentrierte Stück mit feiner Patina war auf stolze 1.000 Euro geschätzt. Der Endpreis lautete 5.290 Euro! Ähnliches geschah mit einer gar nicht seltenen, späthellenistischen Großbronze aus Rhodos, allerdings mit einer feinen malachitgrünen Patina. Das vorzügliche Stück war mit 1.500 Euro geschätzt und wurde mit 12.650 Euro zugeschlagen.
Ob archaisch, klassisch oder hellenistisch, das schien den Käufern gleich zu sein, Hauptsache gut erhalten und selten. So realisierte eine unpublizierte Tetradrachme des Seleukos II. mit ausgezeichnetem Porträt in vorzüglich 41.400 Euro (Schätzung: 5.000).
Ähnliche Überraschungen blieben bei den Römern aus. Vernünftige Sammlerpreise beherrschten das Geschehen. Bei den Bronzen allerdings sind immer noch Höchstpreise möglich, wenn guter Stil, feine Patina und interessante Darstellung zusammentreffen, wie auf einem Sesterz des Traian mit der Darstellung einer Brücke in vorzüglich (3.000 / 16.100 Euro). Und natürlich bringen herausragende Aurei immer noch sehr gute Preise, so ein vorzüglicher Aureus des Hadrian mit einer ungewöhnlich gelungenen Darstellung der Personifikation Afrikas. Mit 4.000 Euro geschätzt, wurde das Stück mit 25.300 Euro verkauft. Auch die Preise für severisches Gold haben wieder stark angezogen. Ein stempelglänzender Aureus der Iulia Domna mit einer verführerischen Rückenansicht der Venus brachte 20.700 Euro (Schätzung: 7.500 Euro).
Kampf um deutsches Reichsgold
Auch für Münzen der Neuzeit gilt, der Preis wird über die Erhaltung geregelt. Seltenheit kommt an zweiter Stelle, kann aber zu Überraschungen führen.
Und die gab es bei Brandenburg Preußen, dort brachte eine Goldmedaille von 1744 im 5fachen Dukatengewicht auf die Einnahme von Prag statt der Schätzung von 2.500 10.925 Euro. Ein fast vorzügliches, äußerst seltenes 9-Dukaten-Stück des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. stieg von seiner Schätzung mit 7.500 auf stolze 21.850 Euro.
Die große Überraschung aber brachte das eigentlich überschaubare Gebiet des Reichsgold, nicht hinsichtlich eines einzelnen Stücks, doch insgesamt. Die realistische Schätzung hatte 39.750 Euro betragen. Das Endergebnis summierte sich zu 62.387 Euro.
Daß große Partien generell bessere Preise versprechen als versprengte Einzelstücke zeigte die kleine Serie Vatikan, die in Katalog 192 zu finden war. Hier entdeckte der Sammler eine ganze Reihe von mittelalterlichen Grossi des römischen Senats aus dem 13. Jahrhundert. Vor allem die gut erhaltenen Stücke waren begehrt, so brachte ein vorzüglicher Grosso 975 Euro (Schätzung: 250 Euro).
Nr. 3905. POLEN. Sigismund III. Dreigröscher 1593, Marienburg. Kopicki 962 (R6). Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 150 Euro. Endpreis: 2070 Euro.
Daß polnische Münzen in den letzten Jahren erheblich im Preis gestiegen sind, wissen wir seit langem. Gorny & Mosch 192 bestätigte den Trend. Zum Überflieger wurde ein sehr seltener Dreigröscher von 1593 in der Erhaltung sehr schön bis vorzüglich. Das Stück war mit bescheidenen 150 Euro geschätzt und wurde mit 2.070 Euro verkauft. Ein Kabinettstückchen, eine hochovale Medaille auf die Krönung Michael Korybuts von 1666 realisierte 9.200 Euro, eine Medaille des Johann III. Sobieski von 1684 8.625 Euro (Schätzung beider Stücke: 2.500 Euro).
Daß die türkischen Münzen, Medaillen und Auszeichnungen sich blendend verkaufen, das wissen wir spätestens seit der bei Gorny & Mosch versteigerten Sammlung Dogan. Nun wurde ein türkischer Verdienstorden „Nishan-i Shefkat“ angeboten. Das mit 500 Euro geschätzte Stück wurde mit 8.050 Euro verkauft.
Und auch die Preise der Lots paßten ins Bild: Gorny & Mosch ist berühmt für deren sinnvolle Zusammenstellung, so daß hier immer großes Interesse herrscht. Die 14 Lots am Ende waren mit 3.700 Euro geschätzt und wurden mit 8.560 Euro verkauft.
Rußland – immer noch Höchstpreise
Was soll man nur zu Rußland sagen? Einfach, daß immer noch Höchstpreise erzielt werden? Doch sehen wir uns die Sache genauer an.
Es stimmt, für die russischen Prägungen der Zarenzeit scheint keine Schätzung hoch genug. Gleich, was man hinschreibt, es wird um ein Vielfaches überboten. Wenn etwas gar gut erhalten und selten ist, dann spielt das Geld – so zumindest ein erster Eindruck – keine Rolle mehr.
Ein gutes Beispiel dafür ist ein sehr seltener, vorzüglicher Dukat von 1729 Peters II. aus dem Roten Münzhof von Moskau. Mit 12.500 Euro war das Stück bereits geschätzt, mit 115.000 wurde es verkauft. Ähnliches geschah mit einem seltenen, fast vorzüglichen 10 Rubel Stück Elisabeths von 1757 aus St. Petersburg. Hatte die Schätzung 30.000 Euro betragen, lautete der Endpreis auf 80.500 Euro.
Beachtlich ist aber auch das Interesse, das immer mehr auf die unauffälligen Kleinmünzen fällt. Perfekte Scheidemünzen erreichen in den letzten Jahren Ergebnisse, die man bisher nur von Gold und Großsilber kannte. So war eine vorzügliche bis prägefrische Poltina von 1794 mit 750 Euro geschätzt und wurde erst mit 12.650 Euro verkauft! Dasselbe passierte, wenn auch nicht ganz so spektakulär, mit einem 20 Kopeken Stück von 1776 (250 / 5.520 Euro). Und wenn man die kleine Serie von drei perfekten Prägungen Katharinas II. für die Krim betrachtet – 20, 10 und 2 Kopeken, dann bleibt einem schier die Luft weg. Zusammen waren sie mit 15.000 Euro geschätzt, das Gesamtergebnis lautete 89.125 Euro – wobei die kleinste Münze mehr als das Doppelte der beiden anderen brachte.
Nr. 5267. RUSSLAND. Alexander I. für Polen. Probe zu 5 Zlotych 1818, Warschau. Bitkin 907. Unikat. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 10.000 Euro. Endpreis: 149.500 Euro.
Zum teuersten Stück der Auktionswoche wurde eine eigentlich unauffällige Probe zum 5-Zlotych-Stück 1818 für Polen. Das Unikum mit herrlicher Patina in vorzüglich bis Stempelglanz war mit 10.000 Euro geschätzt und wurde mit 149.500 Euro verkauft.
Während die modernen Gedenkprägungen der UdSSR sich nicht mehr so gut verkauften, waren einige Proben zum Umlaufsgeld des jungen kommunistischen Staates unglaublich begehrt. 6 Stück waren angeboten, ihre Taxe hatte insgesamt 6.400 Euro betragen. Das Endergebnis lautete auf rund 26.500 Euro!
Nichts Neues im Osten also. Auf jeden Fall wird es im März wieder eine Neuauflage der Münchner Auktionswoche geben. Sichern Sie sich rechtzeitig ihren Katalog bei Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.
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Die Ergebnislisten aller Auktionen können eingesehen werden unter http://www.gmcoinart.de/index.php?area=auctions&content=ergebnis