Die Große Sonderausstellung „Göttinnen des Jugendstils“ im Badische Landesmuseum zieht zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Wie groß die Fangemeinde des Jugendstils ist, zeigt auch ein Blick in die Sozialen Medien.
Der Jugendstil fasziniert mit seinem lebendigen Linienspiel und seiner dekorativen Ausdruckskraft. Erstmals thematisiert die Ausstellung seine Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Weiblichkeit: Überhöht als naturverbundenes oder göttliches Wesen, als zerbrechliche Femme fragile oder als gefährliche Femme fatale – der Jugendstil ist ohne seine faszinierenden Frauendarstellungen nicht zu denken. Zu sehen sind jedoch kaum „reale“ Frauen. Die Ausstellung im Karlsruher Schloss zeigt die Vielfalt der weiblichen Darstellungen um die Jahrhundertwende und hinterfragt diese zugleich kritisch. Darüber hinaus widmet sie sich den Lebenswelten der Frau um 1900 und zeichnet die Kunst- und Sozialgeschichte einer ganzen Epoche.
Mithilfe großformatiger Wandgrafiken fängt die Schau die Stimmungen und Ambivalenzen der Zeit um 1900 ein. „Die Wandgrafiken bieten eine Folie, vor der die Exponate betrachtet werden können“, so Dr. Elke Kollar und Lars Petersen aus dem Projektleitungsteam. „Wir sehen den Jugendstil als Spiegel der bewegten gesellschaftlichen Verhältnisse. Und obgleich die Frauen in der Jugendstil-Kunst zentrales Thema sind, so sind ihre realen Lebensverhältnisse noch von Repressionen geprägt. Doch sie gehen auf die Straße und erlangen langsam größere gesellschaftliche Teilhabe und Mitsprache. Sie werden anerkannte Künstlerinnen und finden ihren Weg in die Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund betrachten wir den Jugendstil genauer und haben dabei den Künstlerinnen einen eigenen Ausstellungsbereich gewidmet. So manche Biografie zeigt, wie erfolgreich Künstlerinnen in ihrer Zeit sind, auch wenn wir ihre Namen und Werke heute erst langsam wiederentdecken.“
Die Welt um 1900 ist eine Welt im Wandel – und die gesellschaftlichen Grundfragen von damals haben an Aktualität wenig eingebüßt: Nach wie vor setzen wir uns kritisch mit den Themen Chancengleichheit, Diversität, Körperinszenierung oder der Konsumkultur auseinander. An vier Medienstationen lädt die Ausstellung die Besucher und Besucherinnen ein, eine Brücke vom Jugendstil in die Gegenwart zu schlagen und über verschiedene Aspekte nachzudenken: Wie stehen wir heute zum Beispiel zu idealisierten und stilisierten Frauendarstellungen, wie sie etwa einst Alfons Mucha entwarf? Denn ihre Faszinationskraft scheint bis heute ungebrochen, wie ein Blick in die Sozialen Medien zeigt: So finden sich auf Instagram allein unter dem Hashtag #artnouveau 1,5 Millionen Beiträge, darunter zahlreiche Tattoos. Das Thema Jugendstil geht noch immer unter die Haut!
Die Sonderausstellung „Göttinnen des Jugendstils“ ist noch bis zum 19. Juni 2022 im Schloss Karlsruhe zu sehen.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website des Badischen Landesmuseums.
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