von Ursula Kampmann
19. April 2018 – „Wegen der Geschehnisse dieses Wochenendes bleibt das Musée Dobrée und die Ausstellung ,Reise durch die Sammlungen‘ geschlossen. Danke für ihr Verständnis.“ Diese lapidare Ankündigung liest man derzeit auf der Website des Musée Dobrée in Nantes.
Eigentlich ist dieses Museum sowieso bis zum Jahr 2021 wegen seiner Restaurierung geschlossen. Um nun einige seiner Schätze trotzdem zu zeigen, hatte das Museum am 20. Mai 2017 eine Ausstellung eröffnet, in der 350 bedeutende Objekte seiner Sammlungen zu sehen waren.
Das Herz der Anne de Bretagne. Foto: Jibi44, März 2006 / Wikipedia cc-by 3.0.
Höhepunkt war das goldene Herz der Anne de Bretagne, das seit 1886 im Musée Dobrée ruht. Anne, Gemahlin Ludwigs XII., hatte sich gewünscht, dass ihr Herz bei ihren Eltern in der Karmeliterkirche von Nantes begraben sein solle. Auch diese Kirche wurde während der französischen Revolution niedergerissen. Das kunsthistorisch höchst bedeutende Renaissance-Grabmal ihrer Eltern und das goldene Herz der Anne haben sich wie durch ein Wunder erhalten. Das Grabmal wurde 1817 in die Kathedrale transferiert, das Herzreliquiar von 1514 kam ins Musée Dobrée.
Von dort wurde es nun in der Nacht vom 13. auf den 14. April 2018 gestohlen, zusammen mit einer vergoldeten Statuette einer hinduistischen Gottheit und einer Gruppe von 57 Gold-münzen und 10 Medaillen, ebenfalls aus Gold. Während die französischen Münzen zumeist aus dem 14. Jahrhundert stammen, dürfte das auffallendste Objekt eine fast 800 g schwere Goldmedaille aus Dänemark sein, die 1677 auf die dänischen Seesiege ausgegeben wurde.
Die Beschränkung der Diebe auf ausschließlich goldene Objekte lässt darauf schließen, dass sie nicht von der historischen oder emotionalen Bedeutung der Exponate angezogen waren, sondern ausschließlich von ihrem Materialwert. Man kann deshalb die Museumsdirektorin gut verstehen, die in einem emotionalen Interview die Diebe aufruft, das Nicht-Wieder-Gutzumachende nicht zu begehen – mit anderen Worten, die Objekte nicht einzuschmelzen.
Man kann nur hoffen, dass mit dem Herz der Anne de Bretagne nicht das Gleiche passiert, wie mit den Objekten, die während des berüchtigten Raubs in der Bibliothèque national in der Nacht vom 5. bis zum 6. November 1831 geraubt wurden. Sie gelangten fast vollständig wieder in den Besitz des Staates, allerdings eingeschmolzen zu Goldbarren.
Eine Aufstellung der gestohlenen Münzen finden Sie auf der Website von cgb.
Die MünzenWoche bietet einen Artikel, in dem wir über eine stempelgleiche Medaille wie die beim Diebstahl abhanden gekommene berichteten. Diese ist im Besitz des Wiener Münzkabinetts.
Die französische Presse berichtete über den Diebstahl. Allerdings ohne detaillierte Angaben zum Tathergang zu machen.
Patrick Perin hat einen detaillierten Artikel über den Diebstahl von 1831 aus der Bibliothèque nationale – damals Royale – publiziert.
Auch beim Berliner Diebstahl hat man den Big Maple Leaf nicht sicherstellen können, auch wenn die Täter entlarvt wurden.