Friedrich der Weise

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von Ursula Kampmann

7. Juli 2016 – Friedrich der Weise: Welcher Münzfreund würde dabei nicht an das berühmte 3 Mark-Stück des Deutschen Kaiserreichs von 1917 denken? So sehr ist diese Münze in das numismatische Allgemeinwissen eingegangen, dass wir gelegentlich vergessen, dass der sächsische Herzog und Kurfürst (1463-1525) eine der prägenden Gestalten der Reformationszeit war. Friedrich der Weise hat selbst eine umfangreiche und mit seinen Klappmünzentalern innovative Münzprägung initiiert. In seinem Auftrag sind wunderschöne Medaillen der Renaissance entstanden. Grund genug zu hoffen, dass auf diese Selbstzeugnisse in einem schwergewichtigen Aufsatzband eingegangen wird, der anlässlich einer Tagung im Jahr 2013 herausgegeben wurde. Damals traf man sich in Torgau, um mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung seines Lebens den 550. Geburtstag von Friedrich dem Weisen zu begehen.

Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen – Politik, Kultur und Reformation, hg. von Armin Kohnle und Uwe Schirmer. Leipzig-Stuttgart 2015. 451 S. mit zahlreichen sw Abb. Kartoniert, Fadenheftung. ISBN 978-3-515-11282-6.

22 Autoren beleuchten unter drei Kapitelüberschriften – Persönlichkeit und Politik, Kultur und Humanismus, Frömmigkeit und Reformation – das Leben und Wirken Friedrichs unter verschiedenen Gesichtspunkten. Wer sich, wie die Rezensentin, erhofft, mehr über zeitgenössische Wirtschaftsgeschichte oder die sich wandelnde Selbstdarstellung des Fürsten zu erfahren, wird enttäuscht. Der Schwerpunkt liegt auf anderen Themen, so vor allem auf der Verbindung Friedrichs mit der Reformation.

Ein Beitrag allerdings liefert demjenigen, der sich für das wirtschaftliche Funktionieren eines Herrscherhofs in der frühen Neuzeit interessiert, reichlich Stoff zum Nachdenken. Jürgen Herzog hat für seinen Artikel „Fürstlicher Hof und Stadt Torgau während der Regierungszeit Friedrichs des Weisen“ die Rechnungen und Archivalien ausgewertet, um so zu erfahren, woher die Mittel kamen, um einen großen Hof standesgemäß zu unterhalten. Wer sich für Preise, Löhne und Kosten interessiert, der findet in diesem Beitrag reichhaltiges Material.
Spannend ist die Tatsache, dass zwei getrennte Abrechnungen erfolgten: Der Abrechnung in Münzen – aus Einnahmen und für Ausgaben – stand die Abrechnung der Sachleistungen gegenüber. Erst diese Zahlen geben einem ein Gefühl dafür, was um 1500 ein Taler wirklich bedeutete! Nur 962 Taler an barem Geld nahm der Fürst im Abrechnungszeitraum 1485/6 aus dem großen Amt Torgau und seinen zugeordneten Dörfern ein! Und für die anderen Jahre war es noch weniger, 1524/5 gar nur 511 Taler! Kein Wunder, dass der Hof meist mehr Taler ausgab als er einnahm. Allerdings beträgt die höchste Differenz 71 Taler! Man hätte sich die fürstlichen Schulden ohne diese Abrechnungen höher vorgestellt.

Einen Beitrag aus der Feder von Andreas Tacke gibt es zur Selbstdarstellung von Friedrich dem Weisen. Der ist allerdings trotz des pfiffigen Titels „Marketing Frederick“ reichlich unbefriedigend. Dies mag zum großen Teil daran liegen, dass der Autor aus unbegreiflichen Gründen seinem Text keinerlei illustrierende Abbildungen beigegeben hat, die dem Leser, der wahrscheinlich wie die Rezensentin nicht sofort alle verschiedenen Porträttypen bildlich vor Augen hat (als optische Hilfe sind lediglich die Größenangaben angegeben), die Lektüre erleichtert hätten. Dabei wäre der Ansatz Tackes eigentlich sehr spannend gewesen, belegt doch eine Rechnung der Werkstatt von Cranach, dass der Fürst höchstpersönlich 60 Porträts von sich malen ließ, um sie als Geschenke zu benutzen. 109 Gulden und 14 Groschen kostete ihn der Spaß. Man darf davon ausgehen, dass Friedrich sein Bild auf Münzen und Medaillen genauso überlegt für politische Zwecke einsetzte.

Mit Abbildungen arbeitet Martina Schattkowsky, wenn sie sich mit der Rezeption einer kleinen Anekdote beschäftigt. Spätestens seit 1604 schrieb man nämlich Friedrich einen Traum zu, der ihn veranlasst haben soll, Martin Luther unter seinen persönlichen Schutz zu nehmen. Dieser Traum wurde nicht nur auf Medaillen, sondern sogar auf einer Notgeldserie der Kreissparkasse Herzberg verewigt. 

Trotz dieser kleinen numismatischen Exkurse lohnt es sich für den an Münzen und Wirtschaftsgeschichte interessierten Leser nicht, den Aufsatzband zu kaufen. Wer erfahren will, wer dieser Friedrich der Weise war, der da auf unserem Drei-Mark-Stück der Kaiserzeit abgebildet wurde, der kaufe sich lieber eine Biographie.

Sollen Sie das Buch dennoch erwerben wollen, können Sie das direkt beim Steiner Verlag tun.