von Ursula Kampmann
26. Juni 2014 – Nichts kann Laien schneller für die Numismatik begeistern als eine Vitrine mit den Dingen, die weltweit in Vergangenheit und Gegenwart als Geld gedient haben. Zigaretten und Whiskey-Flaschen, Tierfelle und Eberzähne, Teeziegel und Kakaobohnen faszinieren und regen an, über das Wesen von Geld nachzudenken.
Robert D. Leonard Jr., Curious Currency. The Story of Money From the Stone Age to the Internet Age. Whitman Publishing, Atlanta, GA, 2010. 23,6 x 16 cm, 158 S. durchgehend farbig illustriert. Hardcover. ISBN: 978-0794822897. $12,95.
Wer einen Überblick bekommen will, welche Materialien und Objektgattungen bereits als Geld benutzt wurden, der sei auf den bei Whitman erschienenen Katalog „Curious Currency“ von Robert D. Leonard verwiesen. Er liefert einen interkulturellen Überblick, indem er – ohne Vollständigkeit zu reklamieren – prämonetäre Geldformen nach Objektgattungen ordnet.
Sein erstes Kapitel beschäftigt sich mit der Urform des Tauschmittels: Rohmaterial, also Steine und Metalle zur Weiterverarbeitung, die Geldform, die letztlich zur ersten Entwicklungsstufe unserer Münzen wurden.
Sein zweites Kapitel ist das umfangreichste. Es trägt die simple Überschrift „Useful Articles“ und subsummiert die bäuerliche Welt, in der Vieh, Getreide und Sklaven als Tauschmittel dienten. Es umfasst aber auch landwirtschaftliche Produkte sowie haltbare Nahrungsmittel, Stoffe und Werkzeuge, Waffen und Felle, Alkohol, Drogen, Zigaretten sowie Briefmarken.
Es folgt das, was wir als die klassischen prämonetären Geldformen kennen, alles, was schmückt. An erster Stelle Perlen und Perlenketten, Federn, Ringe, Schalentiere und Tierzähne. Sie sind schwer abzutrennen von dem, was Leonard als „Customary Objects“ bezeichnet, also als Schrumpfformen ehemaliger Nutzgegenstände, die sich als Handelseinheit eingebürgert haben. Ein klassisches Beispiel für ein „Customary Object“ wäre zum Beispiel die Manille, eigentlich ein Armreif, der aber nicht mehr tragbar ist, und nicht für den Gebrauch hergestellt wurde. Hier in diesem Kapitel werden auch einige spezielle Münzen aufgelistet, während sich das letzte Kapitel mit allen Formen des Geldersatzes beschäftigt.
Leonard war daran gelegen, ein unterhaltsames Buch zu machen, das zum Staunen und Weiterlesen anregt. Da bleibt die Systematik manchmal ein wenig auf der Strecke, aber dafür erhält man mit seinem lexikonartig aufgebauten Buch (sehr nützlich: der Sachindex am Schluss!) einen wunderbaren Überblick über das Material.
Michael Apel, Günter Kuhn, Bernhard Rabus, Alles kann Geld sein … … man muss nur daran glauben. Museum Mensch und Natur, 2014. 29,6 x 21 cm. 94 S., durchgehend farbig illustriert. Paperback. 17,50 Euro (im Museumsshop erhältlich).
Einen wesentlich theoretischeren Ansatz verfolgt „Alles kann Geld sein“ von Michael Apel, Günter Kuhn und Bernhard Rabus, dessen Untertitel „…man muss nur daran glauben“ die Geldkritik gleich mitliefert. Dass es hier nicht um einzelne prämonetäre Spezialformen geht, zeigt schon die Einleitung. Es dreht sich um unser aller Geld. Münzen, Geldscheine, Kreditkarten und Sparbücher werden gleichrangig mit Mamulis, Sycees, Mokkos, Kauris und Zigaretten behandelt, selbst wenn es um Kaufkraft, Geldwertstabilität und Inflation geht.
Hier hat man ebenfalls einen kulturübergreifenden Ansatz gewählt. Ordnungskriterium ist – systematisch durchgehalten – das Material. Aufgegliedert nach Gold, Silber, Kupfer / Bronze / Messing, Eisen, Nickel /Aluminium, Stein, Glas / Keramik, Salz, Molluskenschalen, sonstigen tierischen Rohstoffen, Tabak, Tee / Kakao, Geflochtenes und Gewebtes, Holz / Blätter und Papier, liefern äußerst kurze Minimaltexte Interessantes und Überraschendes für Jedermann.
Zielpublikum ist eindeutig der Laie, vielleicht sogar der sehr junge Nachwuchsnumismatiker. Und so kommt der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Museums „Mensch und Natur“ in einem außergewöhnlich frischen Design daher, und erinnert nur noch in Ansätzen an ein klassisches Buch. Wer eine ausführliche Abhandlung zum Thema erwartet, dürfte enttäuscht sein. Die Autoren haben konsequent den Weg der aktuellen Fachbücher für Kinder (die übrigens auch sehr gerne von Erwachsenen gelesen werden) weitergedacht. Im Zentrum steht das Bild, dem eine kurze, leicht und schnell lesbare Beschreibung beigegeben ist. Die Texte sind einfach, ohne viele Fremdwörter und erteilen so dem üblichen Fachchinesisch eine klare Absage.
Beide Bücher sind großartig dazu geeignet, neue Sammler für das Gebiet der prämonetären Geldformen zu gewinnen und mehr Menschen für das Thema Geld zu sensibilisieren.