von Björn Schöpe
29. März 2012 – Wenn Menschen vor einem Gebäude übernachten, um in der Schlange die ersten zu sein, so handelt es sich meist um ein neues Apple-Produkt. Diesmal allerdings spielten sich solche Szenen, die in einem allgemeinen Tumult endeten, vor der Bank of China ab. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Bank – sie ist damit die einzige Bank in China, die auf einhundert Jahre kontinuierliche Geschichte zurückblicken kann – wurden mit roter Tinte bedruckte Geldscheine in limitierter Auflage ausgegeben. Ihre Vorderseite zeigt die Große Mauer und das Gebäude der Bank of China in Bejing, auf der Rückseite sieht man die Silhouette des modernen Hongkong und des Turmes der Bank of China in Hongkong.
Turm der Bank of China (Hongkong). Foto: Filzstift / Wikipedia.
Am 15. Februar 2012 verkaufte die Bank of China Geldscheine einer limitierten 100-Jahre-Ausgabe, darunter 1,1 Millionen einzelne HK$100-Scheine, 100.000 Sets von je drei ungeschnittenen Geldscheinen und 20.000 Sets zu je 30 ungeschnittenen Geldscheinen für jeweils HK$150, HK$600 und HK$6.000. Als Leute am vorherigen Tag angekommen waren, hatten sie sich bereits Schlafsäcke mitgebracht. Denn jeder durfte nur eine begrenzte Anzahl Geldscheine kaufen.
Viele erwarteten einen Wertanstieg der Scheine, weswegen Händler bemüht waren, so viele wie möglich sofort zu kaufen; dafür boten sie teilweise das Fünffache des ursprünglichen Verkaufspreises. Aufgrund der großen Nachfrage gab die Bank jedoch bald Bons an die Wartenden aus, die ein Anrecht auf den Kauf sicherten. Ein Mann erzählte Journalisten, dass er 77 dieser Bons für je HK$1.000 kaufte; erst danach erfuhr er, dass diese Scheine personengebunden und damit für ihn wertlos waren.
Viele Menschen sagten allerdings auch, dass sie ihre Scheine niemals verkaufen würden, weil sie mit einem so bedeutenden Ereignis verbunden seien. Experten sind im übrigen skeptisch, inwieweit diese Sonderausgabe die an sie gestellen Wertsteigerungserwartungen erfüllen wird. Möglicherweise wird der Hype schnell vergehen, und Sammler werden sich dann gewiss mehr an ihren emotionsgeladenen Objekten erfreuen als diejenigen, die nur schnelles Geld verdienen wollten.
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