von Björn Schöpe
13. Oktober 2011 – Wir sind mittlerweile zu einer to-go-Gesellschaft geworden. Alles gibt es to-go: Kaffe (bzw. Coffee) oder Mittagessen, wahlweise auch gleich aus dem Automaten. Bei den Lebensmitteln aus den Metallkisten ist meist eine gesunde Skepsis angebracht, was die Qualität der ausgespuckten Produkte betrifft. Dies dürfte die geringste Sorge sein, die man sich bei dem neusten to-go-Automaten machen müsste: dem Goldomaten.
Der Goldomat der Firma Ex Oriente Lux.
Man sollte meinen, die Geldanlage wäre noch ein klassischer Bereich des Nicht-Hektischen, verbunden mit einem Gang zum Berater oder doch wenigstens dem Zusammensuchen von Informationen, die man daheim in Ruhe auswertet. Gold goes Lifestyle verkündet dagegen ein Automat, der programmatisch mit Blattgold bedeckt ist. Tatsächlich ist das Gerät auch als Hilfsmittel zur Geldanlage gedacht – die aktuelle Weltwirtschaftslage unterstützt wohl jede Idee, die den Menschen Sicherheit ihres Geldes verspricht. Geld (oder Kreditkarte) rein, Gold raus, so einfach ist das.
Ein Gerät steht nun auch im Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi.
Man kann sich die verschiedenen Barren und Anlagemünzen in Ruhe in der kleinen, eingelassenen Auslage betrachten und dann auf einem Display wählen. Alle zehn Minuten werden die Börseninfos abgefragt und der Goldpreis aktualisiert.
Ersonnen hat den Goldomaten der Reutlinger Unternehmer Thomas Geißler. Wo sonst käme ein Tüftler auf diese geniale Idee, wenn nicht in Schwaben? Seine Firma Ex Oriente Lux entwarf 2009 einen ersten Prototypen, der auf dem Frankfurter Flughafen getestet wurde. Inzwischen stehen die rund 450 kg schweren Geräte aus Molybdänstahl in Deutschland, Italien und Saudi-Arabien und erfreuen sich größter Beliebtheit bei den Kunden. Der beste Automat setze bis zu 500.000 Euro im Monat um. Bei größeren Beträgen ist zum Schutz vor Geldwäsche eine Identifizierung nötig.
Bad news are good news: Äußerungen, die Auswirkungen auf die Finanzmärkte erwarten lassen, führen auch zu einem entsprechenden Ansturm auf die Automaten. Nach Josef Ackermanns Erklärung, Griechenland sei insolvent, konnten die Goldomaten kaum noch nachbeliefert werden. Die Geräte sind geradezu Indikatoren für die Wirtschaftslage!
Die Auslage lädt zum „Goldziehen“ ein.
Thomas Geißler hat sich vorgenommen, „den Goldhandel zu entmystifizieren“ und mehr „Lust auf die Investition in Edelmetalle zu machen“. Während in Reutlingen die „normalen Sparer“ eher kleine Barren ziehen, bevorzugen die saudi-arabischen Kunden Münzen. An weltweit (bislang) 28 „Standorten mit gehobener Kaufkraft, großem Publikumsverkehr und guter Sicherheitsumgebung“ können die Kunden aus einem Angebot von verschiedenen Barren und Anlagemünzen wählen. Besonders beliebt sei der 250-Gramm-Barren für rund 7800 Euro – alle kleineren Barren seien zu Anlagezwecken nicht geeignet, wegen der hohen Produktionskosten. Aber auch als Geschenke und Mitbringsel der gehobenen Art kommen die Automatenprodukte offenbar an, die Firma will expandieren.
Angeblich soll einer der Großaktionäre seine Firmenanteile zurückgegeben haben, nachdem Geißler seinen Plan vorgestellt hatte. Dies könnte ein Fehler gewesen sein. Gibt es eine deutlichere Bestätigung für Qualität und Zukunftssicherheit eines Produktes, als wenn es in Fernost kopiert oder vertrieben wird? Die Gongmei Gold-Trading hat ebenfalls einen Goldomaten herausgebracht. Im Reich der Mitte ist die Nachfrage nach Gold enorm. Und die Ziele sind entsprechend hochgesteckt: Die chinesischen Pendants sollen nicht nur Gold ausgeben, sondern auch annehmen. Dafür ist ein Barcodescanner geplant, der die Goldbarren zuordnen und ihren Wert bestimmen kann. In den nächsten zwei Jahren sollen 200 Geräte in China aufgestellt werden, um die prognostizierte Nachfrage zu befriedigen. Doch der Höhenflug ist noch verhindert durch ein lästiges Detail. Der Ende September vorgestellte erste Goldomat musste seine Arbeit gleich wieder einstellen, da er keine Zahlungsbelege ausgab. Er soll allerdings bald repariert sein. Solange können zumindest chinesische Touristen ihr Gold am Automaten schwäbischer Produktion beziehen. Als nette Erinnerung an Deutschland.
Nähere Informationen zu der Firma Ex Oriente Lux und dem Goldomaten finden Sie auf der Website des Unternehmens.
Eine Pressemeldung finden Sie hier.
Über den chinesischen Goldomaten wird hier berichtet.