25. Oktober 2012 – Süßer die Münzen nie klingen… als im Neuen Münzkabinett auf Schloss Friedenstein! Der neue, aufsehenerregend gestaltete Raum im Anschluss an die historischen Gemächer im Westflügel des Schlosses wurde am Samstag, 13. Oktober 2012, gemeinsam mit der Sonderausstellung „Gothas Gold – 300 Jahre Münzkabinett“ eröffnet. Das Neue Münzkabinett (im Unterschied zum Historischen Münzkabinett in der Forschungsbibliothek Gotha) ist ein wesentlicher Baustein des neuen Schlossrundgangs, der immer mehr Kontur annimmt. Nach Kunstkammer, Ahnengalerie, der naturkundlichen Präsentation „Tiere im Turm“, der Neueinrichtung des zweiten Vorgemachs im herzoglichen Appartement und dem neu gestalteten Haupteingang des Schlosses stellt das Neue Münzkabinett nun einen weiteren, wahrlich goldenen Glanzpunkt im Rundgang des Barocken Universums Gotha dar.
Die Sonderausstellung. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Die Sonderausstellung „Gothas Gold“ findet zum Jubiläum 300 Jahre Friedensteinisches Münzkabinett und aus Anlass des spektakulären Rückkaufs der schönsten Stücke aus Coburg im letzten Jahr statt. „Gothas Gold“ gewährt Einblicke in das Ankaufsjahr 1712 und lässt durch eine Vielzahl von prächtigen Goldobjekten den Glanz einer großen und bedeutenden Barocksammlung aufscheinen.
Gotha, Schloss Friedenstein, 17. Mai 1956. Bundesarchiv, Bild 183-37296-0001 / CC-BY-SA.
Im Jahre 1712 erwarb Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg die weithin bekannte und mehr als 18.800 Objekte umfassende Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt für 100.000 Taler. Mit diesem Ankauf hatte die Gothaer Münzsammlung, die heute an die 150.000 Münzen, Medaillen und numismatische Objekte umfasst, ein europäisches Niveau erlangt. Der münz- und medaillenbegeisterte Friedrich löste die „Numismatica“ nun aus dem Kontext der Kunstkammer und richtete ein eigenes Münzkabinett im Ostflügel des Schlosses ein (heute Forschungsbibliothek Gotha). Teil des Arnstädter Ankaufs waren etwa 1.500 spätmittelalterliche und neuzeitliche Goldmünzen und -medaillen, darunter Raritäten von unschätzbarem Wert.
Schloss Friedenstein, Festsaal. Foto: Stefan C. Hoja / Wikipedia.
Die Ausstellung ist am Samstag, 13. Oktober 2012, im Festsaal des Schlosses von Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, eröffnet worden. Grußworte sprachen weiterhin Dr. Martin Hoernes, Stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder und S. H. Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha, Leiter der Stiftungsverwaltung Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie. Dr. Martin Eberle, Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, führte in die Thematik der Ausstellung ein.
Das Herzogliche Münzkabinett auf Schloss Friedenstein Gotha
Im Zeitalter des Barock galt das Sammeln von Münzen und Medaillen an den fürstlichen Höfen als „Kavalierstugend“. Man schätzte die „ehernen“ Werke als historisch und kulturgeschichtlich interessante Informationsträger, die glanzvoll und in unvergänglichem Kleinformat bedeutende Ereignisse der Weltgeschichte, aber vor allem auch in der Geschichte der eigenen Dynastie festhielten.
Ernst der Fromme, Denkmal vor Schloss Friedenstein. Foto: Stefan C. Hoja / Wikipedia. http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode.
So brachte auch Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675), als er mit seinem Hofstaat das neu erbaute Schloss Friedenstein (1643-1654) bezog, neben anderen Kunstschätzen 516 Münzen und Medaillen aus altem ernestinischen Familienbesitz von Weimar mit nach Gotha und legte hiermit den Grundstock für einen in den kommenden Jahrhunderten zahlen- und bedeutungsmäßig stetig anwachsenden Sammlungsbestand. Unter ihm und unter seinem Sohn Friedrich I. (1646-1691) war die Münz- und Medaillensammlung zunächst noch Bestandteil der 1653 eingerichteten Herzoglichen Kunstkammer, wo man diese innerhalb der Artificialia zusammen mit kunstreichen Uhren, Mathematica und Optica, „Allerhand Antiquitäten (…) fremder Nationen Rüstungen, Kleider und Geräthe“ in „Kästlein“ präsentierte.
Das Münzkabinett. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Zum Markstein in der Geschichte des Gothaer Münzkabinetts – sowohl sammlungspolitisch als auch wissenschaftsgeschichtlich – wurde die Regierungszeit Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732). Im Jahre 1712 konnte der münz- und medaillenbegeisterte Herzog die seinerzeit weit bekannte und mehr als 18.800 Objekte umfassende Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt (1653-1716) geschlossen für 100.000 Taler erwerben. Mit einem Schlag wurde das Ansehen des Gothaer Kabinetts in Dimension und Qualität auf europäisches Niveau gehoben. Der Ankauf führte am Gothaer Hof zur frühen Ausgliederung der Numismatica aus dem räumlichen und sachlichen Kontext der Kunstkammer und zur Einrichtung eines separaten Münzkabinetts im Ostflügel des Schlosses. Mit der dekorativen Ausgestaltung des Müntz- bzw. Medaillen Cabinets in den Jahren 1712/13 wurde unter anderem der italienische Freskenmaler Giovanni Francesco Marchini (ca. 1672-1745) betraut.
Über die historische Einrichtung des Münzkabinetts zu seiner Entstehungszeit sind wir durch verschiedene Quellen genau unterrichtet: So vermittelt der 1727 nach einer Vorlage des in Gotha tätigen Künstlers Johann David Schilbach (1707-1727) entstandene Kupferstich von Bernard Picart (1673-1733) in der Gotha Numaria einen präzisen Einblick in die Räumlichkeit. Des Weiteren existiert neben noch vorhandenen Bauarchivalien eine ausführliche zeitgenössische Beschreibung von der Inneneinrichtung des Kabinetts in Rudolphs (1642-1722) Gotha Diplomatica aus dem Jahre 1717.
Die reichen numismatischen Bestände waren in 15 Aufsatzschränken untergebracht, deren Anordnung nach Aussage des Müntz-Cabinet-Secretarius Christian Sigismund Liebe (1667-1736) „so kunstgerecht (war) … daß man auf einen Blick“ alles gut und in bester Ordnung übersehen konnte, „wenn man nicht ganz ohne Bildung der Dinge war.“ Der an der Fensterseite mittig stehende Schrank enthielt die Goldprägungen des Kabinetts. Die sieben Schränke auf der linken Seite des Raumes waren – geographisch und chronologisch geordnet – mit antiken und mittelalterlichen Prägungen gefüllt. Auf der rechten Seite befanden sich die neuzeitlichen Münzen, unterteilt in Länder, Königreiche, Grafschaften und Republiken. Unter „Bildung der Dinge“ verstand Liebe mit Sicherheit die offenkundige Trennung des Bestandes in „antik“ und „modern“ sowie seine Scheidung nach Nominalen. Die inhaltliche Gliederung des Raumes folgte somit den in der zeitgenössischen Literatur empfohlenen Systematisierungsleitlinien für numismatische Sammlungen.
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Auf den Schränken befanden sich Figurengruppen, bei denen es sich um verkleinerte Nachbildungen bekannter Kunstwerke aus der Antike und der Renaissance handelte, die Pfeiler zwischen den Schränken zierten Kaiserbüsten. Das Bildprogramm wies zunächst darauf hin, dass Numismatik nicht isoliert von den anderen Künsten und Wissenschaften zu betrachten war. Es sollte zudem das allgemeine Interesse Friedrichs II. an der Antike und ihrer Kunst veranschaulichen. Die Büsten der zwölf ersten Kaiser standen – auf Suetons (70-um 140) bekannte Schrift „De vita Caesarum“ zurückgehend – ikonographisch für den in der Antike gründenden Herrschaftsanspruch des fürstlichen Regenten. Bei den vor den Fenstern stehenden etwa 80 cm hohen Gipsfiguren handelte es sich um die in der barocken Ikonographie oft zitierten, auf Platon bzw. die christliche Auffassung zurückgehenden Kardinaltugenden Klugheit, Liebe, Gerechtigkeit und Tapferkeit. Sie verkörperten nach zeitgenössischem Verständnis die Eigenschaften und Qualitäten des regierenden Herzogs Friedrich II., dessen Statuette sich auf dem Schrank zwischen den Fenstern erhöht befand, und dem als Mäzen der Sammlungen zu huldigen war.
Die eindrucksvolle Raumausmalung zeichnet sich durch eine illusionistische Wand- und Deckengestaltung mit der Tendenz zur optischen Raumerweiterung und -öffnung aus. Über den Brüstungssockeln der Wände erheben sich kannelierte Pilaster, zwischen denen man in einen offenen Wolkenraum blickt. Vier allegorische, auf Wolken schwebende Figurengruppen, die von je einer Frauengestalt mit zwei männlichen Begleitern gebildet werden, schmücken die Decke. Es handelt sich bei ihnen um Darstellungen der vier damals bekannten Erdteile Europa, Afrika, Asien und Amerika. Versinnbildlicht werden sollte hiermit die geographische Breite der gesammelten Objekte im Sinne des „Macrocosmos in Microcosmo“ (Das Universum spiegelt sich im Kleinen).
Durch den Sachverstand der Gothaer Herzöge und durch das Wirken hervorragender Gelehrter als Sammlungsbetreuer konnte das Friedensteinische Kabinett in den folgenden Jahrhunderten seinen prominenten Platz in der Numismatik weiter ausbauen. So erfuhr es um 1800 durch den aufgeklärten Landesherren Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) einen namhaften Bestandszuwachs, vor allem im Bereich „Griechen“.
Wissenschaftlich machten Sammlungsbetreuer, wie Wilhelm Ernst Tentzel (1659-1707), Christian Sigismund Liebe (1667-1736), Christian Schlegel (1667-1772) oder Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll (1745-1822) das Kabinett weit über die Grenzen der Thüringer Residenzstadt hinaus bekannt und leisteten Bahnbrechendes in der Numismatik: Der Polyhistor Tentzel ging als Verfasser des breitangelegten Corpuswerkes Saxonia Numismatica (1705-1714) – einer noch heute grundlegenden Veröffentlichung sächsischer Medaillen und Gedenkmünzen – in die numismatische Forschung ein. Mit Liebes Gotha Numaria erschien 1730 in prachtvoller Ausstattung der erste gedruckte Katalog der Gothaer Antiken-Sammlung. Der Mittelalterspezialist Schlegel zählt zur ersten Generation der Brakteatenforscher um 1700 und Schlichtegroll gab 1804 mit seinen Annalen der gesamten Numismatik die erste numismatische Zeitung Deutschlands heraus.
Das Friedensteinische Münzkabinett zählt neben Berlin, München und Dresden zu den bedeutendsten numismatischen Sammlungen Deutschlands. Mit den neu erworbenen Münzen verfügt es nun über etwa 150.000 Münzen, Medaillen und andersartige numismatische Objekte.
Münzschatz in Gotha seit 2011 wieder komplett
Der Münzschatz Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg ist wieder auf Schloss Friedenstein vereinigt. Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christoph Matschie, anlässlich des Rückerwerbs der Münzen aus Coburg im vergangenen Jahr: „Mit dem nunmehr kompletten Münzschatz fügen wir dem Barocken Universum Gotha einen Baustein von unschätzbarem Wert hinzu. Er wird von Gotha aus weithin nach Thüringen und ganz Deutschland strahlen“, so Matschie.
Das fürstliche Münzkabinett befand sich seit dem 17. Jahrhundert auf Schloss Friedenstein in Gotha. Herzog Friedrich II. (1691-1732) von Sachsen-Gotha-Altenburg krönte sein „Barockes Universum“ im Jahre 1712 mit einer einzigartigen Erwerbung. Er kaufte zu vorhandenen Beständen die damals europaweit wegen ihrer Raritäten in Gold und Silber gerühmte Münzsammlung des Schwarzburg-Arnstädter Fürsten Anton Günther II. (1666-1716). Der bekannte Reiseschriftsteller des 18. Jahrhunderts Johann Georg Keyssler rühmte im Jahre 1741 das Gothaer Kabinett als eines „der vornehmsten in der Welt“. Doch mit dem 2. Weltkrieg schien der Glanz des Münzkabinetts zu erlöschen, denn nach dem 8. Mai 1945 begann eine Odyssee der Schätze in verschiedene Richtungen: Rund 100.000 Münzen und Medaillen – der zahlenmäßig größte Teil des Münzkabinetts – wurden von der Roten Armee beschlagnahmt und als kulturelle „Reparationsleistung“ in die Sowjetunion verbracht, dort verblieben sie bis zur Rückgabe Ende der 1950er Jahre. Aber es hatte noch eine weitere Aufsplitterung stattgefunden: Ein kleinerer, ca. 16.000 Münzen und Medaillen umfassender Bestand mit den größten numismatischen Raritäten und künstlerischen Kostbarkeiten in Gold, Silber und Bronze von der Antike bis zum 20. Jahrhundert war mit Unterstützung der amerikanischen Armee, die bis Mitte Juli 1945 Thüringen besetzt hielt, von der Herzog von Sachsen Coburg und Gotha’schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft nach Coburg verbracht worden. Seine Rückerwerbung bildet nun einen krönenden Höhepunkt für Gotha.
Ein Blick in die Sonderausstellung. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Während der mehrere Jahre andauernden Verhandlungen mit der Herzog von Sachsen Coburg und Gotha’schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft, die die Kulturstiftung der Länder im Auftrag des Freistaats Thüringen führte, wurde klar: Die in mehr als 250 Jahren entstandene, mit Gotha eng verknüpfte Sammlung durfte nicht zerschlagen werden und sollte auch nach dem Willen des Herzoglichen Hauses als Ganzes nach Schloss Friedenstein zurückkehren. Die Herzog von Sachsen Coburg und Gotha’sche Stiftung für Kunst und Wissenschaft ermöglichte dies durch ihr großzügiges Entgegenkommen. Der Ankauf der wertvollen Münzen durch die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha gelang 2011 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Thüringen, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dank der Spenden zweier Mäzene – der Münzliebhaber Fritz Rudolf Künker und Friedrich Popken. Die Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglichte eine langfristige Vorfinanzierung des Ankaufs.
Beispiele aus der Münzsammlung
Schweden. Medaille auf Königin Christina (1626-1689), o. J. Gold. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Christina war die zweite Tochter des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf und dessen Gemahlin Maria Eleonora von Brandenburg. Seit 1635 wurde sie als Königin erzogen, wobei sie wie ein Prinz im Reiten und Fechten ausgebildet wurde. 1644 trat sie die Regentschaft an und beeindruckte neben ihren Fähigkeiten als Herrscherin durch ihr facettenreiches Leben.
Nach ihrer Thronbesteigung machte sie den Stockholmer Hof zu einem Zentrum von Kultur und Wissenschaft. Sie trug entscheidend dazu bei, dass der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden beendet wurde. Auf dem Höhepunkt ihrer politischen Macht dankte sie 1654 ab, verzichtete zugunsten ihres Vetters Karl Gustav auf den Thron und verließ Schweden. Sie ließ sich in Rom als „Königin ohne Land“ nieder und trat zum katholischen Glauben über. Dort verstarb sie 1689 als päpstliche Pensionsempfängerin.
Ihr Porträt ziert ein antiker, reich verzierter Helm, der ebenso wie der Lorbeerzweig rechts im Medaillenbild und die strahlende Sonne auf dem Revers auf ihre Sieghaftigkeit bzw. ihre Rolle als Friedensstifterin hindeutet. Ihre Darstellung mit Helm ist eine Metapher für die Göttin Minerva / Athene.
Sachsen-Gotha. Gnadenpfennig Ernst I. der Fromme und Elisabeth Sophie ohne Fassung, 1653/65. Wendel Elias Freund, Gold. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Seit 1644 war Wendel Elias Freund ein vielbeschäftigter Goldschmied am Hofe Ernsts des Frommen. Ab 1653 schuf er mindestens 28 Medaillenkleinode, zu denen auch der vorliegende Gnadenpfennig zählt. Neben den aufwendig verzierten Varianten, fertigte er auch solche ohne Fassung. Gnadenpfennige besaßen einen hohen ideellen und auch einen bedeutenden materiellen Wert. Getragen wurden sie unter anderem an breiten schweren Goldketten, die wie eine Feldbinde schräg über den Oberkörper gelegt wurden.
Hans Reinhart d. Ä. Dreifaltigkeitsmedaille, 1544. Silber. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Die Dreifaltigkeitsmedaille verkörpert den künstlerischen Höhepunkt im Schaffen des sächsischen Goldschmieds und Medailleurs Hans Reinhart d. Ä. und in der deutschen Medaillenkunst des 16. Jahrhunderts. Die für den Medailleur typische Kombination von Guss und aufgelöteten Teilen erscheint hier in unübertroffener Meisterschaft.
Neben ihrem künstlerischen Wert besitzt die Medaille eine große religionspolitische Bedeutung. Wie aus ihrer Rückseitenlegende hervorgeht, war sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Auftragswerk des späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen. In einer religionsphilosophisch bewegten Zeit drückte sie die Sehnsucht nach der Einheit der Kirche aus. Moritz von Sachsen, der 1539 zum Protestantismus übergetreten war, hatte vor Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges versucht, zwischen dem Kaiser und den evangelischen Bundesanhängern in der Religionsfrage zu vermitteln. Das Bemühen äußert sich auch in der Aussage der Medaille. Das Glaubensbekenntnis des Athanasius und sie Dreieinigkeit fanden bei den Altgläubigen und den Protestanten gleichermaßen Anerkennung. Die Medaille besaß somit eine verbindende religiöse Botschaft.
Kurfürstentum Brandenburg. Friedrich Wilhelm der Große (1640-1688). Repräsentationsgabe für Gesandte und Würdenträger, o. J. (um 1650). Gold. Medailleur: Christian Maler und Johann Höhn. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Seit Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Großen kann in Brandenburg-Preußen erstmals von einer nachhaltigen Medaillenkunst gesprochen werden. Während seiner langen Regierungszeit wurden zahlreiche Medaillen auf die unterschiedlichsten Anlässe ausgegeben. Die vorliegende Medaille wurde vor Erlangung der preußischen Souveränität geschaffen. Die Aufführung aller Titel und Wappen lässt den Schluss zu, dass die Medaille als Geschenk für fremde Würdenträger und Gesandte diente.
Der 1578 in Nürnberg geborene Christian Maler war Sohn des bekannten Medailleurs Valentin Maler. Er arbeitete als Medailleur und Goldschmied. Bevor er 1603 die Arbeit in der Nürnberger Werkstatt seines Vaters fortführte, hielt er sich in London auf. Von 1608 bis 1609 lebte er erstmals in Wien. Ende 1609 begab sich Maler wieder nach Nürnberg, wo er bis 1625 blieb. Im Jahre 1613 erhielt er das kaiserliche Privileg zum Schutz des Bildnisrechts seiner Medaillen. In den Jahren 1630/31 ist er erneut in Wien nachweisbar. Maler arbeitete aber nicht nur in Süddeutschland und Österreich, sondern war auch für mittel- und norddeutsche Fürstenhäuser tätig. Kennzeichnend für seine Porträts ist eine spürbare Eleganz, die akribisch Kleidungsdetails, wie Panzer und Spitzenkragen, aufzeigt.
Kurfürstentum Brandenburg. Georg Wilhelm (1619-1640). Medaille auf den Waffenstillstand in Preußen, 1639. Gold. Medailleur: Sebastian Dadler. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.
Auf dem Avers stehen Kurfürst Georg Wilhelm und Kurprinz Friedrich Wilhelm im Harnisch mit Spitzenkragen vor einem Tisch, auf dem Kurhut und Zepter liegen. Auf dem Boden neben ihnen befinden sich die abgelegten Helme. Die Rückseite der Medaille zeigt die Ansicht von Königsberg und der preußischen Küste. Im Vordergrund sitzt die Friedensgöttin auf zerbrochenen Waffen und hält einen Lorbeerzweig in der Hand.
Sebastian Dadler (1586-1657), der auch als Kupferstecher, Goldschmied und Mechaniker tätig war, gilt als der bedeutendste deutsche Medailleur der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nach einer Ausbildungszeit als Goldschmied, die er in Frankreich absolvierte, kam er im Alter von vierundzwanzig Jahren nach Augsburg, das damals neben Nürnberg herausragendes Zentrum der europäischen Goldschmiedekunst war. Später war Dadler zeitweise Kaiserlicher Hofgoldschmied Ferdinands II. (1619-1637) in Wien, ab 1623 Hofgoldschmied am Hofe von Kurfürst Johann Georg (1611-1656) von Sachsen. Neben den Auftragswerken schuf Dadler seit 1624/25 zahlreiche religiöse und moralisierende Medaillen, ab 1627 auch Friedenswunschmedaillen für den freien Verkauf auf Messen (z. B. Leipzig).
Von 1634 bis 1648 war Dadler in Danzig für den Hof Wladislavs IV. (1632-1648) von Polen tätig. Außerdem arbeitete der Medailleur aufgrund seiner Bekanntheit auch für die Höfe in Schweden (Königin Christina) und Dänemark (König Friedrich III.). Die Medaille ist auch in Silber im Münzkabinett vorhanden.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, der die Geschichte des Münzkabinetts und die Schicksale der umfangreichen Sammlung lebendig und mit zahlreichen Illustrationen erzählt.
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, so gibt es verschiedene Führungen und ein museumspädagogisches Programm, unter anderem speziell auf Schulklassen zugeschnitten.
Am 22. und 23. November 2012 findet daneben eine Tagung des Forschungszentrums Gotha statt unter dem Titel „Weltläufigkeit und Universalität – Münzkabinette und Numismatik im Zeitalter des Barock“. Aus Anlass der Gründung des Münzkabinetts auf Schloss Friedenstein vor 300 Jahren widmet sich die Tagung der Rolle der Numismatik und Bedeutung von Münzkabinetten im Zeitalter des Barock.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und dem Münzkabinett.
Zur Tagung können Sie sich infomieren auf der Seite des Forschungszentrums Gotha.