von Ursula Kampmann
4. Februar 2016 – Es ist ein seltenes Ereignis, wenn zur Vorstellung einer neuen Gedenkmünze gleich mehrere Fernsehteams und zahlreiche Vertreter der Tagespresse anreisen. Die Swissmint konnte sich am 28. Januar 2016 über ein geradezu exorbitantes Medieninteresse freuen. Und der Grund war klar: Die ganze Schweiz freut sich auf das große Fest, das am 4. und 5. Juni 2016 begangen wird.
Plakate werben für die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels. Quelle: Gottardo 2016.
Auf einen offiziellen Festakt am 1. Juni 2016, wenn die Tunnelbaugesellschaft ihren Tunnel dem Schweizerischen Bund übergibt und der Bund ihn seinerseits der SBB, der Schweizerischen Eisenbahn, weiterreicht, folgt am 4. und 5. Juni 2016 ein großes Volksfest, das jetzt schon in aller Munde ist.
Ein Blick in den Tunnel. Die ersten, die ihn offiziell durchfahren, werden ganz normale Schweizer und Schweizerinnen sein. Foto: Gottardo 2016.
Mit 57 Kilometern ist der Gotthard-Basistunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er weist keine Steigungen auf, was praktisch bedeutet, dass der Passagier an manchen Stellen bis zu 2.300 Meter Felsen über sich hat. Damit ist dieser Tunnel gleichzeitig der tiefste Tunnel, der je gebaut wurde. Er verkürzt die Strecke zwischen der Zentralschweiz und dem Tessin nicht nur stark, sondern ermöglicht wegen der fehlenden Steigungen gleichzeitig längere Züge, die mit weniger Energieaufwand gezogen werden können. Pro Tag können im Gotthard-Basistunnel bis zu 260 Güterzüge planmäßig verkehren.
Derzeit gibt es auf vielen Bahnhöfen der Schweiz eine Wander-Ausstellung zum Gotthard-Basistunnel. Foto: Gottardo 2016.
Nun haben die Schweizer ein vollständig anderes Verhältnis zu ihrer Eisenbahn als zum Beispiel die Deutschen. Während der durchschnittliche Deutsche (vor allem auf einem zugigen Bahnsteig bei der allfälligen Verspätung) die DB eher als ein unvermeidliches Übel betrachtet, ist die SBB der Stolz der ganzen Schweizer Nation. Alle wollen dabei sein, wenn die ersten Züge den neuen Tunnel durchqueren. Wer im ersten Zug sitzen darf, wird ausgelost. Eine Woche nach Beginn des Wettbewerbs um die 490 Karten hatten sich bereits 140.000 Menschen beworben.
Die Schweizer Medien sind also zur Zeit voll von Berichten über dieses technische Wunderwerk. Und die Schweizer können gar nicht genug darüber lesen. Ihnen allen ist bewusst, dass sie ein Stück Technikgeschichte miterleben, einen Tunnel eröffnen, den noch ihre Enkel und Urenkel benutzen werden.
Das Motiv für die Silbermünze Gottardo 2016 wird enthüllt. Von links nach recht: Marius Haldimann, Geschäftsführer Swissmint, der Grafiker Fredy Trümpi, Gestalter des Münzbildes, und Dr. Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr. Foto: Swissmint.
So ein historischer Moment und die damit verbundene Stimmung ist natürlich eine ideale Voraussetzung für den Erfolg einer Gedenkmünze. Das sah man schon an der hochkarätigen Besetzung der Pressekonferenz am Erstverkaufstag. Bundesrätin Doris Leuthard war eigentlich vorgesehen. Aus persönlichen Gründen – ihr Vater war gestorben – sagte sie den Termin ab, und es kam „nur“ Dr. Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr.
Dr. Peter Füglistaler (im Bild l.) ist selbst ein begeisterter Münzsammler. Foto: Swissmint.
Der war allerdings eine Idealbesetzung, denn nur ein Münzsammler wie er konnte mit solcher Begeisterung über die neue Gedenkmünze sprechen. „Er habe sich sehr auf den Termin gefreut.“ Das sei schon etwas ganz Besonderes für ihn.
Die neue Münze ist für alle Beteiligten hoch emotional: Dr. Peter Füglistaler macht für den Projektleiter der Eröffnungsfeier eine Art Selfie vor der Gedenkmünze. Foto: UK.
Und tatsächlich ist die neue Gedenkmünze etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal in der Geschichte der Schweizerischen Gedenkmünzen hat die Swissmint eine Münze auf ein historisches Ereignis der Gegenwart herausgegeben, solange man die Expo 2002 nicht als historisches Ereignis betrachtet. Auf jeden Fall wird es – wie bei der Expo 2002 – wieder zwei Münzen in einem Jahr geben, die dem großen Ereignis gewidmet sind.
Gipsmodell und Entwurfzeichnung. Foto: UK.
Die MünzenWoche wird das Entstehen dieser historischen Prägung mit Unterstützung der Swissmint in einem eigenen Beitrag dokumentieren. Wir wollen damit einmal zeigen, wie aufwändig es heute ist, von der Idee zur fertigen Münze zu kommen.
Die Daten und Fakten rund um die Gedenkmünze finden Sie hier.
Der Schweizerische Rundfunk berichtete darüber in Schweiz Aktuell und in der Tagesschau (und finden Sie auch den Fehler, den sie beide Male gemacht haben?)
Das Portal rund um die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ist ebenfalls einen Besuch wert.