von Ursula Kampmann
8. Juni 2017 – Wenige Fächer haben in den letzten Jahrzehnten eine ähnliche Schwerpunktverlagerung erlebt wie die Geschichte. Konnte man noch in den 1980er Jahren die Geschichte eines Landes behandeln, indem man die Biographien der verschiedenen Herrscher aneinanderreihte, haben in den letzten Jahren völlig andere Schwerpunkte an Bedeutung gewonnen. Seit der Finanzkrise von 2008 erlebt zum Beispiel die Wirtschaftsgeschichte einen Aufschwung, denn das eigene Erleben schärft die Wahrnehmung dafür, dass auch die vergangenen Jahrhunderte geprägt waren von Boom und Bust, von dem legitimen Streben jedes einzelnen, seinen Lebensunterhalt möglichst nachhaltig zu sichern.
Peter Franz Mittag, Griechische Numismatik. Eine Einführung. Verlag Antike, Heidelberg 2016. 271 S., durchgehend farbig illustriert, 22 x 14,5 cm. Paperback. ISBN: 978-3-938032-85-5. 34,90 Euro.
Um diese neue Form der Geschichte zu schreiben, braucht es Spezialkenntnisse, die gelegentlich nur schwer zu erwerben sind. Der Verlag Antike hat deshalb eine Reihe mit dem Titel „Alte Geschichte Forschung“ begonnen, in der er Einführungen zu Spezialgebieten publiziert, die sich an Studierende, Lehrende und Forschende richten. Auch die Numismatik wird als ein solches Randgebiet wahrgenommen. So hat Peter Franz Mittag, Professor für alte Geschichte an der Universität Köln und Kenner im Bereich der Numismatik, die Aufgabe übernommen, das weite Feld der Münzkunde einer breiten Schicht von Akademikern zu präsentieren.
Zunächst eines: Man muss nicht studiert haben, um die breit angelegte Einführung von Peter Mittag zu schätzen. Seine klare Sprache und sein unprätentiöser Stil machen beim Lesen Freude. Die klare Gliederung seiner Arbeit erleichtert das Auffinden der relevanten Informationen. Und dass sich eben diese Informationen auf dem neuesten Stand der Forschung befinden, dafür garantiert der Name des Autors.
Mittags Einführung behandelt die griechischen Münzen ohne die Prägungen der römischen Kaiserzeit, dafür mit all den Geprägen, die entweder eine griechische Schrift tragen oder stark von den griechischen Münzen beeinflusst wurden, also zum Beispiel auch die Münzen der Perser, Phönikier oder Juden. Gegliedert ist sie zeitlich – in Archaik, Klassik, Hellenismus – und hinsichtlich der Unterkapitel geographisch. Wer sich schnell über die neuesten Erkenntnisse zu den Wappenmünzen von Athen, den Prägungen von Amphipolis oder den Seleukiden informieren möchte, erhält hier eine brauchbare Zusammenfassung, von der aus man weiterlesen kann. Zu diesem Zweck offeriert der Autor ein mehr als 20 Seiten umfassendes Literaturverzeichnis, während er den Anmerkungsapparat – völlig undeutsch – geradezu spartanisch kurz gehalten hat.
Dazu gibt es weitere Hilfsmittel: Nach einigen wirklich sehr nützlichen Tabellen (zwei davon lagen – natürlich in einer handschriftlichen und eigenen Version – jahrzehntelang im Schreibtisch der Rezensentin, um im Zweifelsfall schnell konsultiert zu werden) folgt eine Einführung zu Technik, Methodik und Forschungsgeschichte der Numismatik sowie zur „Erfindung“ der Münze. Abgeschlossen wird das Buch mit einigen weiterführenden und zusammenfassenden Bemerkungen sowie mehreren detaillierten Indices, die den Gebrauch des Buchs erleichtern.
Auch wenn der Verlag dieses Buch für ein wissenschaftliches Publikum herausgegeben hat, kann man es nur jedem Sammler und Händler empfehlen. Es gibt zur Zeit kein anderes Buch in deutscher Sprache, das so umfassend die aktuelle Forschung zu griechischen Münzen zusammenfasst wie dieses Werk von Peter Franz Mittag.
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