Große Jubiläumsmedaille der Freiberger Münzfreunde

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Von Dr. Lothar Schumacher

12. Februar 2015 – Das Jahr 2015 bietet mehr als nur ein denkwürdiges Jubiläum, dessen mit einer Medaille gedacht werden kann. Zu nennen wären beispielsweise 250 Jahre TU Bergakademie Freiberg oder 500 Jahre Scholl-Gymnasium. Aber auch die Freiberger Münzfreunde feiern 2015 ihr 25-jähriges Jubiläum seit der Neugründung im Jahre 1990.

Freiberger Ausbeutemedaille von 1690 in Silber mit 80 mm Durchmesser. Bild: Roger Paul, Münzkabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr.: BGB1242.

Die zu emittierende Jahresmedaille soll dementsprechend repräsentativ ausfallen und ausnahmsweise wird dazu der Medaillendurchmesser von 40 mm auf 60 mm vergrößert. Traditionsbewusst dienen wieder Motive des Freiberger Montanwesens als Anregung zur Medaillengestaltung. Eines der schönsten Bergbaugepräge, im Silberäquivalent zu 8 Reichstalern, entstand 1690 durch MARTIN HEINRICH OMEIS in Dresden als Ausbeutemedaille für die St. Anna samt Altväter Fundgrube mit dem Aquädukt bei Rothenfurth, nördlich von Freiberg. Das Wunderwerk war 1690 noch im Bau und wurde erst 1715 vollendet.

Probeabschlag in Blei zur Jahresmedaille 2015 in 60 mm Durchmesser. Bild: Helmut Herholz, Freiberg.

Die Vorderseite der Jahresmedaille nimmt Bezug auf das historische Original und stellt das vollendete Aquädukt, mit der Würdigung der 300-jährigen Fertigstellung, dar. Auf das Jubiläum der Freiberger Münzfreunde wird nur dezent in der Kartusche im Medaillenfeld mit „25 Jahre FMF” hingewiesen. Seit dem 19. Jahrhundert wurde das 188 m lange Bauwerk zur Heranführung von Aufschlagwasser nicht mehr genutzt und wegen Baufälligkeit dieses dann im Herbst 1893 mittels Sprengungen niedergelegt.

Aquädukt „Altväterbrücke“ im Herbst 1893 kurz vor der Sprengung. Bild: H. Börner, Jahrb. f. d. Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1894.

Noch heute erinnert die Altväterbrücke, die steinerne Bogenbrücke der alten Meissner Landstraße über die Mulde an das ehemalige Aquädukt, da die Stützpfeiler derselben mit der Brücke verbunden waren und noch vorhanden sind. Das Aquädukt bzw. die Altväterbrücke ist das räumliche Verbindungsglied zwischen den beiden Gemeinden Großschirma und Halsbrücke, die mit montanistischen Bauwerken auf der Rückseite der Medaille eine Würdigung finden. Die obere Halbseite der Medaille zeigt die Grube Churprinz FRIEDRICH AUGUST Erbstolln in Großschirma und die untere Halbseite das Amalgamierwerk in Halsbrücke, welches vor 225 Jahren gegründet wurde. Die Verbindung beider Gewerke geschah durch den Churprinzer Bergwerkskanal, angelegt entlang der Mulde.

Grube Churprinz mit Erzkanal um 1790. Bild: Jens Kugler, Kleinvoigtsberg.

Die staatliche Grube Churprinz FRIEDRICH AUGUST Erbstolln in Großschirma war eines der ertragreichsten Bergwerke des Freiberger Reviers. Das hier geförderte Erz musste etwa 5 Kilometer talaufwärts zur Hütte nach Halsbrücke befördert werden, da die Verhüttung im Freiberger Revier dort und in Muldenhütten konzentriert wurde. Der Transport mit Pferdefuhrwerken war jedoch umständlich, zeitraubend und kostenintensiv. Der damalige Freiberger Kunstmeister JOHANN FRIEDRICH MENDE entwickelte zur Effizienzsteigerung des Erztransports die sogenannte „Untere Churprinzer Wasserversorgung“, welche den Transport mit Kähnen ermöglichte und gleichzeitig zusätzlich benötigtes Aufschlagwasser für die Grube heranführen konnte. Der Kanal von der Grube Churprinz zur Hütte Halsbrücke wurde in den Jahren 1788–1789 angelegt. Der Silberertrag der Grube Churprinz lag bei jährlich etwa 630 kg. Durch das hohe Silberausbringen bestand seitens des Oberbergamtes ein berechtigtes Interesse am Kanalbau, so dass im August 1788 zum sofortigen Baubeginn 2.000 Taler bereitstellt wurden. Der Erztransport erfolgte seit der Fertigstellung durch etwa 8,5 Meter lange, bis 1,6 Meter breite und 0,7 Meter hohe Erzkähne. Diese wurden auf Churprinz mit je 2,5 Tonnen aufbereitetem Erz beladen und von zwei Mann kanalaufwärts getreidelt, wobei ein Dritter auf dem Kahn stehend stakte und ihn lenkte. Der Kahntransport bis zur Hütte dauerte anfänglich 6 bis 7 Stunden. Die Pochwerke und Erzwäschen von Churprinz produzierten etwa 12 bis 30 Tonnen Erzkonzentrat wöchentlich, was 6 bis 15 Kahnfuhren entsprach.

Bildausschnitt mit dem Amalgamierwerk um 1900. Bild: Jens Kugler, Kleinvoigtsberg.

Am 25. Mai 1612 genehmigte der Landesherr den Gewerken auf dem Halsbrücker Spat den Bau einer eigenen Schmelzhütte. Bahnbrechende Entwicklungen sind mit dem Hüttenstandort Halsbrücke verbunden. Das am 9. August 1791 eröffnete Amalgamierwerk machte die Hütte Halsbrücke überregional bekannt. Nach einem Brand im Jahre 1792 vernichtet, wurde es 1794 wieder aufgebaut und war ununterbrochen bis 1857 in Betrieb. Eine der größten Sehenswürdigkeiten bildete das 1796 zur Erhöhung der Brandsicherheit der Halsbrücker Hütte errichtete Wasserdruckwerk, welches durch Aufschlagwasser vom „Roten Graben” betrieben wurde.

Amalgamierwerk mit dem Druckwerk in der Mitte des Hofes und der Wasserleitungsbrücke. Bild: Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: Der Freiberger Bergbau, 2. Auflage, Leipzig 1988, S. 255.

In Halsbrücke wurde erstmals im großtechnischen Maßstab die „kalte Amalgamierung” umgesetzt. Die angelieferten silberhaltigen Erze wurden fein aufgemahlen und mit 10 Massenprozent Salz geröstet, um die Arsen- und Schwefelverbindungen herauszutreiben. Zur Staubbindung wurde das Gut bei Klassier- und Transportvorgängen mit Wasser benetzt. Der Anquickvorgang mit dem Quecksilber geschah in rotierenden Trommeln. Über dem Quecksilber befand sich immer eine Wasserschicht, um ein Verdampfen von Quecksilber zu verhindern und Verluste so gering wie möglich zu halten. Mit diesem Prozess erzeugte man eine Silberreinheit zwischen 750 ‰ und 875 ‰. Die noch vorhandenen Verunreinigungen wurden anschließend durch das Feinbrennen beseitigt. Um das Jahr 1800 wurden in Halsbrücke jährlich ca. 3.000 t Dürrerze aufbereitet, daraus konnte man ca. 7 t Silber gewinnen bei einem Quecksilberabgang von ca. 1,3 t. Der Silberverlust, der in den Aufbereitungsrückständen verblieb, beläuft sich zwischen 1,5 % und 3 %.

Zusätzlich zu den herstellungsbedingt preisintensiveren, limitierten Feinsilbermedaillen, diesmal in dreifachem Unzengewicht, werden kostengünstigere Zinnprägungen, mit einer Kupferstiftmarkierung, emittiert. Zur Kennzeichnung von originalen Zinnabschlägen wird ein Kupferstift mit einem Durchmesser von ca. 3 mm in den Schrötling eingebracht und mitgeprägt. Dadurch kann man die geprägten Abschläge von eventuell nachgemachten späteren Abgüssen unterscheiden. Seit den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts sind die Kupferstift-Prägungen in Zinn bekannt. Als kupferner Einschluss ist der Stift sowohl auf der Vorderseite, meist im unteren Bildfeld, als auch auf der Rückseite sichtbar. Das Einbringen des Kupferstiftes ist im Avers links neben der Kartusche vorgesehen, im Revers somit rechts im Medaillenfeld außerhalb/unterhalb des Amalgamierwerkhofes.

Angaben zur Medaille

  • In Silber: 60 mm / 3 Unzen (ca. 93,3 g) / patiniert / 150 Stück / Entwurf: Dr. Lothar Schumacher, Brand-Erbisdorf / Stempel: Ralf Exner, Dresden / Prägung: 1. Dresdner Medaillenmünze Glaser & Sohn / 220,00 Euro
  • Zinn mit Kupferstift: 60 mm / ca. 60 g / blank / 150 Stück / / Entwurf: Dr. Lothar Schumacher, Brand-Erbisdorf / Stempel: Ralf Exner, Dresden / Prägung: 1. Dresdner Medaillenmünze Glaser & Sohn / 35,00 Euro

Die Medaillen können direkt bei den Freiberger Münzfreunden e. V. bestellt werden.

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Zur Geschichte des Bergbaus in Freiberg bietet das Geo- und Umweltportal Freiberg ausführliche Informationen.