von Matthias Ohm
18. Oktober 2018 – Vom 13. Oktober 2018 bis zum 28. April 2019 zeigt das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart die Große Sonderausstellung „Faszination Schwert“. 350 Exponate aus dreieinhalb Jahrtausenden sind auf 1.000 qm zu sehen: eindrucksvolle Hieb- und Stichwaffen von der Bronze- bis zur Neuzeit, aber auch Schwerter auf Gemälden, in mittelalterlichen Handschriften und auf Hollywood-Plakaten. Neben der Herstellung und dem Einsatz von Schwertern werden die hohe gesellschaftliche und kultisch-religiöse Symbolkraft sowie die rechtliche Bedeutung dieser Waffen thematisiert.
Boier, Tetradrachmon (Nonnos-Typus), um 60 v. Chr., Landesmuseum Württemberg.
In der Ausstellung sind auch gut 20 numismatische Objekte zu sehen, darunter eine keltische Münze, die einen Reiter mit erhobenem Schwert zeigt. Aus dem Ersten Weltkrieg werden außerdem geprägte und gegossene Medaillen gezeigt, die das Schwert prominent inszenieren. Obwohl die Auseinandersetzungen der Jahre 1914 bis 1918 von der Industrialisierung und ihren Waffen, wie U-Booten, Flugzeugen, Maschinengewehren, Panzern, Granaten und sogar Giftgas, bestimmt waren, zeigten die Medailleure noch häufig das Schwert. Wie keine andere Waffe stand (und steht) es für den Konflikt und die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse.
Medaille auf das Regensburger Religionsgespräch, 1601, Landesmuseum Württemberg.
Schwerter auf Medaillen im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs
Auch in der Propaganda vor und während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) spielte das Schwert eine bedeutende Rolle. Die katholische wie die evangelische Seite stellte diese Waffe dar, um die Rechtmäßigkeit und die Überlegenheit der eigenen Konfession zu demonstrieren. Schwerter standen für die theologische Standfestigkeit und militärische Stärke des jeweiligen Glaubens und derjenigen, die für ihn eintraten und kämpften.
So zeigt etwa eine evangelische Medaille auf das Regensburger Religionsgespräch von 1601 auf dem Avers in der Mitte ein Schwert, das einen Fledermausschwarm zerteilt. Als Geschöpfe der Nacht stehen sie für das Dunkel des Katholizismus, in das erst von Luther und der Reformation wieder Licht gebracht wurde. Die Regensburger Versammlung, bei der katholische und lutherische Theologen über strittige Fragen berieten, endete ohne Einigung. Die protestantische Seite gab diese polemische Prägung aus, um die Überlegenheit ihrer Position zu demonstrieren.
Medaille auf die konfessionellen Konflikte, um 1620, Landesmuseum Württemberg.
Kurz nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs schuf Christian Maler (1578-1652) ebenfalls eine Medaille, deren Revers durch den Rückgriff auf die Symbolik des Schwerts die Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen thematisiert. Zwischen zwei Hügelkuppen ist ein Adler mit einem Schwert in seinen Fängen dargestellt, der eine Schlange bezwingt. Der Adler steht für den Kaiser und die – siegreiche – katholische Seite, während die Schlange die – unterlegenen – evangelischen Reichsstände repräsentiert.
„Pfaffenfeindtaler“, 1622, Landesmuseum Württemberg.
Als der protestantische Feldherr Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626) im Jahr 1622 das katholische Paderborn eroberte, plünderte er den dortigen Domschatz. Die silbernen liturgischen Gefäße ließ er einschmelzen, um Taler daraus zu prägen. Sie tragen auf der Vorderseite im Feld die Inschrift GOTTES FREVNDT DER PFAFFEN FEINDT. Dieser Text hat den Münzen ihren Namen „Pfaffenfeindtaler“ gegeben. Auf der Rückseite ist ein ausgestreckter Arm zu sehen, dessen Faust ein Schwert hält, das für die militärischen Erfolge der evangelischen Truppen steht.
Medaille auf König Gustav II. Adolph von Schweden, um 1630, Landesmuseum Württemberg.
Auch die Fürsten dieser Zeit ließen sich häufig mit Schwertern darstellen. In der Kriegspropaganda war damals der Leitgedanke des „gerechten Krieges“ zentral. Das Schwert stand für die Ehrenhaftigkeit und Rechtmäßigkeit des Verteidigungs- und Überlebenskampfes der eigenen Kriegspartei und Konfession, sei sie evangelisch oder katholisch. Ein Herrscher, der diese enge Verbindung aus Propaganda und Kriegsführung damals meisterhaft beherrschte, war der schwedische König Gustav II. Adolf (reg. 1611-1632). In der Druckgrafik wie in der Medaillenkunst ließ er sich als Retter des Protestantismus feiern. Auf dieser ovalen Medaille inszenierte er sich mit dem Schwert in seiner rechten Hand als Verteidiger des evangelischen Glaubens in Deutschland.
Prunkschwert Herzog Friedrichs I. von Württemberg (reg. 1593-1608) um 1594. Stahl, geätzt, Silber, Draht. Länge 107 cm. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.
Obwohl das Schwert auf den Medaillen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Schwert so prominent inszenierte, verlor diese Waffe zur selben Zeit auf den Schlachtfeldern zunehmend an Bedeutung. Im Dreißigjährigen Krieg waren es vor allem Landsknechte mit ihren Bidenhändern, die die militärische Tradition dieser Waffe fortführten. Als wirkmächtiges Symbol des heldenhaften und ehrenvollen Kampfes gegen das Böse dauerte es in der Propaganda aber für die kommenden Jahrhunderte weiter fort.
Hier eine Auswahl weiterer faszinierender Ausstellungsstücke:
Schwarzfigurige Halsamphore um 520 v. Chr. Vulci / Italien. Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München.
Eisernes Kultschwert, 2. Jahrhundert n. Chr. Riegel am Kaiserstuhl, Kreis Emmendingen. Badisches Landesmuseum, Karlsruhe.
Württembergisches Herzogsschwert 1495. Stahl, geätzt, Silber, Draht. Länge 130 cm. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.
„Bismarck, Schmied der deutschen Einheit, überreicht Germania das Reichsschwert“, spätes 19. Jahrhundert. Holzschnitt nach einem Gemälde von Guido Schmitt (1834-1922). Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.
Medaille mit bärtigem germanischen Krieger mit Schwert und Schild zwischen fünf Schlangen1914. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.))
Spielzeugfigur „Darth Vader“, 2015. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.
Mehr Informationen über diese Ausstellung finden Sie auf der Internetseite des Landesmuseums Stuttgart.
Einblick in die Restaurierung der ausgestellten Schwerter bietet dieses Video.