6. Dezember 2018 – Das Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt in Innsbruck Exponate zum Tiroler Geldwesen während der durchgehenden Herrschaft der Habsburger von 1363 bis 1805. Die Ausstellung ist seit 20. November 2018 und bis 7. Februar 2020 im Kassensaal der OeNB WEST zu sehen. „Münzen bzw. Bargeld insgesamt sind nicht nur Thema für unsere Geschichtsschreiber, sondern haben auch in unserer Gegenwart eine große Bedeutung“, so Dr. Kurt Pribil, Mitglied des Direktoriums der OeNB.
Münzbuch von Adam Berg 1597. Foto: OeNB WEST.
„Die jüngsten Umfragen zeigen, dass 70 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher die Ansicht vertreten, Bargeld wird seine derzeitige Bedeutung behalten. Weitere 24 Prozent meinen, Bargeld könne zwar weniger wichtig werden, aber ganz ohne Bargeld möchten sie auch nicht leben. In den vergangenen 20 Jahren – seit der Einführung des Euro – hat sich das nicht wesentlich verändert“, sagte Dr. Pribil.
Spardose Keramik aus Hall 1300. Foto: OeNB WEST.
442 Jahre Münzrecht in Tirol
1363 überließ Margarethe von Tirol-Görz, bekannt als Margarethe Maultasch, ihr Land dem Habsburger Herzog Rudolf IV. Die Habsburger regierten Tirol danach durchgängig bis zur vorübergehenden Abtretung des Landes an Bayern im Jahr 1805. In diesen 442 Jahren übten sie als Landesherren das Münzrecht in Tirol aus und entfalteten eine reiche Prägetätigkeit. Besonders im 15. und 16. Jahrhundert – zeitgleich mit dem Tiroler Silberboom in Schwaz – erreichte die Münzprägung hier ihre innovative und künstlerische Blütezeit.
Pfundner Sigmund von Tirol o.J. Foto: Geldmuseum OeNB.
Ein Umstand, den sich auch Kaiser Maximilian I. für seine Herrscherrepräsentation zu Nutze machte. So ließ er in Hall prächtige Schaumünzen prägen, darunter auch solche, die zum ersten Mal in der Münzgeschichte den Schriftzug „Europa“ trugen. Kaiser Maximilian I. gilt als Paradebeispiel für einen Habsburger mit Tirol-Bezug, erinnern doch zahlreiche Tiroler Sagen und Bauwerke (unter anderem der Prunkerker des Goldenen Dachls sowie der von den Schwarzen Mandern umringte Kenotaph in der Innsbrucker Hofkirche) an seine prägende Persönlichkeit. Sein 500. Todestag, der 2019 begangen wird, bildet den Anlass für die Ausstellung „442 – Habsburg, Tirol & die Münzen“ in der OeNB WEST.
Hochzeitschauguldiner von Maximilian I mit Maria von Burgund aus Hall 1511. Foto: OeNB WEST.
Die vom Geldmuseum der OeNB kuratierte Ausstellung zeichnet anhand des Geldwesens die engen Beziehungen der Herrscherdynastie zu Tirol nach. Dank seiner Edelmetallvorkommen und seiner strategisch günstigen Lage war das Land im Gebirge jahrhundertelang ein zentrales Kernland im habsburgischen Herrschaftsbereich. Gezeigt werden mehr als 100 Objekte aus den Sammlungen des Geldmuseums der OeNB, des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum und des Volkskunstmuseums Innsbruck, der Stadtarchäologie und der Münze Hall, des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck, des Heimatmuseums der Marktgemeinde Matrei in Osttirol sowie der Österreichischen Bundesforste, denen für die unkomplizierte, hilfreiche und sehr wertvolle Unterstützung herzlich gedankt wird.
V5 Ledergeldbeutel (Seckl) aus der Kirche St. Justina in Assling 16. Jhdt. Foto: OeNB WEST.
Unter den ganz auf Tirol bezogenen und eindrucksvollen Schaustücken finden sich neben vielen besonderen Münzen (u. a. Hochzeitsschauguldiner von Maximilian I., 9-fach Dukat aus der Zeit Leopolds I.) auch einige historische Funde aus dem Tiroler Raum (Münzfund aus Tulfes, um 1410, Münzhort aus dem Raum St. Johann und ein Ledergeldbeutel aus Osttirol, beides aus dem 16. Jahrhundert). Ergänzt wird die Ausstellung durch Archivalien, Bildmaterial und Realien aus mehr als vier Jahrhunderten. Neben Klassikern, wie einigen der ältesten Tiroler Spardosen und schönen Geldtruhen, verrät die Ausstellung auch, was Rosenkränze und Pustertaler Männergurte mit Geld zu tun haben.
Zain mit Huldigungstaler Ferdinand II. Foto: Geldmuseum OeNB.
Großsilbermünzen als Goldäquivalent – eine Innovation ohne anfängliche Akzeptanz (Univ.-Prof. DDr. Helmut Rizzolli)
Bereits kurz nach seinem Regierungsantritt machte sich Herzog Sigmund erste Gedanken über die Verbesserung des Tiroler Kleingeldes (Kreuzer, Vierer). Ab 1450 führte er die Meraner Münzstätte in Eigenregie und versuchte, dem Wunsch der Bevölkerung nach stabilen einheimischen Geldsorten entgegenzukommen. Die nun wieder geprägten Tiroler Kreuzer wurden jedoch wegen ihres weiterhin zu hohen Silbergehalts durch Hortung und den Export ins Ausland dem Tiroler Geldverkehr entzogen. Erst 1460 wurde der Münzfuß reduziert und pendelte sich auf ein Verhältnis von 60 Kreuzern zum Rheinischen Goldgulden ein. Diese von den einflussreichen Rheinischen Kurfürstentümern (Köln, Mainz, Trier und Pfalzgrafschaft bei Rhein) ausgegebene Goldwährung war das wichtigste überregionale Zahlungsmittel der Zeit.
Doppeltaler Vermählungsmünze Leopold V. Claudia de Medici Hall o.J. Foto: Geldmuseum OeNB.
Dementsprechend versuchte Herzog Sigmund über den Silber- und Salzhandel sowie die Mauterträge aus dem Transithandel möglichst viele Goldmünzen einzunehmen. Außerdem wurde eine eigenständige Tiroler Goldprägung nach dem Vorbild des Rheinischen Goldguldens begonnen. Diese erreichte zu Beginn sehr hohe Stückzahlen. Allein 1479 wurden 110.000 Goldgulden nach rheinischem Vorbild geschlagen.
Goldwaage mit Gewichten. Foto: OeNB WEST.
Bis 1480 klaffte jedoch zwischen dem goldenen 60-Kreuzer-Stück und dem alten Meraner Vierer (1/5 Kreuzer) eine große Lücke in der Nominalstruktur, die mit einem Zwölfkreuzerstück, dem sogenannten „Pfundner“, gefüllt wurde. Diese Münzen trugen das Porträt des Landesfürsten und waren die ersten Porträtmünzen nördlich der Alpen. Damit machte bereits Sigmund, und nicht erst sein Neffe Maximilian I., sein Antlitz auf Münzen zu einem wichtigen Repräsentations- und Propagandamittel.
Geldkassa der Innsbrucker Hafner. Foto: OeNB WEST.
Den geldgeschichtlichen Höhepunkt von Sigmunds Münzreform bildete 1486 die Einführung des Guldiners. Diese erste Großsilbermünze der Geschichte entsprach dem zehnfachen Gewicht eines Goldguldens und war somit wertgleich mit diesem (Gold-Silberrelation 1 zu 10). Im goldarmen Tirol sollte so, unter Ausnutzung der reichen Silbervorkommen, die Prägung von „Silbergoldgulden“ (= Guldiner) forciert werden. Im praktischen Zahlungsverkehr blieb deren Bedeutung aber gering und ihre Prägung ein geldwirtschaftlicher Luxus. Obwohl als Münzen gedacht, wurden die Guldiner, die ebenfalls das Bild Sigmunds trugen, von der Bevölkerung eher als „Verehrpfennige“ zum Anschauen und Bewundern denn als Geld betrachtet.
9 Dukaten Leopold I aus Hall 1668. Foto: OeNB WEST.
Die Tragweite der Neuerung im tirolischen Münzwesen durch die Prägung der Guldiner zeigte sich erst ab 1500, als auch andere Münzherren begannen, ihr Silber in schwereren Münzen auszuprägen. Deren Größe ermöglichte es, die Regenten porträtgetreu und in künstlerischer Darstellung zu zeigen. Den Namen „Taler“ erhielt der Silbergulden erst von der Münzstätte der Grafen Schlick zu Joachimsthal im Erzgebirge („Joachimstaler“). Entscheidend für die formalrechtliche Akzeptanz der Taler anstelle der Goldgulden waren die Reichmünzordnungen von 1551 und 1559. Der Tiroler Bergsegen begründete eine hohe Kreditwürdigkeit der Regenten. Dies zog allerdings eine ständige Defizitwirtschaft nach sich, über die die qualitätsvollen Haller Großsilbermünzen – deren Metall ja aus verpfändeten Bergwerken stammte – hinwegtäuschten.
Fuhrmannskasse aus Sterzing. Foto: OeNB WEST.
Münze Österreich und Münze Hall – Zwei historische Prägestätten mit traditioneller Verbindung
Seine Freiheit erkaufte sich der englische König mit Silber. Rund 12 Tonnen des edlen Metalls sollen es gewesen sein, die der Engländer Richard Löwenherz an den Babenberger Herzog Leopold zahlte. Die beiden waren in Streit geraten und Leopold hatte Richard Löwenherz ganz nach roher mittelalterlicher Sitte gefangen genommen. Für die Freilassung hatte er keck Lösegeld gefordert – und auch bekommen. Nun musste bestimmt werden, was mit dem Schatz geschehen sollte. Leopold entschied sich dafür, das Silber zu Münzen zu prägen. Man schrieb das Jahr 1194 und die Geschichte der Münze Österreich AG begann mit der ersten Wiener Prägestätte.
Konventionstaler Maria Theresia Hall 1756. Foto: Geldmuseum OeNB.
Die Münze Hall nahm 1477 nach der Verlegung der Münzherstellung von Meran nach Hall ihren Betrieb auf und beide Münzprägestätten verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. In Hall wurde im Jahr 1486 mit dem Guldiner der erste Taler geprägt, der 1780 mit dem Maria-Theresien-Taler der Wiener Prägestätte eine neue Bedeutung erhielt und auch noch heute auf reges Kundeninteresse stößt. Seit 1918 ist das österreichische Hauptmünzamt die einzige Münzprägestätte Österreichs. Lediglich für einige Sondermünzen anlässlich der Olympischen Spiele in Innsbruck 1976 wurden auch die Münze Hall wieder vorübergehend reaktiviert.
Als aktuelles Beispiel mit Tirol-Bezug ist die gemeinsame Präsentation der ersten 25-Euro-Niob-Münze in der Münze Hall, die in Zusammenarbeit und mit wegweisender Technologie der Firma Plansee entwickelt und dem 700-jährigen Jubiläum der Stadt Hall in Tirol gewidmet wurde. „Auch im Gedenkjahr 2019 wird die Münze Österreich AG dem Land Tirol die Ehre erweisen und mit einer prächtigen Sammlermünze Maximilian I. würdigen!“ so Generaldirektor Mag. Gerhard Starsich abschließend.
Maximilian Hiermann, Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Finanzbildung in der OeNB, ergänzt: „Die neue Ausstellung bildet einen Höhepunkt in der jahrelangen guten Zusammenarbeit zwischen dem Geldmuseum in Wien und der OeNB WEST. Mit den Ausstellungen in Innsbruck kommt ein Teil des Geldmuseums nach Westösterreich.“
Weitere Informationen über diese Ausstellung finden Sie auf der Internetseite des Geldmuseums der OeNB.