2. Dezember 2010 – Die Numismatik ist ein Beruf und eine Berufung, die Menschen vom Sterben abhält. Schließlich gibt es immer etwas, das man noch unbedingt erleben will. Daß man dieses Buch, das man mit so viel Liebe geschrieben hat, noch in Händen halten darf. Ob man diese Münze in der kommenden Auktion, die so gut in die eigene Sammlung passen würde, auch tatsächlich für einen vernünftigen Preis bekommt.
Die Numismatik hält nicht nur vom Sterben ab, sie hält auch aktiv und gesund, dafür ist Hans-Jörg Kellner ein wunderbares Beispiel. Er feierte am 3. Dezember 2010 seinen 90. Geburtstag!
Jeder, der sich vertieft mit der Numismatik beschäftigt hat, kommt an den Werken Hans-Jörg Kellners nicht vorbei. Er hat die Kataloge zu den Münzen Nürnbergs, Passaus, Landshut, Straubing, Neuburg am Inn und Braunau verfaßt. Und er beschäftigte sich nicht nur mit der „neuzeitlichen“ Numismatik. Schon seine Dissertation drehte sich um die römischen Fundmünzen in Bayern, ein Werk das überarbeitet 1952 veröffentlicht wurde und die bis heute fortgesetzte Reihe der „Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland“ eröffnete und in ihrem Aufbau prägte.
In vielen Bibliotheken steht Kellners prächtig bebildertes Handbuch „Die Römer in Bayern“. Es erreichte vier Auflagen und wurde zum Vorbild für eine Reihe ähnlicher Publikationen.
Die Rückseitendarstellung seiner von Erich Ott zum 90. Geburtstag geschaffenen Medaille weist auf sein Engagement in Sachen Schatzfund von Weißenburg hin, dem der Jubilar zahlreiche Publikationen widmete und den er 1980 für den Freisaat Bayern kaufen konnte.
Mehr als 400 wissenschaftliche Veröffentlichungen gehen auf Hans-Jörg Kellner zurück. Da kann man beinahe vergessen, daß er von 1960 bis 1984 als Direktor der Prähistorischen Staatssammlung tätig war und etliche große Sonderausstellungen ins Haus holte. Unvergessen ist seine Ausstellung zum ostanatolischen Urartu, die 1976 erstmals Objekte dieser Hochkultur in Deutschland präsentierte. Darüber hinaus unterrichtete er an der Universität Passau.
Außerdem hat Hans-Jörg Kellner immer ein ganz besonderes Verhältnis zu den Sammlern gepflegt. Ohne Berührungsängste half er ihnen, tiefer in die Numismatik einzudringen. So wurde zum Beispiel die erste Münchner „Numismata“1970 von ihm mit einem Eröffnungsvortrag eingeweiht. Seit unglaublichen 75 Jahren ist Hans-Jörg Kellner Mitglied der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft, die er lange als Erster Vorsitzender (1968-1971) und bis heute als Vorstandsmitglied begleitet hat.
Da kann man nur eines sagen: Danke, Herr Professor Kellner, und alles Gute zum Geburtstag!