22. Oktober 2015 – Das Landesmuseum in Stuttgart präsentiert in einer großen Sonderausstellung mit Herzog Christoph einen der bedeutendsten Herrscher Württembergs. Christoph, der vor 500 Jahren geboren wurde, setzte die Reformation endgültig durch und errichtete prachtvolle Renaissanceschlösser. In dieser Präsentation sind auch rund 50 Münzen und Medaillen zu sehen.
Das älteste Porträt Christophs findet sich auf einer Medaille aus dem Jahr 1524. Wie die Inschrift mitteilt, war er damals IN DEM NEV(N)DEN IAR, also acht Jahre alt (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 6230, Foto: Landesmuseum Württemberg, Adolar Wiedemann).
Herzog Christoph von Württemberg
Christoph wurde am 12. Mai 1515 in Urach geboren. Seine Eltern waren Herzog Ulrich von Württemberg und die bayerische Prinzessin Sabina. Nur wenige Monate nach seiner Geburt floh Christophs Mutter vor ihrem cholerischen Ehemann zu ihren Angehörigen nach München. Im Jahr 1519 griff Herzog Ulrich widerrechtlich die Reichsstadt Reutlingen an und wurde daraufhin aus Württemberg verbannt. 14 Jahr lang stand das Herzogtum nun unter habsburgischer Verwaltung. Der junge Christoph wuchs daher nicht in Stuttgart, Tübingen oder Urach auf, sondern am Hof Ferdinands I. in Innsbruck.
Im Alter von 45 Jahren gab Herzog Christoph diese Porträtmedaille in Auftrag. Sie zeigt sein Bildnis auf der Vorderseite und auf der Rückseite das württembergische Wappen. Die Inschriften nennen seine Titel (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 6242, Foto: Landesmuseum Württemberg, Adolar Wiedemann).
1532 floh Christoph aus der habsburgischen Obhut, zwei Jahre später gewann sein Vater die Herrschaft in Württemberg zurück. Im Jahr 1542 wurde Christoph Statthalter in der linksrheinischen Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard), die seit etwa 1400 zu Württemberg gehörte. Dort konnte Christoph die Reformation endgültig etablieren. Nach dem Tod Herzog Ulrichs 1550 übernahm er die Herrschaft in Württemberg.
Herzog Christoph war einer der wichtigsten deutschen Reformationsfürsten der zweiten Generation, der weit über das Herzogtum hinaus wirkte. Die Große württembergische Kirchenordnung, die er im Jahre 1559 erließ, entwickelte sich zu einem Musterbeispiel für zahlreiche andere Fürsten. Ihre Inhalte wurden nicht nur in deutschen evangelischen Territorien übernommen, sondern hatten europaweit Einfluss: Die württembergische Kirchenordnung diente von Skandinavien bis Slowenien als Vorbild.
Dieser württembergische Taler von 1740 ist die letzte Münze, die aus Christophstaler Silber geprägt wurde. Die Inschrift auf der Rückseite verweist stolz auf die Herkunft des Edelmetalls: THALER AVS DEM BERGWERCK ZV CHRISTOPHSTHAL (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 10984, Foto: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch).
Christoph förderte die Bildung und Wirtschaft, reformierte die Verwaltung und sanierte die Staatsfinanzen in Württemberg. So wandelte er Klöster in Schulen um, in denen der theologische Nachwuchs unterrichtet wurde, führte Regelwerke für nahezu alle Bereiche des Lebens ein und intensivierte den Bergbau im Schwarzwald: Im Christophstal bei Freudenstadt im Nordschwarzwald ließ er Erz abbauen, um Silber zu gewinnen, das auch für die Produktion von Münzen genutzt wurde.
Der pfälzische Kurfürst Ottheinrich führte 1553 die Reformation in seinem Land ein, er war ein wichtiger konfessioneller Bündnispartner für Christoph von Württemberg (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 8401, Foto: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch).
Um seine Interessen durchzusetzen, knüpfte Christoph ein engmaschiges Netz mit politischen und konfessionellen Verbündeten. Die Verbindungen zu anderen protestantischen Höfen pflegte er besonders intensiv und stärkte sie, indem er durch Eheschlüsse seiner Kinder familiäre Bande herstellte. So verheiratete er zwei seiner Töchter an Söhne des hessischen Landgrafen Philipp, der bereits ein enger Verbündeter seines Vaters Ulrich gewesen war.
Die Medaille von Victor Huster auf das 150-Jahr-Jubiläum des Landesmuseums Württemberg zeigt den Grundriss des Alten Schlosses in Stuttgart sowie einen Blick auf das Gebäude mit seinen drei Türmen und den prachtvollen Arkaden des Renaissance-Innenhofs (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 2012-104a, Foto: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch).
Herzog Christoph legte großen Wert auf eine repräsentative Hofhaltung. Noch heute zeugen viele Burgen, Schlösser und Festungen in Württemberg von seinem Baueifer – allen voran das Alte Schloss in Stuttgart, das seit dem Zweiten Weltkrieg das Landesmuseum Württemberg beherbergt. Christoph ließ es von einer mittelalterlichen Wasserburg zu einem prachtvollen Renaissancebau umgestalten.
Um während des württembergischen Verfassungskonflikts an Christoph zu erinnern, wurde auch eine Medaille in Kreuzform hergestellt. Das Porträt des Herzogs ist nach der Medaille von 1559 gestaltet (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 3914, Foto: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch).
Wegen seiner Verdienste blieb Christoph auch lange nach seinem Tod hoch geachtet. Während der Auseinandersetzungen um die Verfassung des Königreichs Württemberg im frühen 19. Jahrhundert wurde Christoph zur Symbolfigur für das gute alte Recht, das es zu verteidigen galt. Diejenigen, die um bessere Mitspracherechte für die Bürger kämpften, zeigten ihre Gesinnung, indem sie das Bildnis Christophs am Hut oder Gewand, auf einem Ring oder einer Mantelschließe trugen.
1562, während der Regierungszeit Christophs, wurde die Tübinger Schützengesellschaft gegründet. Zu ihrer 350-Jahrfeier gab sie eine Medaille heraus, auf der auch das Bildnis des Herzogs zu sehen ist (Stuttgart Landesmuseum Württemberg, Inv. MK 3069, Foto: Landesmuseum Württemberg, Adolar Wiedemann).
Die hohe Wertschätzung für Christoph noch im ausgehenden 19. und im frühen 20. Jahrhundert spiegeln auch das 1889 errichtete Denkmal auf dem Stuttgarter Schlossplatz oder die 1905 aufgestellte Skulptur in der Amanduskirche seiner Geburtsstadt Urach wieder. Auch in der Medaillenkunst wurde des Renaissancefürsten gedacht.
Informationen zur Ausstellung
Große Sonderausstellung
CHRISTOPH 1515–1568. Ein Renaissancefürst im Zeitalter der Reformation
24. Oktober 2015 bis 3. April 2016
Landesmuseum Württemberg, Altes Schloss, Stuttgart
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Und zum digitalen Katalog des Landesmuseums hier.
Eine ausführlichere Schilderung des Lebens und Wirkens von Herzog Christoph bietet dieser Vortrag von Stefan Lämmer.