9. November 2017 – Die Kölner Ausstellung „Expedition Mittelalter. Das verborgene Museum Schnütgen“ zeigt etwa 200 Werke aus dessen Sammlungsbeständen, die noch nie oder lange Zeit nicht mehr zu sehen waren. Noch bis zum 28. Januar 2018 ist sie eine Einladung, die ferne andere Welt des Mittelalters auf intuitive Weise selbst zu entdecken.
Blick in die Ausstellung. © Museum Schnütgen, Köln.
Die Raumtitel, die die Sonderausstellung thematisch gliedern, sind bewusst keine kunsthistorischen oder religiösen Kategorien. Sie sind vielmehr als Anregungen und Hinweise gedacht, einen Brückenschlag in die Erfahrungswelt der Menschen von heute zu bilden und die Kunstwerke mit einem frischen, unvoreingenommenen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Taschenbibel, Detail mit Darstellung der Schöpfung, Paris, um 1250, Museum Schnütgen. © Rheinisches Bildarchiv, Köln/P. Schwarz.
„Im Garten der Schöpfung“ bildet den Auftakt, ein Themenfeld, das im Mittelalter und in den folgenden Epochen die Phantasie in Gang gesetzt hat und zu vielen Kunstwerken anregte. Neben der biblischen Schöpfungsgeschichte, dargestellt etwa in der 2015 erworbenen und nun erstmals ausgestellten Taschenbibel (Paris, um 1250), wird auch der kreative Vorgang anschaulich, aus der ungeformten Materie eine Gestalt zu erschaffen und die körperliche Gestalt als Ausdruck einer geistigen Idee zu verstehen.
Rankenrelief, Köln, um 1200, Museum Schnütgen. © Rheinisches Bildarchiv, Köln/P. Schwarz.
Der Garten des Paradieses vereint als Schöpfung wilde Natur und architektonische Ordnung. Beispielhaft hierfür sind romanische Bildwerke aus Stein, wie ein in Köln um 1200 angefertigtes Rankenrelief mit Drachen sowie das monumentale, zugleich filigran aus Eisen geschmiedete Gitter aus dem Zisterzienserkloster Heisterbach von 1751, das wie eine Paradiespforte den Altarraum begrenzte.
Als Wegbegleiter steht dem Besucher eine Vielzahl von Heiligen bei dem Streifzug durch die Welt des christlichen Mittelalters zur Seite.
Anhänger mit Brustbild des hl. Nikolaus, Byzanz, 12.-13. Jh., Museum Schnütgen © Rheinisches Bildarchiv, Köln/M. Mennicken.
„Unterwegs“ thematisiert die auch im Mittelalter schon bedeutsame Mobilität des Menschen und Gründe, sich auf den Weg zu machen. Hiervon zeugen handliche Objekte, die man mit sich führen konnte oder von Reisen mitbrachte, wie etwa kleine Andachtsbilder oder ein Anhänger mit der Darstellung des hl. Nikolaus (Byzanz, 12-13. Jh.), der aus Byzanz in den Westen gelangte. Ein phantastisches mittelalterliches Reisebuch führt gar in ferne Länder mit ungewöhnlichen Bewohnern, exotischen Pflanzen, Tieren und Monstern.
Grabteppich der Grafen von Neuenahr, Rheinland, Ende 15. Jh. © Rheinisches Bildarchiv, Köln/P. Schwarz.
Der Mensch lebt nicht allein, im Bereich „Gemeinschaften“ sind daher Kunstwerke versammelt, die auch das soziale Leben und Gefüge exemplarisch reflektieren, wie in dem Grabteppich der Grafen von Neuenahr (Rheinland, Ende 15. Jh.) und dem Reliquienkreuz mit Stifterinschrift (Westfalen, um 1400).
Einzelseite aus „Kristall und Rauch“, Comic-Begleitheft. © Ralf Marczinczik / Museum Schnütgen.
Ein alternatives Angebot, die Kunstwerke der Ausstellung auf eine unkonventionelle Art zu entdecken bietet das eigens für die „Expedition Mittelalter“ geschaffene Comic-Heft, das für alle Besucher gratis ist. Die Graphic Novel „Kristall und Rauch“ wurde von dem Comiczeichner und Artdirector von Computerspielen Ralf Marczinczik entwickelt. Sie nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in das spätmittelalterliche Köln und lässt sich durch eigenes Mitwirken vervollständigen.
Alle wichtigen Informationen sowie Filme zur Einstimmung auf einen Besuch finden Sie auf der entsprechenden Webseite.