Indiens Numismatisches Institut im Kreuzfeuer

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von Björn Schöpe

10. Juli 2014 – Indiens vermutlich einziges Numismatisches Institut muss vorerst die Spezialisierung zum Master aussetzen, wie M. A. Khan, der Archivar der Universität Mumbai erklärte. Betroffen sind alle, die sich neu in diesen Studiengang einschreiben wollten, die bereits eingeschriebenen Studenten dürfen ihre Spezialisierung noch abschließen. Vorausgegangen ist dieser schwerwiegenden Entscheidung eine bizarr anmutende Affäre, die noch immer nicht aufgeklärt ist.

Die Universität Mumbai konnte sich freuen, als Dinesh Mody, ein angesehener Numismatiker und Richter am Obersten Gerichtshof, anbot, seine 25.000 indische und Weltmünzen umfassende Sammlung einem Museum zu stiften und gleichzeitig die numismatische Ausbildung des Landes sicherzustellen, indem auch ein entsprechendes Institut angegliedert werden sollte. Im Jahr 2002 (oder 2005, leider sind die im Internet verfügbaren Angaben widersprüchlich) war es dann so weit: Das Museum wurde eröffnet, auch das Dinesh Mody Institute for Numismatics and Archaeology (DMINA) nahm seinen Betrieb auf. Beide Einrichtungen erstrecken sich über immerhin rund 1.400 Quadratmeter. Das Institut bietet ausschließlich einen Master-Studiengang an, der auch ausländischen Studenten offensteht und insbesondere indischen und asiatischen Münzen und Währungssystemen gewidmet ist.

Das DMINA befindet sich zwar auf dem Universitätscampus, wird jedoch nicht von der Universität verwaltet. Der Stifter steht der Einrichtung vor. Diese Konstellation rächt sich nun.

Dinesh Mody sammelte auch nach seiner Stiftung privat weiter – seine Schenkung war davon nicht betroffen, denn nur die bis 1993 von ihm erworbenen Münzen sollten an das Institut gehen. Im Januar 2014 behauptete Farokh Todywalla, Mody biete in einer Auktion Münzen an, die er von ihm, Todywalla, einst für das Museum günstig erstanden habe. Der Kläger ist alles andere als ein Unbekannter, er ist nämlich der Leiter des Münzvereins von Mumbai – und Auktionator.
Sein Beruf ist auch der Grund für die Klage, wenn man dem DMINA-Direktor, Dr. Dilip Rajgor folgt: „Todywalla ist selbst Auktionator. Als wir uns für die Auktion am 2. Februar an einen anderen Auktionator in Ahemdabad wandten, brachte Todywalla diese falschen Behauptungen vor.“
Was das DMINA mit Modys privater Sammlung zu tun hat, geht aus den Meldungen nicht hervor. Ein Richter untersagte jedenfalls, dass Mody Münzen des Museums veräußern dürfe. Allerdings behauptete der Numismatiker ja wiederholt, gerade das nicht zu tun.
Mody verweist auf das Verzeichnis aller Münzen, die er dem Museum geschenkt habe und das sich ebenso wie die Münzen selbst in der Einrichtung befinde.

Am 5. April soll es zu einem Besuch von Universitätsvertretern vor Ort gekommen sein. Der Archivar der Universität äußerste sich danach, es hätten mehrere Gold- und Silbermünzen gefehlt, der Tresor sei leer gewesen. Außerdem hätten die Besucher Repliken von Goldmünzen gefunden, der Originalkatalog der geschenkten Münzen hingegen sei verschwunden. Die Universität hat das Museum und den Münzraum geschlossen und behält sich nun vor, über das Schicksal des DMINA zu entscheiden.

Das DMINA selbst hat leider keine eigene Internetseite, ist aber auf Facebook vertreten.

Den letzten Bericht über die Lage finden Sie in der Times of India.

Über den Gang vor Gericht berichtete der Indian Express hier und hier.

Ein Artikel informiert über die Geschichte des Instituts und der Bedeutung numismatischer Ausbildung in Indien.