20. September 2018 – Die Nachricht, dass Michael Gasvoda neuer Besitzer und Managing Director von CNG wird, schlug ein wie eine Bombe. Viele Sammler fragen sich nun, ob der Eigentumswechsel Veränderungen bei CNG mit sich bringen wird. Die MünzenWoche sprach mit Michael Gasvoda über seine Pläne.
Michael Gasvoda, der neue Besitzer und Managing Director von CNG.
MünzenWoche: Sie waren Gründer und Leiter eines sehr erfolgreichen Unternehmens im Bereich Wasser- und Abwassermanagement. Nun werden Sie Chef eines der international renommiertesten numismatischen Auktionshäuser. Wo sehen Sie die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede zwischen diesen Tätigkeiten?
Mike Gasvoda: In der Unternehmensführung gibt es viele branchenunabhängige Gemeinsamkeiten. Die Verwaltung des Cashflows, die Haushaltsplanung, die Mitarbeiterführung und das Zeitmanagement sind Tätigkeiten, die bei CNG ganz ähnlich ablaufen wie bei GAI (Gasvoda & Associates, Inc.). Da ich die Originalwebsite von GAI erstellt habe, habe ich auch einiges an Erfahrung in Webentwicklung und -design. Die CNG-Website ist schon sehr leistungsfähig, aber durch die äußerst schnellen technologischen Veränderungen unserer Zeit ist dieser Teil eines Unternehmens eine Dauerherausforderung. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir es nicht nur schaffen werden, mit den technologischen Veränderungen mitzuhalten, sondern auch neue Funktionen bieten können, sobald sie gebraucht werden.
Der Unterschied zu meiner bisherigen Management-Erfahrung ist natürlich das Kaufen und Verkaufen von Münzen aus der Sicht eines Händlers. Zwar habe ich bereits einen großen Teil meines Lebens Münzen gekauft, aber das war immer als Sammler. Auch mit dem Verkauf von Münzen, sowohl über Auktionen als auch als Einlieferungen, habe ich Erfahrung. In diesen Teil des CNG-Geschäfts werde ich auch eingebunden sein, aber üblicherweise eher hinter den Kulissen bleiben. Ich arbeite eng mit meinen Kollegen (Victor, Eric, Dave Michaels und David Guest) zusammen, um die Denk- und Arbeitsweise eines jeden von ihnen zu verstehen. Aber sie alle werden CNG erhalten bleiben, also ist der Druck auf mich nicht ganz so groß, wie manch einer spekuliert hat.
Was Münzen anbelangt, würde ich sagen, dass ich durch die langjährige Erfahrung als Kunde und Käufer von Münzen bei CNG und anderen Firmen einen neuen Blickwinkel mitbringe. Dadurch, so denke ich, sehe ich neue und andersartige Verkaufswege aus Kundensicht, die für unsere zukünftigen Einlieferer von Vorteil sein können. Einige solcher Ideen werden Sie schon bald zu sehen bekommen.
MünzenWoche: Welche der Fertigkeiten, die Sie sich in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn angeeignet haben, wird Ihrer Meinung nach für den neuen Job am nützlichsten sein?
Mike Gasvoda: Ich komme aus einem Bereich, wo es immer Deadlines einzuhalten gab. Verschiedene Aufgaben fristgerecht unter einen Hut zu bekommen, war in meiner bisherigen Karriere essentiell, und das wird es auch bei CNG sein. Beim Bau von Wasser- und Abwasseranlagen ist einer der ersten Schritte bei jedem Projekt das Aufstellen eines sogenannten „kritischen Pfades“. Daraus geht hervor, was wann getan werden muss, um das Projekt pünktlich fertigzustellen. Die Organisation einer Auktion ist da ganz ähnlich. Von der ersten Einlieferung bis zur Veröffentlichung der Ergebnisliste müssen alle Etappen synchronisiert werden. Es war mir wirklich ein Vergnügen, in diesem Bereich mit den Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass wir die besten Abläufe wählen, um jeder Münze die Aufmerksamkeit und Zeit zu widmen, die sie für eine erfolgreiche Präsentation braucht.
Das verlangt gutes Zeitmanagement und Multitasking. Daran bin ich gewöhnt und bis jetzt fühlt sich diese Rolle für mich vertraut an.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist die tägliche Arbeit mit einer Vielzahl von Menschen. Während meiner Karriere bei GAI war ich Projektplaner und Problemlöser. Jeden Tag erreichten mich die Anrufe von Kunden, die Hilfe und Beratung brauchten. Diesen Job habe ich geliebt. Ich hoffe, dass ich das mit dem Kundenstamm von CNG fortführen kann. Eines jedoch werde ich niemals machen: so tun, als wüsste ich etwas, das ich nicht weiß. Wenn ein Kunde anruft und ich seine Frage nicht beantworten kann, dann sage ich ihm das. Und dann suche ich für ihn die Person, die es kann. Ich möchte niemals einen schlechten Ratschlag geben. Nie.
MünzenWoche: Sie haben Sammlern weltweit versichert, dass CNG eine rosige Zukunft bevorsteht. Können und wollen Sie einige Ihrer Pläne preisgeben, wie diese Zukunft zu gestalten ist?
Mike Gasvoda: Ich glaube wirklich daran, dass CNG eine rosige Zukunft bevorsteht. Ich bin zuversichtlich, dass ich die täglichen Abläufe managen kann, und ich bin mir sicher, dass Victor und Eric nicht nur bei der Firma bleiben werden, sondern perspektivisch auch die nächste Generation anleiten können. Ich glaube, Victor und Eric werden in Zukunft deutlich mehr Zeit für Treffen mit Kunden haben. Und das sollte für CNG nichts als positiv sein.
Wir suchen aktiv nach einigen neuen Mitarbeitenden für bestimmte Aufgaben. Unser Büro in London wird bald neue Angestellte willkommen heißen. In Lancaster brauchen wir ab sofort eine weitere Person für die Katalogisierung; während ich diese Zeilen schreibe, laufen noch die Gespräche zu dieser Stelle. Wir haben vor, sowohl in den USA als auch in Europa wieder viele Münzbörsen zu besuchen. Eine neue Generation von Sammlern wächst heran, denen wir helfen möchten, ihre Sammlungen mithilfe sinnvoller Ratschläge zu erweitern.
Victor und Eric haben CNG auf ein Niveau gebracht, von dem sicherlich keiner der beiden je geträumt hätte. Alle Ideen, die ihrer Meinung nach zum Wachstum des Unternehmens beitragen konnten, haben sie umgesetzt. Ich glaube, sie haben so ziemlich alle Ziele, die sie sich selbst gesteckt hatten, erreicht. CNG ist jetzt auf einem Plateau – die Firma kann bleiben, wie sie ist, sie kann schrumpfen oder wachsen. Unsere klare Intention ist, dass CNG wächst. Mein Beitrag dazu: neue Ideen, neuer Enthusiasmus und das zeitliche Engagement, um genau das zu bewirken. Ich habe mit allen Mitarbeitenden darüber gesprochen, was sie dazu denken. Die Liste an Ideen ist schlichtweg fantastisch. Preisgeben kann ich sie an dieser Stelle aber leider nicht. Ich werde die Änderungen kommen lassen, wie es der Zeitplan erlaubt. Ich bin mir sicher, die Welt der Sammler wird damit zufrieden sein. Und lassen Sie mich dies noch einmal sagen: Die Zukunft ist überaus rosig!
MünzenWoche: Es gibt so viele Dinge, die Sammler an CNG lieben. Was mochten Sie ganz besonders, bevor Sie selbst ein Teil von CNG wurden?
Mike Gasvoda: Mir kommt als erstes der Begriff „Integrität“ in den Sinn. CNG macht die Dinge einfach richtig. Man war hier immer ehrlich zu mir und fair, und all meinen Freunden aus der Branche geht es ebenso. Für mich war meine persönliche Integrität immer wichtiger, als ein Verkauf es je sein könnte. Deshalb war mein Interesse sofort geweckt, als sich die Gelegenheit bot, ein Teil von CNG zu werden. Ich konnte mir das gut vorstellen.
Integrität kommt von den Führungskräften eines Unternehmens. Sie überträgt sich dann als „Trickle-down-Effekt“ auf die Mitarbeitenden. Wie sich der Chef verhält, so verhalten sich die Angestellten. In den Monaten der Verhandlungen hatte ich die Möglichkeit, Mitarbeitende aller Ebenen kennenzulernen. Nach diesen Treffen hatte ich jedes Mal ein warmes und positives Gefühl gegenüber jeder einzelnen Person aus dem CNG-Team. Ich wusste, mit dieser wundervollen Gruppe von Menschen möchte ich arbeiten. Nun, einige Monate später, kann ich sagen, dass sich daran nichts geändert hat. Meine Meinung von den Angestellten ist wohl sogar noch positiver geworden, als ich gedacht hätte. Ich wusste von Anfang an, dass CNG zu wichtig ist, um zu verschwinden. Jetzt weiß ich das noch mehr als vorher. Die Branche braucht dieses Team und seine Leistungen für die Numismatik!
MünzenWoche: Sie waren Besitzer einer der wertvollsten, umfassendsten und schönsten Münzsammlungen der Zwölf Caesaren. Was hat Sie dazu inspiriert, dort Ihren Schwerpunkt zu setzen? Welche anderen numismatischen Interessen haben Sie?
Mike Gasvoda: Meine erste antike Münze kaufte ich von Glenn Schinke, ein Augustus-Denar in sehr schön, mit Gaius und Lucius auf der Rückseite. Das ist lange her. Ich glaube, ich habe etwa 200 $ dafür bezahlt. Als sie geliefert wurde, war ich einfach nur fasziniert von dem „Stück Geschichte, das ich in der Hand hielt“, und davon, wie preiswert man so etwas erstehen konnte. Kurze Zeit später unternahm ich meine erste Geschäftsreise nach Europa, auf der ich durch Norditalien reiste und einmal in Modena übernachtete. Ich hatte mich über die Geschichte von Augustus belesen und wusste, dass das heutige Modena einst Mutina hieß, bekanntgeworden durch die dortige Schlacht, an der Octavian und Marcus Antonius beteiligt waren, kurz nach der Ermordung Julius Caesars. Diese Ära fesselte mich regelrecht.
Zuerst komplettierte ich ein Set von Zwölf Caesaren in Silber, alle von sehr schöner oder ähnlicher Erhaltung. Kurz darauf sah ich die Zwölf Caesaren in Gold, ausgestellt am Eingang zur Chicago International Coin Fair, die damals noch in der Innenstadt Chicagos stattfand, im Hyatt Hotel, wenn ich mich recht entsinne. Bestimmt eine Viertelstunde lang stand ich da und betrachtete das Set. Ich verliebte mich aufs Neue in all die Möglichkeiten. Ich bin dann einfach dabeigeblieben und habe alles im Zusammenhang mit dieser Serie gesammelt. Der Stil der Porträts gefiel mir besonders, und die Arbeit der Stempelschneider hatte es mir angetan. Auch die Rückseiten mit Propaganda liebte ich, und ich sammelte alles historisch Bedeutsame, das ich in die Finger bekam. So wuchs daraus eine beträchtliche Sammlung, auf die ich sehr stolz bin. Mein Interesse begann zu schwinden, als es irgendwann so schwierig wurde, noch Dinge zu der Sammlung hinzuzufügen, dass ich tatenlos bei so mancher Auktion und Münzbörse saß. Da wurde mir bewusst, dass das, was ich wirklich liebte, der Nervenkitzel bei der Jagd nach neuen Stücken war. Als es den kaum noch gab, verlor ich das Interesse. Also habe ich die Sammlung verkauft.
Aber einmal Sammler, immer Sammler. Als die Möglichkeiten, die Zwölf-Caesaren-Sammlung zu erweitern, schwanden, fing ich ein neues Sammelgebiet an, das mich faszinierte – die inkusen Münzen aus Magna Graecia. Als Ingenieur fand ich diese einzigartige Serie besonders interessant. Warum wurden die Münzen so geprägt? Wie wurden sie so geprägt? Warum hörte man irgendwann auf, sie so zu prägen? Ich glaube, es gibt heutzutage nicht viele Leute, die so viel über die technischen Details dieser Serie wissen wie ich. Ich hielt immer Ausschau nach den Stücken, von denen man am meisten lernen konnte – Zwittermünzen, Stempeldrehungen, Überprägungen, besondere Stempelzustände usw. Jede dieser Münzen konnte quasi auf akademische Art beschreiben, wie die Erstprägung abgelaufen war. Doch um die inkuse Prägung zu verstehen, galt es, die gesamte Prägung der griechischen Welt zu verstehen, und wie die beiden zusammengehörten. Also erweiterte ich meine Sammlung auf alles aus Magna Graecia, darunter auch viele Münzen aus Sizilien. Hinzu kamen Münzen vom griechischen Festland und den Inseln sowie einige aus Kleinasien. Ich liebte es, Stempelschneider zu identifizieren und zu versuchen, ihre Laufbahn zu verfolgen, während der sie durch die griechische Welt gezogen sind. Ich denke, ich habe ein gutes Auge für den „künstlerischen Stil“ entwickelt.
Zeitgleich begann ich, Stempel von Falschmünzern zu sammeln. Es gibt keine bessere Art, die Prägung einer Münze zu verstehen, als sich die Werkzeuge anzuschauen, die dazu verwendet wurden – auch wenn es sich dabei um die Werkzeuge von Fälschern handelt. Dieses Sammelgebiet ist schwieriger, als man denkt. Ich bin auf diese kleine Kollektion wohl genauso stolz wie auf alle anderen.
Aber ach, all das wird jetzt, wo ich CNG übernehme, versteigert. Diese Entscheidung habe ich schon zu Beginn der Verhandlungen getroffen, denn ich bin der Meinung, dass ein Interessenkonflikt vorliegt, wenn ein Unternehmensinhaber in einer Art Wettbewerb mit seiner Kundschaft steht. Einige meiner Münzen und Stempel sind bald im CNG MailBid Sale 109 erhältlich. Die übrigen werden in der Triton Auktion im Januar verkauft.
MünzenWoche: Werden Sie weiter sammeln?
Mike Gasvoda: Einmal Sammler, immer Sammler. Ich habe einige US-Sammlungen: vollständige Kollektionen von „Large Cents“, „Flying Eagle“- und „Indian Head“-Cents, Lincoln-Cents und unvollständige Sets anderer US-amerikanischer Münzserien. Ich sammle mehrere Medaillenserien und habe eine ansehnliche Kollektion von versteinerten Holzplatten und -stämmen. Aber ich werde nichts mehr sammeln, womit ich im Wettbewerb zur CNG-Kundschaft stehen würde.
MünzenWoche: Wo können all die neugierigen Sammler, die mehr über die Zukunft von CNG erfahren möchten, Sie treffen und Ihnen Fragen stellen? Werden Sie am CNG-Stand bei der New York International sein? Gibt es weitere Pläne für kommende Münzbörsen?
Mike Gasvoda: Ich habe vor, bei zahlreichen Münzbörsen und Auktionen anwesend zu sein. Bei der NYINC werde ich auf jeden Fall dabei sein. Vor der Ausstellung findet man mich bei der Losbesichtigung, während der Ausstellung dann an unserem Stand. Sie werden mich vermutlich auch bei der Whitman Expo, der Long Beach Expo, der ANA World’s Fair of Money und vielleicht nächstes Jahr bei der Coinex antreffen. Möglicherweise schaffe ich es auch zum ANA Summer Seminar, zusammen mit meinem Kollegen Kerry Wetterstrom, wo wir nächstes Jahr vielleicht wieder einen der Kurse unterrichten. Und selbstverständlich werde ich viel Zeit in unseren beiden Niederlassungen in Lancaster und London verbringen, wo ich liebend gern Sammler empfange. Zudem bin ich jederzeit per E-Mail erreichbar.
Die American Numismatic Society (ANS) hat ihren früheren First Vice President Mike Gasvoda mit dem Trustees‘ Award des Jahres 2019 ausgezeichnet.
Wenn Sie die Pressemeldung von CNG lesen wollen, wir haben sie auf CoinsWeekly publiziert.
Werfen Sie doch einen Blick auf den NAC Auktionskatalog zu Teil I von Michael Gasvodas Sammlung der Münzen der Zwölf Caesaren.
Hier kommen Sie zu Gasvoda & Associates, Inc., der Firma, die Michael Gasvoda groß gemacht hat.
Anlässlich des 40jährigen Bestehens von CNG veröffentlichten wir in CoinsWeekly die Firmenchronik.
Victor England ist bereits in unserem numismatischen Who’s who.