von Ursula Kampmann
3. Mai 2018 – Es gibt die Menschen, von denen man nach wenigen Minuten schon alles weiß, und es gibt die Menschen, die man Jahrzehnte lang kennt, ohne wirklich etwas über sie zu wissen. John Pett gehörte zu der zweiten Art. Immer ruhig und freundlich, mit einem großen Fachwissen, das er bereitwillig teilte, begegnete man ihm bei allen wichtigen Auktionen. Nun werden wir sein freundliches Gesicht nie mehr sehen. Er starb am 22. April 2018.
John Pett (1951-2018).
John David Warwick Pett wurde am 14. August 1951 in Hove, Sussex geboren. Er studierte Altertumswissenschaften an der Nottingham University. Kurz nach seinem Abschluss begann er 1974, bei Spink and Son Ltd. in London zu arbeiten.
Die mittleren Siebziger Jahre: damals begann gerade der Höhenflug des Münzhandels. Es war die Zeit, als die breite Masse die Münzen als potentielle Anlage entdeckte. Man konnte beim Ankauf geradezu keine Fehler machen, denn was man heute kaufte, war morgen schon 10 % mehr wert. Unzählige junge Männer machten sich damals mit einem Minimum an Kapital selbstständig. Viele Münzhandlungen, die heute zu den wichtigsten Auktionshäusern gehören, entstanden in den späten 70er Jahren in irgendwelchen Wohnzimmern. John Pett entschied sich gegen diese Selbstständigkeit. Er blieb bei Spink, und das bis zu einer Pensionierung im September 2017.
Bei Spink hatte er die Möglichkeit von einigen der besten ihres Faches zu lernen, von George Muller zum Beispiel, der seinerseits vom berühmten Leonard Forrer gelernt hatte. Und er sah mehr Material als viele andere. John war zuständig für die Katalogisierung der antiken Münzen im Numismatic Circular, jener berühmten Verkaufsliste von Spink, deren erste Ausgabe 1892 publiziert wurde. Er schrieb die Texte zu den Auktionskatalogen in den Jahren zwischen 1978 und 2017. Seit den 80er Jahren war er der Verantwortliche für die Abteilung „Antike Münzen“ bei Spink. Und er gab Spink in der numismatischen Welt ein Gesicht. Man sah John bei vielen wichtigen Münzbörsen und allen entscheidenden Auktionen.
John Pett trat immer bescheiden auf. Er half mit seiner eigenen Meinung gerne weiter, ohne sie als letzte Wahrheit zu verkünden. Und das, obwohl er verblüffend oft recht behielt. Er hatte ein gutes Auge für Münzen, und er liebte ihre Schönheit. Wer ihn kannte, schätzte ihn. Aber nur wenigen war das Privileg vergönnt, mehr über den Menschen John Pett zu wissen.
Unglaubliche 43 Jahre blieb John Pett Spink treu. Auch als er vor mehr als einem Jahrzehnt die Diagnose erhielt, an einer schlimmen Form von Krebs zu leiden. John Pett gab sich nicht auf und tat weiter das, was er am liebsten tat: Bei Spink seine Kunden zu empfangen und sie hinsichtlich An- und Verkäufen zu beraten.
Für mich war John Pett immer der Inbegriff des britischen Gentlemen. Seine Redlichkeit stand außer Zweifel. Er gehörte zu denen, die seiner Generation von Münzhändlern eine große Glaubwürdigkeit verschafften. Anwälte und Verträge waren für ihn überflüssig, weil er zu seinem Wort stand.
Wir werden John Pett vermissen.