von Ursula Kampmann
23. Oktober 2014 – Es ist eines der schönsten Gebiete der Numismatik, die herrlichen Prägungen Maximilians I., die dieser Herrscher am Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance herstellen ließ. Wer sich umfassend zu diesem Thema informieren will, dem seien gleich zwei neue Publikationen empfohlen. Da gibt es zum einen den ersten Band des Bestandskatalog an Medaillen und Schaumünzen des Kunsthistorischen Museums in Wien, der hauptsächlich die Gepräge Maximilians I. enthält. Und dann kann man quasi als historische Ergänzung dazu den Ausstellungskatalog erwerben, der anlässlich der großen Maximilian-Ausstellung in Mannheim publiziert wurde und zwei wichtige Aufsätze zur Numismatik enthält. Verantwortlich dafür zeichnet in beiden Fällen Heinz Winter, der große Kenner der Habsburger Numismatik.
Heinz Winter, Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzbakinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Bd. 1: Friedrich III. und Maximilian I. (Katalog der Medaillensammlung Band 2). Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2013. 30,3 x 21,7 cm, 375 S., 79 Farbtafeln. Hardcover. ISBN: 978-3-7001-7502-5. 49,90 Euro.
Beginnen wir mit dem ehrgeizigen Projekt, die Bestände an Schaumünzen und Medaillen der Kaiser und Könige aus dem Hause Habsburg im Kunsthistorischen Museum Wien zu publizieren. Schließlich beinhaltet das Wiener Münzkabinett die ehemalige Haussammlung der Habsburger, deren erstes Objekt immerhin bis in die Jahre zwischen 1607 und 1611 zurückverfolgt werden kann.
Es wird also der Bestandskatalog sehr umfangreich werden, wie schon der erste Band zu erkennen gibt. Auf 79 Tafeln sind 119 nach Typen durchnummerierte Objekte mit prachtvollen Fotos abgebildet. Und dabei widmet sich dieser erste Band lediglich der Frühphase der zentraleuropäischen Medaillenkunst.
Er beginnt mit Suitenmedaillen und beschreibt in diesem Zusammenhang auch das berühmte Alchemistische Medaillon, dass so groß ist, dass nicht einmal ein prachtvoller Bildband wie der vorliegende es in seiner wahren Größe zeigen kann. Das erste zeitgenössische Stück stammt von Erzherzog Sigismund von Tirol und entstand 1483 im Zuge der geplanten Reformen in der Münze Hall in Tirol. Es folgen Rudolf I. und Friedrich III. Die Prägungen, die ihr Porträt zeigen, sind meist postum. Doch unter Maximilian explodiert die zeitgenössische Medaillenkunst geradezu. Und das ehemalige Münzkabinett der Habsburger dokumentiert das auf einmalige Weise. Es ist ein Augenschmaus, durch die Tafeln zu blättern. Und es ist ein intellektuelles Vergnügen, die genauen Beschreibungen der Stücke zu lesen, in denen endlich einmal auch die verschiedenen Wappen exakt gedeutet sind.
Ein ausführlicher numismatischer Kommentar ergänzt den Text und natürlich gibt es auch Bemerkungen zur Sammlungsgeschichte. Man darf hoffen, dass dieser erste Band bald von den nächsten Bänden gefolgt wird. Er ist nämlich eine Bereicherung für jede Bibliothek.
Sabine Haag e.a. (Ed.), Kaiser Maximilian I. Der letzte Ritter und das höfische Turnier. Regensburg, Schnell & Steiner, 2014. 28,6 x 24,7 cm, 245 S., farbige Abbildungen. Hardcover. ISBN: 978-3-7954-2842-6. 34,95 Euro.
Ähnlich ist es mit dem Ausstellungskatalog der Reiss-Engelhorn-Museen zu Kaiser Maximilian – Der letzte Ritter und das höfische Turnier. Der Text gliedert sich dabei in drei Teile: Seine facettenreiche Persönlichkeit, Der Kaiser und das höfische Turnier sowie das Nachleben des Herrschers.
Dass Numismatik und Wirtschaftsgeschichte eine große Rolle spielen, wird spätestens beim Querlesen des ersten Kapitels zur „Politik Kaiser Maximilians I.“ deutlich. Da geht es um Reichtum, Silberbergwerke, Geldversprechungen, Verpfändungen und Schulden. Und man begreift sofort, dass die Finanzen im Leben Maximilians eine entscheidende Rolle spielten. So ist ein Artikel auch den Fuggern, Tirol und dem Silber aus Schwaz gewidmet. Er fasst kurz den wirtschaftlichen Hintergrund zusammen, auf dem Maximilian seine Politik entfalten konnte. Hier sind einige wunderschöne Münzen abgebildet, vom ersten Guldiner bis zum einfachen Batzen aus St. Veit. Erfreulicherweise in Originalgröße und numismatisch korrekt beschrieben. (Wie auch anders, wenn Heinz Winter dahinter steht!)
Und es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet ein Artikel über die Schaumünzen Maximilians I. aus der Prägestätte Hall in Tirol den Katalog abschließt. Er ist sozusagen die Essenz aus dem wundervollen 1. Band des Bestandskatalogs des KHM.
So hat der Leser die Wahl, ob er das Zitierwerk bevorzugt und sich deshalb den Bestandskatalog kauft oder ob ihm der historische Hintergrund wichtiger ist und er den Katalog-Aufsatzband bevorzugt. Wir können beide Bücher ohne jegliche Einschränkung empfehlen.