von Annika Backe
13. April 2017 – Kanadas Finanzminister Bill Morneau hat sich entschieden. Auf der 10-Dollar-Note seines Landes wird ab 2018 die Afro-Amerikanerin Viola Desmond zu sehen sein. Die 1965 verstorbene Bürgerrechtlerin setzte sich in einem von der Bank of Canada 2016 anlässlich des Weltfrauentags ausgerufenen Wettbewerb gegen mehrere Hundert andere Vorschläge durch. Sie ist damit, neben der Queen, die erste Frau auf einem kanadischen Geldschein.
Viola Desmond (1914-1965).
„Nur für Weiße“
Viola Desmond ging in die Geschichte ein, als sie – neun Jahre, bevor sich Rosa Parks weigerte, im Bus für einen Weißen aufzustehen – am 8. November 1946 in einem Kino in Halifax dorthin setzte, wo nur Weiße Platz nehmen sollten. Als sie ihren Sitz nicht räumen wollte, wurde sie abgeführt und eine Nacht ins Gefängnis gesperrt.
In der Folge wurde die 32 Jahre alte Inhaberin der Desmond School of Beauty Culture wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Der Vorwurf: Da sie im oberen Teil des Zuschauerraums hätte Platz nehmen müssen, sei sie 1 Cent Vergnügungssteuer aus der Differenz der Ticketpreise schuldig geblieben. Im Prozess, in dem sie keine anwaltliche Vertretung bekam, wurde sie zur Zahlung von 26 Dollar verurteilt.
Späte Anerkennung
Ihre offizielle Rehabilitation hat Viola Desmond nicht mehr erlebt. Nach langen vergeblichen Anstrengungen um Anerkennung des von ihr erlittenen Unrechts starb sie am 7. Februar 1965 in New York. Erst 2010 wurde der Vorfall als Rassendiskriminierung anerkannt. Dass sie heute eine bekannte Figur der jüngsten kanadischen Geschichte ist, geht wesentlich auf das Engagement ihrer Schwester Wanda Robson zurück.
Vorbild und Erinnerung
In seiner Erklärung hob Bill Morneau Viola Desmond hervor als Erinnerung daran, dass Momente des Mutes und der Würde das Leben aller für immer verändern könnten. Bewegt zeigte sich die 89-jährige Schwester der Geehrten anlässlich der Verkündung: „Ich weiß genau, wie Viola sich fühlen würden, könnte sie jetzt hier sein. Sie wäre so stolz. Sie inspiriert uns heute genauso, wie sie vor langer Zeit die Menschen inspiriert hat.“
Mehr über Viola Desmond erfahren Sie in der Canadian Encyclopedia.
Ein Porträt von ihr anlässlich der neuen Banknote sehen Sie in diesem YouTube-Film.
Viele Details aus dem Viola Desmond-Prozess lesen Sie in The Dalhousie Law Journal.
Zur Website der Bank of Canada kommen Sie hier.
Und über die Sklavenbefreierin Harriet Tubman auf der neuen amerikanischen 20-Dollar-Note berichtete die MünzenWoche hier.