von Björn Schöpe
15. August 2013 – Dimitri Agarkoff erhielt 2008 Werbung der berüchtigten Bank Tinkoff Credit Systems. Obwohl die Werbung 12,5 Prozent Zinsen versprach, standen im Kleingedruckten des Vertrags 45 Prozent! Agarkoff schien das glatter Betrug und sagte sich, er könne der Bank ja seine eigenen Konditionen anbieten und schauen, was man davon halte. Er veränderte also das Kleingedruckte in der digitalen Version des Vertrags zu Null Prozent Zinsen, unbegrenzten Kredit und gewaltige Strafsummen für die Bank, sollte sie den Vertrag nicht einhalten. Und das Unglaubliche geschah: Agarkoff erhielt seine Kreditkarte, denn offenbar hat niemand in der Bank das Kleingedruckte erneut gelesen.
Die kreative Änderung fiel erst auf, als die Bank 2010 wegen unbezahlter Rechnungen 45.000 Rubel verlangte (ca. 1.000 Euro). Agarkoff weigerte sich zu zahlen, ging vor Gericht – und bekam Recht! Daraufhin ging er in die Gegenoffensive und verklagte die Bank seinerseits auf 24 Millionen Rubel (ca. 546.000 Euro) wegen Nichterfüllung des Vertrags (gemäß seiner Variante des Kleingedruckten).
An dem Punkt könnte der politische Teil der Geschichte beginnen. Erzürnt drohte Oleg Tinkoff, der Eigentümer der Bank, über Twitter, Agarkoff werde nicht 24 Millionen Rubel erhalten, sondern vier Jahre Gefängnis. Diese Angabe erschien Agarkoff so konkret, dass er dahinter bereits Absprachen vermutete, die seine Verurteilung sicherten – und die Russische Föderation umgehend verließ, wie er mitteilte.
Davon berichtete die Handelszeitung.
Und ausführlicher die Moscow Times.