Kulturgut in Gefahr: Raubgrabungen und illegaler Handel

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Ursula Kampmann

6. November 2014 – Am 11. und 12. Dezember 2014 findet unter dem Titel „Kulturgut in Gefahr: Raubgrabungen und illegaler Handel“ eine Konferenz im Auswärtigen Amt Berlin statt. Das Deutsche Archäologische Institut (immer noch eine Bundesanstalt im Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts), die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (deren Stiftungsrat aus Vertretern der Bundesregierung und aller 16 Bundesländer zusammengesetzt ist) und der Deutsche Verband für Archäologie (dessen Präsident in Personalunion der Präsident der staatseigenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist) laden ein zu einer Konferenz, deren Ergebnis wie in der Ankündigung zu lesen schon festzustehen scheint.

„Die aktuellen gesetzlichen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene sind nicht ausreichend, um illegalen Handel mit antiken Kulturgütern dauerhaft und systematisch zu unterbinden.“

Praktisch heißt das, dass die regierungsnahen archäologischen Organisationen ihren politischen Einfluss nutzen wollen, um den Bundestag dazu zu bewegen, in ihrem Sinne über eine Gesetzesnovelle abzustimmen, die den Handel mit Kulturgütern – und damit sind auch Münzen und zwar nicht nur antike gemeint – durch administrative Einschränkungen stark erschweren wird. Während Eiferer wie Dr. Michael Müller-Karpe fordern, den gesamten Handel mit Kulturgütern zu unterbinden, plädieren „gemäßigte“ Kräfte für die Einführung einer Exportlizenz, die vom Ursprungsland auszustellen wäre, und ohne die ein Import in Deutschland nicht mehr möglich wäre. Was das für Auktionen bedeutet, die Tausende von Losnummern umfassen und unter denen sich möglicherweise noch Lots mit Hunderten von Münzen befinden, interessiert niemanden. Genauso wenig übrigens wie die Aussicht, dass diese gesetzliche Änderung in Deutschland in den unter Plünderungen leidenden Ländern nichts bewirken wird.

Das Programm liegt bis jetzt noch nicht vor. Eine Anmeldung ist auch noch nicht möglich. Derzeit gibt es nur einen kleinen Hinweis in der hauseigenen Zeitschrift des DAI und auf der Website der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf diese wichtige Konferenz.

Es hat einen üblen Beigeschmack, wenn quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit drei staatsnahe Institutionen mit öffentlichen Mitteln ein Kolloquium abhalten, das – wenn man der Ausschreibung glauben will – ein klar umrissenes politisches Ziel verfolgt. Das sollte jeden in Bewegung setzen und veranlassen, zumindest als Zuhörer an diesem Kongress teilzunehmen, um allen zu demonstrieren, dass weder das DAI noch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz noch der Deutsche Verband für Archäologie im Namen all derer sprechen, denen am Erhalt von Kulturgut wirklich gelegen ist.
Im Gegenteil: Wir fordern effektiven Kulturgüterschutz vor Ort und nicht Augenwischerei mittels eines neuen Gesetzes in Deutschland, das keinen einzigen Eiferer im Irak davon abhalten wird, ein Kulturgut zu zerstören, und keinen einzigen Hungrigen in Syrien dazu bringt, auf seine Schatzsuche zu verzichten.

Hier finden Sie die Broschüre des DAI. Beachten Sie dabei besonders den manipulativen Einsatz von Zahlen auf Seite 12. Während vor einigen Jahren Lord Renfrew noch Aufmerksamkeit erhielt, als er von 3 Milliarden Pfund im Jahr sprach, die der illegale Handel mit Antiken bringen soll, sind die Schätzungen der UNESCO inzwischen auf 6-8 Milliarden US-Dollar gewachsen. Das DAI dagegen will bereits mit 10 Milliarden US-Dollar beeindrucken – natürlich ohne irgendeine Quelle, wie diese exorbitante Steigerung von 20 % nachgewiesen werden kann. Warum denn auch, bisher haben ja alle diese Phantasiezahlen geglaubt und übernommen!
Wenn man nun bedenkt, dass der legale Handel mit antiken Objekten nach leicht nachvollziehbaren Schätzungen der IADAA nicht mehr als 150-200 Millionen Euro pro Jahr einbringt, dann fragt man sich doch, wie es sein kann, dass im illegalen Bereich rund das 50fache dessen umgesetzt wird, was der legale Handel bringt.

Und hier gibt es den Link zur Tagung.