Das kelten römer museum manching präsentiert eine neue Sonderausstellung, die sich einer der faszinierendsten Formen von Miniaturkunst widmet: den sogenannten Gemmen, also farbig schillernden, reich bebilderten und vielseitig verwendeten Schmucksteinen. Die Ausstellung zeigt römische Exemplare aus Bayern – und thematisiert zudem die mittelalterliche Wiederverwendung und neuzeitliche Rezeption. Münzsammler werden dabei sicher interessante Parallelen zur Numismatik finden. Schließlich waren es oft dieselben Künstler, die Steine und Münzstempel schufen.
„Und je kleiner etwas ist, umso größeres Staunen ruft die Erfindungsgabe und Geschicklichkeit des Künstlers hervor“. So fasste der berühmte Mediziner Galen von Pergamon (2./3. Jahrhundert n. Chr.) seine Begeisterung für die filigran gefertigten Bilder auf geschnittenen Schmucksteinen in Worte. Gemmen waren in der Antike sozusagen multifunktional: Als Ringsteine – ihrer wichtigsten Verwendungsart – dienten sie nicht allein als modische Accessoires und Statussymbole, sondern wurden auch zum Siegeln von Dokumenten, zum Schutz vor bösen Mächten, als Glücksbringer oder Liebesgeschenke verwendet.
Gemmen gelangen oft ohne konkrete Herkunftsangaben in öffentliche und private Sammlungen. Damit gehen für die Archäologie wertvolle Informationen unwiederbringlich verloren. Die Sonderausstellung in Manching zeigt hingegen Exemplare aus der Archäologischen Staatssammlung München, für die jeweils ihr bayerischer Fundort und meist sogar ihr archäologischer Kontext belegt sind. So können sie Auskunft über das Leben in den römischen Provinzen auf dem Gebiet des heutigen Bayern geben.
Auch im mittelalterlichen und neuzeitlichen Bayern erfreuten sich antike Gemmen großer Beliebtheit und wurden vielfach nachgeahmt. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf beeindruckende Beispiele aus dem kirchlichen und höfischen Kontext freuen – etwa eine Nachbildung der Bamberger Heinrichskrone oder Porträts von Wittelsbachern, die sich im Duktus antiker Herrscher darstellen ließen. Die Ausstellung thematisiert auch die Aspekte Sammeln und Forschen und stellt mit Martin Seitz einen modernen Gemmenschneider aus Passau näher vor. Die präsentierten Exponate schlagen somit eine Brücke vom klassischen Altertum über das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis in unsere Gegenwart und lassen dabei immer wieder spannende Bezüge zu Bayern erkennen.
Die Sonderausstellung „Kunst in Miniatur – Antike Gemmen aus Bayern“ entstand unter der Ägide der Archäologischen Staatssammlung in Kooperation mit dem kelten römer museum manching. In Manching wird die Präsentation um ausgewählte Objekte zur Herstellung und Verwendung von Gemmen erweitert sowie um eine gänzlich neue Abteilung zum Nachleben der antiken Steinschneidekunst in Bayern. Neben der Archäologischen Staatssammlung stellen weitere Museen und Institutionen aus Deutschland und Österreich hochkarätige Leihgaben zur Verfügung.
Die antiken Fundgemmen aus Bayern wurden 2018 in einem Katalog von Getrud Platz-Horster publiziert. Begleitend zur Ausstellung wird das kelten römer museum manching nun im Sommer/Herbst 2021 einen Ergänzungsband zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Rezeption veröffentlichen und im Frühjahr 2022 zwei kostenfreie Abendvorträge zur Thematik anbieten.
Weitere Informationen zu der Ausstellung sowie den Öffnungszeiten des Museums finden Sie auf der Seite des kelten römer museum manching.
Das kelten römer museum manching ist Mitglied des Museumsnetzwerk „Antike in Bayern“.
2017 erschien ein eindrucksvoller Katalog von Gemmen und Fingerringen aus Caesarea Maritima.
Im selben Jahr zeigte die Staatliche Münzsammlung München zeitgleich zwei Ausstellungen, die sich wunderbar ergänzten: Portraits. „500 Jahre römische Münzportraits“ und „Große Kunst in kleinem Stein. Gemmen von Martin Seitz.