von Ursula Kampmann
5. Juli 2018 – Ich habe Jahre lang nach dem Buch über keltische Münzen gesucht, das ich wirklich von vorne bis hinten lesen möchte. Ja, es gibt unzählige Kataloge, aber eine wirkliche Zusammenfassung hat mir bisher gefehlt. Jetzt ist sie da. „Les Celtes et la monnaie“ ist ein Buch, das man jedem, der sich für keltische Münzen interessiert, in die Hand geben möchte. Vorausgesetzt natürlich, er liest Französisch.
Julia Genechesi, Lionel Pernet (Hrsg.), Les Celtes et la monnaie. Des Grecs aux surréalistes. Infolio éditions, Gollion 2017. 167 S., durchgängig farbige Abbildungen. Paperback. 23 x 28 cm. ISBN: 978-2-88474-397-6. 32 Euro / 35 CHF.
Zunächst das Offensichtliche. Dieses Buch ist wunderschön! Gratulation zu dem Design und eine noch größere Gratulation zu der sinnvollen Gliederung! In vier Hauptkapiteln wird die Geschichte der keltischen Münzen erzählt. Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, warum und wie die Kelten überhaupt anfangen, Münzen zu prägen. Das zweite Kapitel widmet sich der Verbreitung des Zahlungsmittels Münze in den keltischen Gebieten. Im dritten Kapitel erleben wir die Blüte der keltischen Numismatik in einem freien Gallien, während das vierte Kapitel die Endphase bis zum Aufgehen im römischen Reich schildert.
Ursprünglich erschien der Katalog im Rahmen einer Ausstellung, die das Musée cantonal d’archéologie et d’histoire in Lausanne im Jahr 2017 veranstaltete. Aber es war von Anfang an geplant, den Katalog so zu gestalten, dass er nicht nur als Ausstellungskatalog dienen kann. Und dieses Vorhaben ist bestens gelungen.
33 Autoren wirkten an dem Buch mit, und man muss Julia Genechesi und Lionel Pernet als den Herausgebern ein großes Kompliment machen, dass sie es geschafft haben, diese vielen verschiedenen Stimmen zu einem in sich geschlossenen Buch zu formen. Die vier Hauptkapitel werden durch viele kleine Unterkapitel ergänzt, in denen entweder Sachfragen zusammenfassend abgehandelt oder spezielle Fundkomplexe dargestellt werden. Natürlich hat jeder Autor seinen eigenen Stil, seinen eigenen Schwerpunkt, aber die starke chronologische Gliederung hält den Band zusammen und ordnet jeden Beitrag am richtigen Platz ein.
Das letzte Kapitel ist das einzige, das ein wenig kurz gekommen ist. Hier rächt sich, dass die keltische Numismatik personell so stark von Archäologen beherrscht wird. Kapitel 5 widmet sich nämlich den Darstellungen, die auf keltischen Münzen zu finden sind. Hier hätte ich mir als Leser ein wenig mehr Erklärungen zu den Bildern erhofft. Statt die Frage zu stellen, warum keine Frauen auf keltischen Münzen abgebildet sind, wäre ich interessiert daran gewesen zu erfahren, was – außer fantastischen Tieren, die ein eigenes Kapitel bekommen haben – auf keltischen Münzen tatsächlich zu sehen ist. Und was der aktuelle Stand der Forschung zur Auswertung dieser Darstellungen ist.
Aber diese marginale Kritik soll und kann auf keinen Fall meine Begeisterung über das Buch schmälern. Durch seine klare Gliederung ordnet es all die vielen kleinen Wissensbröckchen, die man sich hier und da über die keltische Numismatik zusammengelesen hat, am richtigen Platz ein. Es ist wirklich ein wunderbares Buch, um einen Überblick über die keltische Münzgeschichte zu erhalten. Dafür lohnt es sich sogar, das Schulfranzösisch wieder hervorzukramen.
Hier können Sie beim infolio Verlag das Buch bestellen.