26. November 2015 – Das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM) richtet seine Forschung neu aus. Der Beitrag, den archäologische Forschung mit ihrem weit zurück reichenden Blick für die Bearbeitung und Bewältigung von Problemstellungen des gegenwärtigen Menschen leisten kann, wird zukünftig im Fokus seiner wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung stehen.
Wie das Ausstellungsteam diesen Auftrag versteht, soll dem Publikum vermittelt werden, bevor das RGZM in wenigen Jahren mit einer neu gestalteten Ausstellung in einen Museumsneubau umzieht. Deshalb experimentiert das Museum bis dahin im Kurfürstlichen Schloss mit den Besucherinnen und Besuchern mit neuen Ideen und Vermittlungsformaten. Probeaufbauten, die neue Perspektiven auf Altbekanntes öffnen, werden als „Interventionen“ in die bestehende Dauerausstellung integriert. Den Anfang macht „Codes der Macht. Mit 16 auf den Thron“.
Das Konzept hinter der „Intervention“
Interventionen unterscheiden sich von den bisherigen nur kurzfristigen Sonderausstellungen dadurch, dass sie die neuen Vorstellungen der Museumsleitung von archäologischen Ausstellungen „im Kleinen“ zeigen und in ihrer thematischen Ausrichtung zur neuen Dauerausstellung hinführen sollen. Sie bieten Möglichkeiten für Evaluierungen und fließen in die Planung der neuen Dauerausstellung sowie weiterer Interventionen und Sonderausstellungen ein. „Codes der Macht. Mit 16 auf den Thron“ beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten wie Machtwechsel, Machterhalt, Machtdemonstration und Legitimation.
Während die erste Intervention den heutigen Blick auf vergangene Ereignisse widerspiegelt und sich damit auseinandersetzt, was sich durch archäologische Forschung an Wissen für die Gegenwart rekonstruieren lässt, entwickelt die im Frühjahr 2016 startende zweite Intervention auf künstlerische Weise eine weitere Perspektive: Zukünftige, „posthumane“ Betrachterinnen und Betrachter untersuchen das Leben und die Kultur von heute. Was hinterlässt der Jetzt-Mensch und welche Rückschlüsse werden zukünftige Forscherinnen und Forscher aus diesen Überbleibseln ziehen? Zusammen mit der Künstlerin Sarah Mock entstehen dabei kreative Gedankenspiele im Umgang mit der Vergangenheit und ihren Relikten.
„Codes der Macht. Mit 16 auf den Thron“
Wie schafft man es, als derjenige anerkannt zu werden, der im Lande Entscheidungen fällt und durchsetzt? Tagtäglich empfangen wir zahllose Texte, Bilder und Zeichen, die uns etwas versprechen, um uns werben oder uns sogar drohen. Ihre Absender werben dafür, ihnen das Mandat der Macht zu erteilen. Dabei sollen die manchmal offenen, manchmal verschlüsselten Botschaften so verstanden werden, wie ihre Absender es wünschen.
Die Archäologie entschlüsselt „Codes der Macht“, die sich in den Objekten verbergen. Deren Fundzusammenhänge zeigen uns die „Bühnen”, auf denen die mit ihnen verbundenen Botschaften dem Publikum präsentiert wurden. Dieser Blick auf Machtkämpfe in längst vergangenen Gesellschaften, in ganz anderen Herrschaftsstrukturen und Medienwelten ausgetragen, schärft das Bewusstsein für gegenwärtige „Codes der Macht“.
Im Jahr 482 waren es die Begräbnisfeierlichkeiten für König Childerich, die sein Sohn, der sechszehnjährige Chlodwig, für die Sicherung seiner Nachfolge auf den Thron zu inszenieren wusste. Die am Beispiel der archäologischen Erforschung des Childerichgrabes entwickelte Perspektive auf das Thema für den heutigen Menschen in Wert zu setzen, ist das Ziel des Projektes.
Die begleitende Medienkampagne
Das Konzept für das Interventionsprojekt bindet die Ausstellung in eine Kampagne ein, in der die Geschichte der Machtübernahme Chlodwigs in der Medienwelt der Gegenwart erzählt wird. Die Kampagne führt das Publikum zugleich aus der Gegenwart auf die historische Bühne der Bestattung des Königs, die den Kern der Ausstellung bildet. Hier werden die Codes aufgelöst, die sich in den Beigaben des Königs verbergen. Bei der Rückkehr in die Gegenwart werden die Besucherinnen und Besucher zu einer persönlichen Reflektion zum Thema „Codes der Macht“ ermuntert und gebeten, ihre Sichtweise in die Kommunikationsplattform des Projektes zurückzuspiegeln.
Mehr zu dem ersten Interventionsprojekt finden Sie auf der Seite Codes der Macht.
Die Seite des RGZM finden Sie hier.