21. Februar 2019 – Zur Erinnerung an die mittelalterlichen jüdischen SchUM-Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz sowie zur Förderung der Pflege ihres Erbes geben die Numismatischen Gesellschaften Mainz-Wiesbaden und Speyer eine Medaille heraus. Sie wurde gestaltet und geprägt von Victor Huster in Baden-Baden.
Die kupferne Medaille wiegt 215 g, hat einen Durchmesser von 59 mm und wird in einer Auflage von 60 Stück ausgegeben.
Seit dem 10. und 11. Jahrhundert sind jüdische Gemeinden in den drei rheinischen Städten nachgewiesen. Im 12. Jahrhundert schlossen sich diese Gemeinden zum sog. SchUM-Verband (Akronym aus dem jiddischen Schpira, Warmaisa und Magenza) zusammen, der in religiösen, rechtlichen und kulturellen Fragen Vorschriften und Satzungen erließ („Takkanot-SchUM“), die für den gesamten aschkenasischen Raum galten. Die Gemeinden waren durch bedeutende Rabbiner und von ihnen geleitete Hochschulen Zentren jüdischer Gelehrsamkeit. Wenn es auch im Zeitalter der Kreuzzüge und Pestepidemien immer wieder zu Verfolgungen und Vertreibungen kam, blieben die SchUM-Gemeinden doch bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bestehen. Erst durch die nachfolgenden Ausweisungen und Auswanderungen lösten sie sich auf.
Die mehrmals wieder aufgebaute Synagoge Worms, Bild aus dem Jahr 2014. Foto: Willy Horsch / CC BY-SA 4.0.
Im Sinne einer Lesung aus einer Thorarolle stellt die Vorderseite der Medaille (zurückgerollte Seite rechts) vor dem Hintergrund eines Davidssterns auf gewelltem Pergament, die historischen Brüche symbolisierend, wichtige mittelalterliche Erinnerungsorte der SchUM-Gemeinden vor (Ortsnamen in Iwrith und jiddisch). Für Speyer sind dies die Reste der alten Synagoge und der Mikwe vom Anfang des 12. Jahrhunderts, für Worms steht die alte Synagoge von 1174, die nach der Zerstörung im Dritten Reich 1961 rekonstruiert wieder eröffnet wurde. In Mainz erinnern die Grabsteine auf dem „Judensand“ an die mittelalterliche Gemeinde, in der der berühmte Talmudlehrer Gerschom ben Jehuda (ca. 960-1028 bzw. 1040) wirkte; ihm verlieh man den Ehrentitel „Leuchte der Diaspora“ („Meor ha-Gola“). Sein mittelalterlicher Gedenkstein steht stellvertretend für die vielen jüdischen Gelehrten der drei Gemeinden.
Die von Architekt Manual Herz gestaltete Neue Synagoge Mainz. Foto: Manuel Herz Architects / CC BY-SA 3.0.
Die Rückseite (schmales Rollenende links) wendet sich dem neuen jüdischen Leben der drei Städte in der Gegenwart zu, wobei ihre Wahrzeichen eine identische räumliche Position einnehmen wie auf der Vorderseite. Speyer und Mainz sind vertreten durch ihre neuen Synagogen von 2011 bzw. 2010, wobei die aus den Lettern für „Keduschah“ (Heiligung) gestaltete expressive Fassadenarchitektur der neuen Mainzer Synagoge von Manuel Herz besonders hervortritt. Sie trägt am Eingang den Ehrennamen „Licht der Diaspora“ und stellt auf diese Weise den Bezug zur mittelalterlichen Gemeinde her. In Worms bleibt der alte jüdische Friedhof „Heiliger Sand“ bis zum heutigen Tag viel besuchter Erinnerungsort. Die Grabsteine von Rabbi Meir Maharam ben Baruch Rothenburg (links) und des Kaufmanns Alexander ben Schlomo Wimpfen (rechts) von 1307 sind besonders verehrte Ziele frommer Besucher, wie die aufgelegten „Kwitlekh“ (Fürbittzettel) zeigen. Neben den deutschen Ortsnamen der drei Städte erscheinen noch die Namen der herausgebenden numismatischen Gesellschaften sowie die Signatur des Medailleurs.
Es bleibt ein Wunsch der herausgebenden Vereine und des Medailleurs, dass dem seit 2012 in der Vorbereitung begriffenen Antrag der drei Städte, das Erbe der SchUM-Gemeinden in die Liste des UNESCO-Welterbes aufzunehmen, Erfolg beschieden sei.
Bestellungen richten Sie bitte an Dr. Wolfgang Dreher (Speyer) oder Dr. Karl Ortseifen (Mainz).
Näheres über die Arbeit der Numismatischen Gesellschaft Mainz-Wiesbaden sowie der Numismatischen Gesellschaft Speyer finden Sie online.
Weitere Informationen über die Gemeinden finden Sie auf der Internetseite des SchUM-Städte Speyer, Worms, Mainz e.V.
In diesem kurzen Film erfahren Sie mehr über die Geschichte der SchUM-Gemeinden und das Bemühen des Vereins, sie in die Liste der UNESCO-Welterbe aufzunehmen.