von Ursula Kampmann
27. März 2014 – Am 18. März 2014 starb der französische Münzhändler und Numismatiker Michel Prieur. Er gehörte zu den aktivsten, engagiertesten, aber auch zu den umstrittensten Persönlichkeiten des numismatischen Lebens in Paris.
Michel Prieur wurde am 2. September 1955 in Neuilly-sur-Seine geboren, einer Kleinstadt in der Nähe von Paris. Aufgewachsen ist er in Afrika und im Mittleren Osten, Viel ist in der numismatischen Öffentlichkeit nicht bekannt über sein Leben vor der Gründung seiner Firma Compagnie Générale de Bourse, CGB, im Jahre 1988.
Weltweit bekannt wurde er durch seine umfassende Website cgb.fr, die für ihn eine solch große Bedeutung hatte, dass er seine Firma Compagnie Générale de Bourse in cgb.fr umbenannte. Er war ein Pionier des Internets, der schon früh dessen Bedeutung erkannte. Ländergrenzen wurden damit für den sonst so geschlossenen französischen Münzenmarkt bedeutungslos. Und noch am 26. Februar dieses Jahres schrieb er an die Redaktion der MünzenWoche, wie stolz er darauf sei, dass er auf seiner Seite neben Französisch nicht nur Englisch, Italienisch und Deutsch, sondern auch Russisch und Chinesisch anbieten könne. Er freute sich wortreich darüber, wie lustig seine Seite mit chinesischen und russischen Schriftzeichen aussähe.
Mittlerweile verfügt seine Internet-Seite über rund 350.000 Inhaltsseiten mit Shop, E-Auction, einem umfangreichen Archiv und dem Blog. Einmal im Monat erscheint das digitale Bulletin numismatique, das monatlich Neuigkeiten aus der Welt der Numismatik bietet. 25 Personen, die sich ihrem Patron und seinem Engagement für die Numismatik tief verpflichtet fühlen, sind mittlerweile bei cgb.fr beschäftigt.
Michel Prieur war ein großartiger Autor, der mit seinem Corpus zu den syrisch-phönizischen Tetradrachmen, das er mit Karin Prieur gemeinsam verfasste, ein Buch geschaffen hat, das noch in den kommenden Jahrzehnten in Auktionskatalogen zitiert werden wird. Er entwickelte das Konzept von „Le Francs“, einem Katalog, der mit seiner Informationsfülle den amerikanischen „Red Books“ Konkurrenz macht. 2014 erschien die 10. Auflage des „Le Franc“.
Michel Prieur war ein Begeisterter in Sachen Numismatik. Und wie das häufig bei kompromisslosen Enthusiasten der Fall zu sein pflegt, hatte er seine eigene dezidierte Meinung, die er vertrat, auch wenn er andere damit verletzte. Er war nicht unumstritten, und es war ihm nicht gegeben, Fronten zu versöhnen und sich auch unter seinen Gegnern Freunde zu machen.
Wenn er aber spürte, dass sein Gegenüber die gleiche Vorstellung davon hatte, wie man die Numismatik propagieren müsse, gab es keinen hilfreicheren Freund als ihn. Als wir in der MünzenWoche vom 24. Januar 2013 unsere Werbeaktion „Ich lese die MünzenWoche“ ankündigten, kam nicht einmal 10 Minuten später per E-Mail ein Bild von ihm, das er bereitwillig für Werbezwecke zur Verfügung stellte. Er schrieb dazu „Ich wäre so froh, wenn ihre Initiative auch andere Länder und Spezialisten ermutigen würde, ihre eigenen regelmäßigen Zeitschriften zu publizieren – und das gratis! Die Numismatik braucht so dringend die Kommunikation, sie braucht die Publikationen! Pdf und asdl eröffnen uns so viele Möglichkeiten! Ich hoffe, dass andere das nachahmen!“
Dass das Bild, das er uns damals geschickt hat, nur ein gutes Jahr später benutzt werden würde, um seinen Nachruf zu illustrieren, das hätten wir uns nicht träumen lassen. Michel Prieur starb viel zu früh mit 59 Jahren. Gleichgültig, wie man zu ihm gestanden hat, man wird anerkennen müssen, dass der französischen Numismatik mit ihm ein wichtiger und engagierter Fürsprecher fehlen wird. Es bleibt zu hoffen, dass sein Team sein Werk in seinem Sinne fortführen wird!
Die Beerdigung findet am 28. März 2014 um 10.00 in der Eglise de Saint-Nicolas-du-Chardonnet, 23, rue des Bernadins, Paris statt.