Monopoly auf Mykenisch

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von Annika Backe

27. Oktober 2016 – Im renommierten Cambridge ist Anna P. Judson in einem Forschungsprojekt zur mykenischen Epigraphik tätig. Die Begeisterung für ihr Fach lässt die Spezialistin für ägäische und zyprische Schriftsysteme der Bronzezeit auch nach Feierabend nicht los. Den beliebten Spiele-Klassiker Monopoly hat sie in die Silbenschrift Linear B übersetzt.

Das „Mykenopoly“-Spielbrett. Foto: © Anna P. Judson.

„Mykenopoly“ – bzw. mu-ke-no-po-ru in Linear B – folgt den bekannten Spielregeln von Monopoly. Inhaltlich geht es freilich darum, verschiedene Stätten der mykenischen Kultur unter die eigene Kontrolle zu bringen, um so von den Mitspielern möglichst viele Waren zu bekommen. Besitzt ein Spieler ein „Königreich“ – also alle Stätten einer Farbgruppe –, kann er mit dem Bau von Palästen beginnen. Daneben gilt es, die Vorherrschaft über Häfen oder die Produktion von parfümiertem Öl und Textilien zu erringen.

„Mykenopoly“ mit Spielkarten und Geldscheinen. Foto: © Anna P. Judson.

Für „Mykenopoly“ kreierte Anna P. Judson ein ganz neues Geld auf der Basis des Tauschhandels. Der Wert einer Stätte wird in der Einheit Olivenöl bemessen. Da der Transport von Olivenölbehältern einigermaßen beschwerlich ist, gibt es das Schaf im Gegenwert von 5 Einheiten Öl, das Pferd zu 10 sowie die Rüstung zu 100. Hier kam der Schöpferin des Spiels der Umstand gelegen, dass die vom 15. bis zum 12. Jh. v. Chr. gebräuchliche Linear B-Schrift für Zahlen ein Dezimalsystem benutzte. So stehen z. B. eine waagerechte Linie für 1 und ein Kreis für 100.

In ihrem Internetblog schreibt Anna P. Judson, sie habe schon lange „die unverhohlen nerdige Absicht“ gehabt, Monopoly in die Bronzezeit zu verlegen. Von den vielen Anfragen von Kaufinteressenten war sie dann aber doch überrascht.
Gegenüber der MünzenWoche sagte sie: „Bislang haben ganz unterschiedliche Menschen mein Spiel angefragt – zumeist Gymnasiallehrer oder Universitätsdozenten der Altertumswissenschaft oder Alten Geschichte. Doch gab es auch einige Eltern, die ihre Kinder zuhause unterrichten, sowie einen Direktor einer Summer School und einen Mitarbeiter eines Universitätsmuseums; sie kamen aus ganz Europa und den USA. Mich erreichten auch Anfragen von Nicht-Fachleuten und Studenten, doch muss ich leider die Abgabe auf jene beschränken, die das Spiel zu Lehrzwecken benutzen wollen.“

Wenn Sie den Einsatz von „Mykenopoly“ in Ihrem Unterricht planen, könnten Sie also bald zu den glücklichen Besitzern dieses Spiels gehören. Der Neid aller anderen Bronzezeit-Nerds dürfte Ihnen dabei gewiss sein.
 
Wir danken Anna P. Judson für Informationen und Abbildungen.

Frau Judsons Blog mit der Meldung sowie ihre Kontaktdaten finden Sie hier.

Zur deutschen Version der offiziellen Hasbro Monopoly Website kommen Sie hier.

Sie finden Anna P. Judson auf academia.edu.

Ihren Artikel „The Linear B Inscribed Stirrup Jars“ können Sie hier herunterladen.

Und mehr über die „Mycenaean Epigraphy Group“ in Cambridge erfahren Sie hier.