Es gibt wohl wenige Perioden der englischen Geschichte, die bekannter und interessanter sind als der Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von König Charles I. und Cromwell. Immerhin bestieg der englische König wesentlich früher das Schafott als der französische, auch wenn danach keine Republik, sondern das Commonwealth folgte, ein Staatenbund, der theoretisch durch das – so die eigentliche Bedeutung des Wortes – Gemeinwohl zusammengehalten werden sollte. Dass es dann tatsächlich doch eher Gewalt und Unterdrückung war, ist eine andere Geschichte.
Wie auch immer, der englische Bürgerkrieg ist nicht nur historisch, sondern auch numismatisch hoch interessant, und das nicht nur weil durch die Kosten, die für das Militär aufzubringen waren, größere Mengen an Münzen geprägt werden mussten. Im englischen Bürgerkrieg kursierten viele Sorten von Geld nebeneinander: Münzen der Royalisten und der Republikaner, Münzen aus der Tower Mint von London, aber auch aus Münzstätten wie Oxford, Exeter, Bristol, Hereford oder Chester, um nur einige Münzstätten zu nennen. Wenn man noch daran denkt, dass nur selten eine vielfältigere Propaganda auf den englischen Münzen zu finden war, und dass neben den „regulären“ Prägungen während Belagerungen Notgeld entstand, wird wohl jedem klar, wie vielfältig diese Periode der englischen Numismatik ist. Kein Wunder, dass Edward Beslys Buch über die Münzen und Medaillen des Bürgerkriegs, das erstmals 1990 bei Spink erschien, 2019 in einer Neuauflage publiziert wurde.
Um eines klarzustellen: Es handelt sich um keinen Katalog, wie man ihn zum Bestimmen von Münzen benutzt. Dafür zitiert man besser die Gesamtkataloge der englischen Münzprägung. Beslys Buch ist eine historisch-numismatische Abhandlung über die Zeit zwischen 1642 und 1660, die dem Sammler den Hintergrund der Münzprägung erklärt und offene Fragen beantwortet. Besser als der Autor selbst kann wohl niemand den Inhalt zusammenfassen, weswegen wir an dieser Stelle den Klappentext übernehmen (und ihn selbstverständlich übersetzen): „Nach einer Beschreibung der Münzen, die 1642 in Umlauf waren, und einem Survey über die Organisation der königlichen Münzprägung während des Krieges, folgt eine Betrachtung der Münzunternehmer im Auftrage des Königs. Ausländische Währungen, Belagerungsmünzen und Notausgaben von Irland werden beschrieben; und auf die Geschichte der Tower Mint unter der Kontrolle des Parlaments folgt die Münzprägung bis zum Interregnum von 1649 bis 1660 und der Restauration von Charles II. Die Prägetechnologie einer Zeit des Übergangs zwischen Hammerprägung und Maschinenprägung sind ein wichtiges zusätzliches Thema.“
Mit anderen Worten, wer das Buch von Edward Besly gelesen hat, ist hinterher über die wichtigsten Fakten und Problemstellungen informiert, die die Münzen und Medaillen des englischen Bürgerkriegs betreffen. Der Autor gilt aus ausgewiesener Spezialist für diese Epoche. Wenn er keine Bücher schreibt, arbeitet er als Kurator für den Bereich Archäologie und Numismatik im Nationalmuseum von Wales in Cardiff. Besly wurde sowohl von der British Numismatic Society als auch von der Royal Numismatic Society mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Dass er sie verdient hat, glaubt man gerne, wenn man seinen ausgezeichnet recherchierten und spannend geschriebenen Text liest.
Kurz zusammengefasst: „Coins and Medals of the English Civil War“ ist ein zutiefst numismatisches Werk, das dennoch auch für den Nicht-Numismatiker lesbar bleibt. Ein Gewinn also für jede numismatische Bibliothek!
Bestellen können Sie das Buch auf der Website von Spink.