Die MünzenWoche hat es sich zur Aufgabe gemacht, einige zentrale Münzenmessen jedes Jahr zu besuchen und mit einer Ausgabe ihres MünzenWoche Spezial zu unterstützen. Die Coinex gehört dazu, und das hat gute Gründe. Sie ist zwar keine Messe, zu der Hunderte von Besuchern anreisen, dafür hat sie eine andere zentrale Funktion: Sie ist der wichtigste Treffpunkt im Herbst für Münzhändler und Auktionshäuser aus Großbritannien, Europa und USA. Wer auf dem internationalen Münzmarkt eine Rolle spielt oder spielen will, ist bei der Veranstaltung anwesend.
Eine kleine Typologie der Münzbörsen
Wollte man eine Typologie der Münzbörsen aufstellen, müsste man dieses Phänomen in drei verschiedene Arten untergliedern:
- Es gibt Münzbörsen, die sind Massenevents. Sie ziehen ein riesiges Publikum an, das allerdings zumeist keine Münzen kaufen will, sondern nach Schokoladen-Täfelchen, Katalogen und kostenlosen Kugelschreibern Ausschau hält.
- Dann haben wir Münzbörsen, die für ernsthafte Sammler attraktiv sind. Meist ist hier die Besucherzahl nicht so hoch, aber jeder Besucher hat Geld in der Tasche, das er bis auf den letzten Rest auszugeben plant.
- Und dann sind da noch die Münzbörsen, die eine Art Familientreffen für Münzhändler geworden sind. Sie sind zumeist in eine Vielzahl von Auktionen eingebettet. Es ist geradezu ein Gesamtpaket: Der Münzhändler reist zu den Auktionen an, bietet dort für seine Kunden und nutzt zusätzlich die Münzbörse, um eine Fülle von weiteren Gesprächen zu führen, zahlreiche Geschäfte abzuschließen oder für seine eigene Auktion zu werben.
Zur letzten Sorte gehört die Coinex. Um sie herum finden etliche hochrangige Auktionen statt. Die Gesprächspartner, die man dort trifft, sind hochkarätig. Allerdings würde wohl ein Besucher, der nicht zur Welt der Numismatik gehört, gar nicht merken, wie viele wichtige Geschäfte hier eingefädelt wurden und werden.
Eine Börse für den fortgeschrittenen Sammler
Natürlich gibt es auch im Bereich der Münzbörsen vor allem Mischformen, und so ist die Coinex auch eine Publikumsveranstaltung. Aber es sagt viel über sie aus, dass sie als einzige der mir bekannten Münzbörsen mit einer eleganten Party für alle Aussteller beginnt. Wie gesagt, bei der Coinex stehen die Händler im Mittelpunkt, auch wenn natürlich zahlreiche – vor allem international bekannte – Sammler anwesend sind. Die Coinex will keine Massenveranstaltung sein, sondern ihre Klasse durch Qualität der Aussteller und der ausgestellten Ware beweisen. Deshalb ist sie eine Börse für den fortgeschrittenen Sammler, der sich normalerweise darüber beklagt, dass er wirklich hochrangiges Material nicht mehr zu einem festen Preis, sondern nur in Auktionen kaufen kann. Gutes Material gibt es bei der Coinex an jedem Tisch, wenn man bereit ist, dafür zu bezahlen.
Ein paar Fakten rund um die Ausstellung
Die BNTA (= British Numismatic Trade Association) ist der Veranstalter der Coinex. Sie hat die Regel aufgestellt, dass nur Mitglieder der BNTA sowie ausländische Händler zur kleinen, aber feinen Veranstaltung kommen dürfen. Nur einmal, zur 40. Coinex im vergangenen Jahr, war diese Regel außer Kraft. Nun ist die Veranstaltung wieder zum kleinen Kreis und an den edlen Grosvenor Square zurückgekehrt. Hier residiert die amerikanische und die kanadische Botschaft, hier logiert man im vornehmen Biltmore Mayfair Hotel, wie das renovierte Millenium Hotel nun heißt. Und in eben diesem Biltmore Mayfair Hotel fand die Coinex statt.
Die Location
Erst wenige Tage vor der Veranstaltung am 27. und 28. September 2019 wurde das Fünf-Sterne-Hotel eröffnet. Und natürlich gab es viele „Münzerfahrungen“, die das ansonsten äußerst freundliche Personal erst noch machen musste. Das Konzept einer „geschlossenen Gesellschaft“ vor der eigentlichen Öffnung der Münzbörse, war den Verantwortlichen völlig neu. Sie bewegten sich, ohne auch nur darüber nachzudenken, im dunklen Anzug mit gedeckter Krawatte durch den Saal, um ihre letzten Vorbereitungen zu treffen. Dass ein potentieller Dieb sich lediglich in einen dunklen Anzug mit gedeckter Krawatte kleiden muss, um sich unverdächtig in den Saal einschleichen zu können, war ihnen nicht bewusst.
Auch der Sicherheitsdienst verzichtete auf Namensschilder oder andere Erkennungsmerkmale. (Wer genau hinsah, konnte allerdings die Stöpsel in den Ohren zur Kommunikation erkennen.)
Wir dürfen davon ausgehen, dass beides bei den kommenden Veranstaltungen nicht mehr so sein wird.
Eine Schrecksekunde
Dass eine Münzbörse keine Veranstaltung ist wie jede andere, wurde auch klar, als auf einmal der Feueralarm schrillte. Es roch tatsächlich nach Rauch, was einen falschen Alarm unwahrscheinlich machte, allerdings kam der Rauch von außerhalb, nicht von innerhalb des Börsen-Saals.
Das Personal versuchte, den Raum zu evakuieren, und stellte überrascht fest, dass kein einziger unter den Münzhändlern bereit war, seinen Tisch ungesichert zu verlassen. Alle packten in größter Ruhe ein – und danach wieder aus, denn das Feuer war gelöscht, bevor der Saal vollständig evakuiert war.
Zufriedenheit bei den Teilnehmern
Abgesehen von solch kurzen Schrecksekunden war die Atmosphäre entspannt, gelöst, freundlich. Die meisten Teilnehmer waren hoch zufrieden mit ihren Umsätzen bzw. mit den Gesprächen, die sie geführt hatten. Und alle freuen sich schon darauf, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Die Coinex hat sich in den Jahrzehnten ihres Bestehens zu einer Konstante entwickelt, die nicht aus dem Jahresablauf wegzudenken ist. Wollte man böse sein, könnte man sagen, dass eine zu große Menge an Besuchern die Veranstaltung eher stören würde. Klasse statt Masse, das ist das Konzept, das seit Jahrzehnten aufgeht. Und das Thema Nachwuchsförderung und Gewinnung von Neusammlern muss ja nicht unbedingt im Rahmen der Coinex abgehandelt werden…
Die Coinex setzt auf britisches Understatement, auch im Internet. Hier kommen sie zur Coinex-Seite.
Mehr Informationen und vor allem einen Zeitplan aller rund um die Coinex stattfindenden Auktionen, gibt es in unserem CoinsWeekly Special Issue, das Sie auf unserer Seite kostenlos herunterladen können.