von Björn Schöpe
1. März 2018 – Der Fund eines großen Münzhortes im bulgarischen Mesdra im Sommer 2017 führte Archäologen zu Besiedlungsresten aus römischer Zeit (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.). Möglicherweise stießen die Ausgräber auf eine bislang unbekannte Siedlung, wie das Portal „Archaeology in Bulgaria“ berichtete.
Alles begann in einem unbestellten Garten in Mesdra. Ein Einwohner entwurzelte einen alten Pflaumenbaum und zertrümmerte dabei mit seiner Hacke ein darunter liegendes Keramikgefäß, das einen Schatz preisgab. Ein Foto, das gleich nach dem Fund aufgenommen wurde, lässt vermuten, dass der Hort rund 1.000 Münzen enthielt. Darauf deutet auch die Bemerkung eines Helfers hin, das Gefäß habe 4 bis 5 Kilo gewogen, als er es aus der Erde zog. Erst zwei Wochen später gelangte der Fund in das Vratsa Regional Museum of History – mit nur noch 183 Münzen.
Als die Behörden Mitte September 2017 den spektakulären Fund öffentlich machten, verbanden sie dies mit der Aufforderung, die vermutlich fehlenden etwa 800 Münzen dem Museum auszuhändigen. Bislang fanden nur vier weitere Münzen ihren Weg ins Museum.
Der Hort besteht aus Denaren und Antoninianen, deren Prägezeiten von neronischer Zeit (54-68) bis in die Herrschaft des Severus Alexander (222-235) reichen. Der Museumsdirektor Georgi Ganetsovski sagte: „Wir haben eine sehr interessante Abfolge in den kaiserzeitlichen Prägungen der gesammelten Münzen festgestellt. Außerdem waren viele Münzen den Kaiserfrauen gewidmet.“
Der Archäologe Plamen Ivanov zeigte sich beeindruckt von der langen Sammelzeit von nahezu 200 Jahren und vermutet an dem Ort eine Art regionales Schatzamt der römischen Verwaltung.
Ganetsovski weist außerdem darauf hin, dass einige der Münzen in Syrien geprägt wurden, was auf weitreichende Handelsbeziehungen der Gegend zur damaligen Zeit hindeutet. Während viele Münzen Benutzungsspuren aufwiesen, seien einige sehr gut erhalten und offenbar „gesammelt“ worden.
Bislang ist die Festung Kaleto Mesdras bekanntestes archäologisches Denkmal. Foto: Vassia Atanassova / CC BY-SA 3.0
In der Antike verlief in Mesdra die Sprachgrenze auf dem Balkan: Westlich davon war Latein die Amtssprache, östlich davon begann der griechischsprachige Raum. Bislang war von der Ortsgeschichte in dieser Epoche nur bekannt, dass sich auf dem nahegelegenen Hügel ein Heiligtum befand, von dem u.a. ein seltenes Medaillon und ein Aureus des Severus Alexander zeugen. Auf dem Hügel erhebt sich außerdem die Festung Kaleto, ein befestigtes Areal, das seit der Steinzeit besiedelt war. Die neuen Funde könnten auf eine weitere Besiedlung direkt auf dem Gebiet des heutigen Mesdra hindeuten.
Wie es in solchen Fällen üblich ist, führte das Museum an der Fundstelle des Hortes sofort eine Notgrabung durch. Dabei traten Fundamente eines großen Gebäudes zutage, das aufgrund von Münzen und Keramik ins 4. Jahrhundert n. Chr. datiert wird. Der leitende Archäologe, Nartsis Torbov, vermutet, der Bau reiche zurück bis in die Zeit des Münzhortes. Noch sei nicht klar, um was für eine Art Gebäude es sich handelte. Torbov wird von „Archaeology in Bulgaria“ zitiert: „Ein genauer Blick auf beide Seiten des Mauerwerks verrät Brandspuren. Die Temperatur war sehr hoch und die Erde wurde dadurch rot-braun verfärbt. Dies deutet auf ein Ende des Bauwerks durch Brandstiftung hin.“ Dies könnte während der Barbareneinfälle im 4. Jahrhundert geschehen sein. Weitere Grabungen könnten frühere Phasen aufdecken.
„Archaeology in Bulgaria“ berichtete im November 2017 von dem Hortfund und kurz darauf von den ersten Ergebnissen der Grabung. Dort sind auch erste Bilder der Münzen zu sehen.
Die englischsprachige Seite des Museums finden Sie hier.