1. November 2018 – Bei vielen Münzen, welche durch die Numismatic Guaranty Corporation (NGC) eine Einstufung erhalten haben, handelt es sich um absolute numismatische Raritäten, von denen es in dieser Erhaltung nur einzelne Exemplare gibt. Es sind zeitgeschichtliche Dokumente aus dem Portemonnaie unserer Vorfahren. Hinter ihnen verbergen sich alltägliche Geschichten, die jedoch nicht in Geschichtsbüchern auftauchen.
In diesem Jahr hat die Certified Collectibles Group allerdings neben den Bereichen für Münzen, Banknoten, Comics und zuletzt Briefmarken um ein weiteres Geschäftsfeld erweitert: Die Collectibles Authentication Guaranty (CAG) bewahrt die Provenienz von Sammelobjekten, die mit prominenten Personen in Verbindung stehen. Und bereits das erste Großprojekt der CAG ist eine Sensation: Es wurde eine Sammlung von tausenden Gegenständen des ersten Mannes auf dem Mond und seinen direkten Familienmitgliedern konserviert.
Die unglaubliche Sammlung historischer Erinnerungsstücke aus der Familie des Astronauten Neil Armstrong (genannt „Armstrong Family Collection“) umfasst mehrere tausend Artefakte, darunter Medaillen, Schriftstücke und sogar ein Stück des Flugzeuges der Luftfahrtpioniere Wright. Der erste, mehrere hundert Stücke umfassende Teil der Sammlung wird am 1. und 2. November bei Heritage Auctions versteigert.
Nach Armstrongs Tod im Jahr 2012 kam seine Familie nach langen Überlegungen zu dem Schluss, dass die Sammlung mit Freunden und Fans des legendären Astronauten geteilt werden müsste. Allerdings standen die Armstrongs vor einer ähnlichen Herausforderung wie viele andere Erben – wie lässt sich die Herkunft und das Vermächtnis dokumentieren und bewahren, selbst wenn die einzelnen Bestandteile in einer umfangreichen und weltweit bekannten Auktion viele neue Besitzer finden?
„Es ist uns wichtig, dass das Vermächtnis unseres Vaters geehrt, erhalten und geschützt wird“, sagte Mark Armstrong, einer der beiden Söhne von Neil Armstrong. „Die CAG-Zertifizierung gab uns eine Plattform, um genau dies zu tun. Am wichtigsten ist jedoch, dass ein bedeutender Prozentsatz der Erlöse aus diesen Verkäufen wohltätigen Zwecken auf der ganzen Welt zugutekommt, die sowohl unsere Mutter als auch unserer Vater gerne unterstützen würden.“
Diese Goldmedaille wurde 1969 zur Feier des 50. Hochzeitstages der Mutter Neil Armstrongs geprägt.
Es ist anzunehmen, dass auch einige deutsche Sammler ihre Gebote bei der Auktion im November abgeben werden, denn manche der Schätze aus der Armstrong-Sammlung haben sogar einen Bezug zur deutschen und europäischen Numismatik:
- Eine Goldmedaille aus dem Jahr 1969 zeigt Armstrong als „Ersten Menschen auf dem Mond“ mit einem fiktiven Nennwert von „50 Lunaren“. Die Gedenkmedaille wird in der Literatur auch als „das erste Mondgeld“ bezeichnet und weist ein Feingewicht von etwa 7 Gramm auf. Viel spannender als der Edelmetallgehalt ist jedoch der historische Kontext: Armstrong überreichte diese in Deutschland geprägte Medaille seiner Mutter Viola zum 50. Hochzeitstag – wohl auch wegen der Zahl „50“ auf der Wertseite der Medaille. Die Medaille wurde anhand der für Münzen und Medaillen etablierten Sheldon-Skala mit einer Einstufung von „PF69 Ultra Cameo“ versehen.
- Eine Silbermedaille aus dem Jahr 1989 ist dem 20. Jahrestag der Mondlandung gewidmet und wurde ebenfalls in Deutschland geprägt. Sie zeigt Armstrong auf der Mondoberfläche, auf der Rückseite ist die Überschrift „Die Eroberung des Weltraums durch den Menschen“ zu sehen. Die Einstufung wurde auf „PF67 Ultra Cameo“ festgelegt.
- Eine vergoldene Ansteckmedaille aus Bronze aus dem Jahr 1972 zeigt ein Portrait Armstrongs und wurde als Wandermedaille auf dem 2. Internationalen Donau-Lech Wandertreffen im Jahr 1972 in Genderkingen (Bayern) ausgegeben. Die Medaille hat einen Durchmesser von 44 Millimetern und ist an einem rot-weiß-blauen Band aufgehängt. Sie wurde in einem Oversize-Holder, ähnlich der bei NGC sonst für große Münzen und Medaillen eingesetzten Exemplare, zertifiziert und mit MS 66 eingestuft.
Neben diesen drei numismatischen Sammlerstücken, die allesamt in einem Hartplastik-Halter von NGC eingefasst wurden, sind in der Armstrong Family Collection noch zahlreiche weitere Lots mit deutschen Wurzeln zu finden, darunter ein Stück eines deutschen Zeppelin, der im Ersten Weltkrieg über England abgestürzt ist. Armstrong bewahrte in seiner Sammlung auch einen Brief, der an Bord des Jungfernfluges von „LZ-127“ transportiert wurde, welcher als erster kommerzieller Transatlantik-Flieger gilt und bis 1940 genutzt wurde.
Andere Gegenstände, welche nicht mit Deutschland oder Europa in Verbindung stehen, dürften wohl jeden historisch interessierten Beobachter sprachlos werden lassen: Versteigert werden unter anderem die „Apollo 11“ Robbins Medaillen, welche von den Astronauten selbst in Auftrag gegeben und auf allen Apollo-Missionen beginnend mit Apollo 7 mitgenommen wurden, wobei die Daten nach Abschluss der Mission eingraviert wurden. Die Auktion enthält auch Fliteline Medals, welche die Vorgänger der Robbins Medals waren und auf Missionen für das Gemini Programm, dem Vorgänger von Apollo, geflogen sind.
Andere Gegenstände, die verfügbar sind, umfassen einen Pfadfinderhut aus Armstrongs Jugendzeiten sowie Fahnen, die an Bord von Apollo 11 gereist sind – darunter solche aus den Vereinigten Staaten, einigen amerikanischen Bundesstaaten und den Vereinten Nationen. Die Heritage-Auktion umfasst etwa 700 Lots in allen erdenklichen Preisklassen, sodass sich auch Armstrong-Fans mit schmalem Geldbeutel ein Erinnerungsstück an ihren Helden sichern können. Und selbst ohne eine direkte Kaufabsicht ist es für Geschichtsinteressierte ein Abenteuer, durch den Auktionskatalog zu blättern.
Autor Sebastian Wieschowski arbeitet seit 2007 als Autor mit Fokus auf Münzen und Edelmetalle. Seine Artikel sind in Fachzeitschriften wie MünzenRevue, Coin World sowie dem Journal of East Asian Numismatics erschienen. Er ist Autor vom Bullion Buch sowie dem Schwarzbuch Münzfälschungen und Absolvent der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.
Weitere Informationen über diese Auktion finden Sie auf der Internetseite von Heritage Auctions.
Mehr über CAG und die Dienstleistungen des Unternehmens erfahren Sie auf der Website von CAG.