20. November 2014 – Alles begann, als der damals 28jährige Bruce McNall an einem Tag im März 1978 ein Rennpferd kaufte. Es soll ein vielversprechendes Tier gewesen sein, das aus dem Stall eines der reichsten Männer der Welt stammte, aus dem Gestüt von Nelson Bunker Hunt.
Nelson Bunker Hunt war der Sohn des Ölmagnaten H. L. Hunt, Gründer von Placid Oil. Er war ins Geschäft seines Vaters eingestiegen, hatte die Ölfelder von Libyen entwickelt und an Gaddafi verloren. Zum Zeitpunkt des Treffens hatte er eine Sache am Laufen, die er für die Investition seines Lebens hielt: Er kaufte, zusammen mit seinem Bruder Herbert, im großen Stil Silber, um irgendwann den Markt zu beherrschen. Nelson Bunker Hunt war also ein hervorragendes Ziel für einen ehrgeizigen und skrupellosen Münzhändler wie Bruce McNall.
Der erste Deal, den er für ihn einfädelte, machte Hunt mit einem Schlag zu einem der bedeutendsten Münzsammler weltweit. Sy Weintraub, seines Zeichens Filmproduzent, wollte seine Münzsammlung verkaufen. Er hatte 4 Millionen Dollar dafür gezahlt. Jetzt wollte er 16 Millionen. Auch wenn die Preise gestiegen waren, das waren die Münzen nicht wert. McNall fand eine Lösung: Hunt sollte nur 8 Millionen in bar zahlen. Die restlichen 8 Millionen erhielt Weintraub in Pferden.
Bruce McNall wurde Hunts Münzhändler und verdiente gut daran. Da konnte er sich großzügige Gesten leisten. Er lud die Hunt Brüder auf ausgedehnte Touren in die Ägäis ein. Das Geld dafür holte er sich natürlich zurück. Ein gutes Beispiel dafür ist die Dekadrachme aus Akragas, zweimaliger Rekordhalter als teuerste griechische Münze der Welt. Die Hunts kauften sie von McNall für 1 Million Dollar, damals Rekord. Seinen zweiten Rekord erzielte das Stück am 17. Oktober 2012, als es für 2,3 Millionen Schweizer Franken den Besitzer wechselte. Sein ehemaliger Besitzer wird sich gefreut haben – im Gegensatz zu den Hunts. Die verkauften das Stück 1990 bei Sotherby’s. Es brachte 572,000 Dollar, abzüglich der Versteigerungsgebühr bedeutete das einen Verlust von einer halben Million Dollar.
Noch größere Verluste machten die Hunts mit ihrer Idee, alle byzantinischen Münzen der Welt zu erwerben und so den Markt zu beherrschen. Bruce McNall erzählt in seiner Autobiographie, wie diese Idee entstand: „Ich hatte ziemlich jede Hoffnung verloren, aus den Hunt Brüdern Kunstliebhaber zu machen, als wir nach Zürich kamen, um das Angebot der Bank Leu zu sehen. Leo Mildenberg war sich des Hunt’schen Geldes nur zu bewusst. Er begann das Treffen mit der Versicherung gegenüber den Hunts, das ich der bedeutendste Münzhändler der Welt sei, und dass sie sich in Expertenhänden befänden. Dann brachte er Tablett um Tablett mit Münzen im Wert von mindestens einer Million Dollar. … „Wie steht es mit Goldmünzen?“, fragte Herbert. „Und was können Sie uns zeigen, das derzeit unter Wert gehandelt wird?“ Goldmünzen, besonders byzantinische Münzen, wurden zu der Zeit unterbewertet. Als ich das Herbert erklärte, brachte Leo eine Reihe von Tabletts voll mit Münzen in der Größe eines Nickels. Sie kosteten, im Durchschnitt, um die 400 $ pro Stück. Das war nur ein paar hundert Dollar mehr als eine typische amerikanische Goldmünze, aber sie waren so viel seltener und so viel schöner, dass Herbert sofort ihren Wert würdigte. Nachdem er sich die Tabletts angesehen und mich zu den Preisen befragt hatte, sagte Herbert: „Okay, was würde es kosten, all die byzantinischen Münzen zu kaufen?“ „Du meinst, alle auf dem Tablett?“, fragte ich. „Nein,“ sagte er, „Ich meine alle Münzen in der Welt.“
Man kann sich vorstellen, welche Profite McNall damit einstrich, für die Hunts Münzen im großen Stil aufzukaufen. Seine Firma Numismatic Fine Arts (NFA) blühte und gedieh. Bis Bruce McNall seine Gier in die Quere kam, und er einen Fehler machte: 1982 ließ er sich, da das Bargeld im Hause Hunt knapp war, 20 Millionen Dollar in Silber zahlen. Sein Vorteil: Er erhielt das Geld für 312 Münzen, von denen es nur eine Liste gab und die er irgendwann kaufen sollte. Sein Nachteil: Er verkaufte weder das Silber – das befand sich kurz danach auf einem historischen Tiefstand und wollte nicht mehr steigen – noch kaufte er die Münzen.
Als ihn also eines Tages im Jahr 1988 Hunt anrief, Leute von der Bank wollten die Münzen sehen, musste Bruce McNall innert kürzester Zeit die 312 hoch seltenen Münzen auftreiben. Er tat es, ohne mit der Wimper zu zucken. Für rund 10 Millionen Dollar ging er auf Einkaufstour in München, Basel, Zürich, ohne Rücksicht auf den Preis. Er war sich sicher, nach der Überprüfung könne er jeden einzelnen Kauf zum Einkaufspreis zurückgeben.
Allerdings hatte sich, was McNall nicht wusste, die Situation geändert: Die Hunt Brüder hatten Bankrott erklärt. Der größte Teil ihres Vermögens wurde verkauft, um ihre Schulden zu decken. Darunter auch die 312 Münzen, die McNall jetzt nicht zurückgeben konnte.
Doch irgendwie gelang es dem findigen Münzhändler die Krise zu meistern und als Chef eines Baseball Teams, Filmproduzent und Rennpferdbesitzer 90 Millionen Dollar Schulden anzuhäufen, die ihn letztendlich ins Gefängnis brachten.
Nelson Bunker Hunt blieb auch nach seinem Bankrott genug Geld übrig, um gut zu leben und sich 1999 für rund 2 Millionen Dollar ein neues Gestüt einzurichten.
Nelson Bunker Hunt starb am 21. Oktober 2014 an Krebs und Demenz.
Wer mehr über Bruce McNall und Nelson Bunker Hunt wissen will, dem sei die Autobiographie McNalls „Fun while it lasted“ empfohlen. Auch wenn McNall nicht gerade der zuverlässigste Zeuge ist, liegt ihr doch darin, dass man viele Details über Münzhandel und Münzhändler der 80er Jahre erfährt.
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