Auch wenn die Stadt nicht immer die größte des Landes gewesen ist: Zürich spielt in der Geschichte der Schweiz seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle. Als Königspfalz im Hochmittelalter, als Reichsstadt im Spätmittelalter, als Zentrum der Reformation in der frühen Neuzeit, als liberale Hochburg im 19. Jahrhundert und schließlich als Wirtschaftsmetropole mit überregionaler Ausstrahlung im 21. Jahrhundert. Vielleicht gerade deshalb hat Zürich immer wieder Konflikte mit der übrigen Schweiz ausgetragen, zum Beispiel im Alten Zürichkrieg Mitte des 15. Jahrhunderts, in der konfessionellen Spaltung im 16. und 17. Jahrhundert, in der Entwicklung zur Demokratie im 19. Jahrhundert oder auf dem Weg zur Metropolitanregion heute. Diesen Themen nimmt sich die Ausstellung „Einfach Zürich“ an und geht ihnen auf den Grund. Die neue Dauerausstellung in drei Räumen des Landesmuseums erzählt von damals und heute, von Stadt und Kanton, Sichtbarem und Unsichtbarem. Sie ist nicht enzyklopädisch, sondern macht Tiefenbohrungen in die Zürcher Geschichte und schlägt den Bogen zur Gegenwart.
Die neue Dauerausstellung
Empfangen werden die Besucherinnen und Besucher mit 20 Videoporträts von Zürcher Gemeinden. Die Kürzestfilme zeigen auf spielerisch-subjektive Weise die Vielfalt des Kantons. Sie werden ergänzt mit einer Installation der Künstlergruppe mickry3, welche die touristischen Hotspots von Zürich in einer eindrücklichen Skulptur vereint.
Im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung steht eine Art Schatzkammer mit 60 Objekten, die wiederum Ausgangspunkt von 60 Bildgeschichten sind. Die Themen spannen sich von politischen Machtkämpfen im historischen Zürich über die Liebe zum Züri-Leu bis zur heutigen Kreativwirtschaft, immer auf der Suche nach den Zürcher Besonderheiten.
Die Vitrine der Schatzkammer hält Platz bereit für weitere Objekte und Themen. So kann dieser Zürcher Kosmos über die nächsten Jahre hin sukzessive erweitert und verdichtet werden.
Den dritten Raum füllen vier filmische Präsentationen, die auf Basis der Punktwolken-Technologie von Architekten der ETH Zürich realisiert wurden. Eine Punktwolke besteht aus einer riesigen Menge an Messpunkten, die es erlaubt, Landschaften und Räume auf völlig neuartige Weise zu modellieren. Es wird möglich, die feste Materie zu durchdringen, durch Wände zu gleiten und überraschende Beziehungen herzustellen: zum Beispiel entlang der Industriegeschichte im Tösstal oder auf dem Lindenhof, einst Standort der stolzen Burg der Stadtherren, unter dem nicht nur Spuren des römischen Turicums zu finden sind, sondern auch das Urania-Parkhaus.
Weitere Bilder und Objekte, die in der „Einfach Zürich“-Ausstellung zu sehen sind:
Programm
„Einfach Zürich“ ist nicht nur eine Ausstellung. Sie schlägt eine Brücke zu einer Vielzahl von größeren und kleineren Einrichtungen im ganzen Kanton, die sich mit Zürcher Geschichte beschäftigen. Ein zweiköpfiges Kuratorenteam stellt dazu jährlich in Kooperation mit Partnern in Stadt und Kanton ein Programm zusammen. Gewählt wird ein jährliches Schwerpunktthema.
2019 wird das Programm, das Mitte Jahr startet, den Titel „Wildes Zürich“ tragen: Zürich gilt als geordnet, protestantisch, arbeitsam, sauber – aber ist es auch wild? Anlass zu dieser Frage gibt die Gründung des Tierparks im Sihlwald, die vor 150 Jahren erfolgt ist. Das Wilde ist damit vor den Stadttoren von Zürich domestiziert worden. Es zeigt sich, wie vielfältig die Wildnis in Köpfen und Realitäten ist. Und wie vielfältig ein Kulturprogramm zu diesem Thema sein kann.
Interessierte Besucher finden auf der offiziellen Webpräsenz des Museums weitere Informationen zur neuen Dauerausstellung.