Neue Herausforderungen und große Pläne – Verband der deutschen Münzenhändler traf sich am Schwielowsee

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15. Juli 2010 – Die diesjährige Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler (VddM) fand am 19. Juni 2010 am malerischen Schwielowsee bei Potsdam statt. Im Rahmen einer Wahl wurde der aus Stefan Sonntag (1. Vorsitzender), Udo Gans (2. Vorsitzender), Christoph Stadler (Schriftführer) und Helmut Stapf (Kassierer) bestehende Vorstand wieder gewählt. Aufgenommen in den Verband wurden Udo Helmig / Dissen, Ulrich Künker / Osnabrück sowie Christoph Raab / Frankfurt am Main als ordentliche Mitglieder sowie Pavel Niemczyk / Warschau als korrespondierendes Mitglied.
Erneut ging es um die unseligen Folgen des Kulturgüterschutzgesetzes auf den deutschen Münzenhandel und die polizeiliche Verfolgung von Sammlern. Dagegen wehrt sich der Verband der deutschen Münzhändler entschieden. Sein Präsident, Stefan Sonntag stellte noch einmal fest, dass die Unterstellung, antike Stücke ohne Herkunftsnachweis würden aus Raubgrabungen stammen jeder rechtlichen Grundlage entbehre. Der Verband werde gemeinsam mit der Deutschen Numismatischen Gesellschaft (DNG), der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte (GIG) und der Numismatischen Kommission der Länder (NK) alles unternehmen, damit geltendes Recht Beachtung findet. Betroffenen wird empfohlen, sich in einem Streitfall mit dem VddM in Verbindung zu setzten und dort juristischen Beistand in Anspruch zu nehmen.
In anderen Tagesordnungspunkten ging es unter anderem um die Frage, ob Münzen und Medaillen auf die Liste des nationalen Kulturgutes gehören, was vom VddM verneint wird, sowie über die Modalitäten beim Export und Import von numismatischen Objekten. Die Praxis zeigt große Unsicherheiten bei den Behörden. Es muss ein immenser Aufwand getrieben werden, um Ausfuhrgenehmigungen zu erhalten. Tagungsteilnehmer stellten fest, dass Anträge vielfach sehr lange liegen bleiben, was den Handel über Grenzen hinweg außerordentlich kompliziert.
Als Gast der Verbandstagung berichtete Dr. Helmut Schubert, Präsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, über die gute Zusammenarbeit der Dachorganisation der Sammlervereine mit dem VddM insbesondere bei der Gewinnung von jungen Leuten für die Numismatik. Lobenswert seien die Gewährung von Reisestipendien sowie von Druckkostenzuschüssen und die Stellung von Gratisabonnements für das Numismatische Nachrichtenblatt an Schüler, Studenten und Auszubildende.
Reiner Cunz bedankte sich im Namen der Numismatischen Kommission der Länder für finanzielle und sachliche Hilfe durch den VddM, aber auch für die juristische Unterstützung bei der Klärung von Streitfragen im Zusammenhang mit dem Kulturgutschutzgesetz. Die Rettung des Niedersächsischen Münzkabinetts vor dem Verkauf an eine Privatfirma sei gelungen. Am Ankauf durch das Land Niedersachsen hätten der VddM, die DNG, die NK und die von ihnen mobilisierte Öffentlichkeit großen Anteil, erklärte Cunz.
Für den Ausbau der Kooperation zwischen dem VddM und dem Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels sprach sich dessen Präsident Michael Becker aus.
Die seit 60 Jahren bestehende Numismatische Kommission der Länder kam zeitgleich im Paulikloster zu Brandenburg an der Havel zusammen. VddM-Präsident Sonntag nahm das zum Anlass, um festzuhalten, daß die Münzenhändler auch künftig die Arbeit der Numismatischen Kommission unterstützen wollten. Dass sich VddM und NK öfter treffen, sei wünschenswert.

Stefan Sonntag, Ulrich Künker, Bernd Kluge und Christian Stoess, von l. n. r., unterhalten sich im Bode-Museum über die Neuzugänge für das Berliner Münzkabinett. Foto: Caspar.

Zum Veranstaltungsprogramm gehörte ein Besuch des Münzkabinetts der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel. Der Direktor des Münzkabinetts, Dr. Bernd Kluge, und seine Mitarbeiter führten durch die Schausammlung und den Tresor. Während seiner Dankadresse überreichte Stefan Sonntag Bernd Kluge die Stempel einer Medaille mit dem Bildnis Kaiser Wilhelms II. aus der Zeit nach 1900.
Ulrich Künker / F. R. Künker, Osnabrück und Christian Stoess / Dr. Busso Peus Nachf., Frankfurt am Main schenkten dem Berliner Münzkabinett ein Fünf-Kreuzer-Stück aus dem Jahre 1559, das eine wichtige Ergänzung der Brandenburg-Sammlung des Berliner Münzkabinetts darstellt. Dazu erklärte Bernd Kluge, das Stück sei bisher unbekannt und vervollständige die Reihe der im Zusammenhang mit der Reichsmünzreform des 16. Jahrhunderts in Brandenburg ausgegebenen Kreuzer. Bisher waren ein, drei und zwölf Kreuzer im Original bekannt, fünf und zwei Kreuzer werden lediglich erwähnt. Nachdem nun das Original des Fünf-Kreuzer-Stücks zum Vorschein gekommen ist, muss das Münzkabinett nur noch auf das Zwei-Kreuzer-Stück warten – vielleicht bringen es die Münzhändler beim nächsten Besuch mit.
Eine Führung durch Potsdam sowie Abstecher in die Schlösser- und Seenlandschaft rundeten die von Ulrich Künker und Christian Stoess perfekt vorbereiteten Tagung ab. Die nächste Jahrestagung des VddM wird im Juni 2011 in Detmold stattfinden.

von Helmut Caspar