Numismata 2023: Ein Lobgesang auf die Institution der Münzbörse

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Ich mag die Numismata. Ich mag diese Börse schon, seit ich das erste Mal als blutige Anfängerin für meinen damaligen Chef Auktionskataloge an Besucher verteilte. Ich mag die Numismata, weil ich auf keiner anderen Börse diese einzigartige Mischung von hochkarätigen Sammlern, ambitionierten Auktionshäusern und alten Bekannten aus Studienzeiten treffe. Ich bin ursprünglich Münchnerin, also ist meine Sympathie für die Numismata durchaus nicht unparteiisch. Aber selbst, wenn ich früher die Numismata nicht gemocht hätte, nach dieser Veranstaltung hätte sich das geändert.

Ein überfüllter Saal

Die Organisatoren waren vorgewarnt. Sie wussten, wie viele Menschen aktuell in die Münzbörsen drängen. Aber diese Masse hatten sie doch nicht erwartet. Auch wenn so mancher Besucher über die lange Wartezeit an der Kasse grummelte, war dies eigentlich nicht das Problem. Das war der Saal, der „nur“ für 2.000 Besucher gleichzeitig zugelassen war. Der Saalordner des MOC-Center zählte gnadenlos und sperrte den Börsensaal keine Stunde nach Einlass. Das hatte so noch niemand erlebt, entsprechend war der Ärger der teilweise von weither angereisten Besucher. Die hatten zu dem Zeitpunkt schon ein Abenteuer hinter sich, denn die Parkplätze im eigentlich gigantischen Parkhaus des MOC waren genauso überfüllt wie die der gesamten umliegenden Gegend. Man musste sich den Zugang zu den Münzen also mit Mühe, Anstrengungen und Geduld verdienen. Denn neue Besucher wurden erst dann in den Saal gelassen, als ihn die ersten schon wieder verließen. Die Veranstalter gehen von 3.500 Besuchern aus. Gefühlt waren es viel mehr. Ein Händler schätzte die Zahl im Gespräch gar auf über 10.000. Er war sichtlich mit seinem Umsatz zufrieden.

Verkaufen, verkaufen, verkaufen

Wer es in den Saal geschafft hatte, wollte eigentlich nur eines: einkaufen. Das Gedränge an den Tischen war rekordverdächtig. Und da gab es kein Schaupublikum, das nur mal gucken wollte. Jeder hatte Geld dabei, um es in Münzen zu investieren. Objekte wieder einmal physisch in Händen zu halten! Man konnte sehen, wie sehr die Sammler das genossen, ehe sie dann kurzentschlossen das Geld auf den Tisch legten.

Flaut normalerweise das Geschäft auf Münzbörsen um die späte Mittagszeit ab, kam am ersten Tag kein Münzhändler zum Essen. Erstens hatte das sehr beliebte Restaurant im MOC-Center gegenüber der Numismata nicht geöffnet, und es gab nur die etwas überlaufene Alternative hinten im Börsensaal, und dann ließen einem die vielen Kunden einfach keine Zeit. Der Tag flog dahin, und noch in den letzten Stunden des ersten Börsentags gab es so viele Kunden wie vor Corona höchstens zu Börsenbeginn.

Wir haben ein bisschen herumgefragt und am besten beschrieb der langjährige Münzhändler Ernst Neumann aus Günzburg die Situation: „Ja, genauso war das in den 1970er Jahren. Das Problem ist nicht das Verkaufen, sondern Du hast einfach nicht genug Ware!“

Die Numismata: Eine Münzbörse ohne jeden Schnickschnack

Die Numismata gehört zu diesen seltenen Börsen, bei denen nur das Börsengeschehen im Zentrum steht. Auch wenn Gorny & Mosch traditionell seinen Auktionstermin mit dem Datum der Numismata abstimmt und Künker eine Besichtigung der Münzen seiner Auktion anbietet, sind Auktionen bei der Numismata Nebensache. Ein Bildungsprogramm gibt es nicht und eine Ausstellung schon gleich gar nicht. Die Numismata setzt auf nichts anderes, als auf den Kontakt zwischen Sammler und Händler.

Im Zentrum von Europa: Die wichtigste Messe für klassische Numismatik

Vor Corona konnte man eigentlich immer damit rechnen, die wichtigsten amerikanischen Münzhändler auf der Numismata zu treffen. Auch die Beteiligung von asiatischen Kollegen war früher relativ hoch. Diesmal nicht. Mit ganz wenigen Ausnahmen unter den privaten Besuchern kamen die Aussteller und die Kunden aus Europa, und zwar aus ganz Europa – vom hohen Norden bis in den tiefsten Süden. Französische und italienische Sammler lieben die Numismata sowieso, und in den östlichen Nachbarländern ist die Numismata geradezu ein Muss.

Dass sich in München eher die Freunde der klassischen Numismatik zusammenfinden, hat selbst ein nicht vorbelasteter Journalist von Focus Online gemerkt. Er kontrastierte die arg- und hilflosen Rentner, die über Tele-Marketing-Kanäle ihr Geld für überteuerte Gedenkmünzen ausgeben, mit jenen kompetenten Münzsammler, die man auf der Numismata trifft.

In einem hat der Mann allerdings Unrecht: Es sind nicht „größtenteils ältere Männer mit dicken Brillen, die Bücher mit Titeln wie „Münzen der römischen Kaiserzeit“ halten.“ Im Gegenteil, dieses Jahr kamen auch jede Menge junger Besucher, sogar Familien mit Kindern, und auch bei den Münzhändlern sieht man erfreulicherweise viele jüngere Gesichter.

Natürlich, es gilt: Ja, wir werden nie den Altersdurchschnitt von Events wie den Comic Cons erreichen. Ja, unsere Besucher tragen weder bunte Kostüme, noch Anzug und Krawatte. Ja, ernsthafte Sammler nutzen lieber Bücher als ihr Handy. Aber nein, sie tragen nicht mehr dicke Brillen als der europäische Durchschnitt. Und der Altersschnitt ist seit Corona gesunken, nicht gestiegen.

Das Ausbleiben der Münzstätten

In einem hat der Autor allerdings recht: Man sah auf der Numismata kaum Münzstätten und relativ wenig moderne Gedenkmünzen. Nur die Münze Österreich hatte ihren gewohnt großen Stand und machte augenscheinlich gute Geschäfte. Die Münze Deutschland, von vielen Sammlern gesucht, verzichtete genauso auf die Teilnahme an der Numismata wie die Swissmint, beide in den Jahren vor Corona regelmäßige Teilnehmer. Wer uns am Stand der MünzenWoche nach ihnen fragte, den schickten wir gerne ersatzweise zur Verkaufsstelle des Vatikan, die zum ersten Mal im Rahmen einer Numismata mit einem umfassenden Angebot angereist war.

Gleich neben dem Eingang: Der Stand der MünzenWoche mit Fotowand

Überhaupt kamen viele Besucher am Stand der MünzenWoche vorbei, um ihre Fragen zu stellen. Und noch mehr besuchten uns, um einfach nur mal „Hallo“ zu sagen. Wir haben uns sehr über das viele Lob gefreut, das wir von unseren Lesern erhielten. Es tut immer wieder gut zu hören, dass die Arbeit, die wir in unserer Lörracher Zentrale machen, in der ganzen Welt geschätzt wird.

Eine besondere Attraktion war unsere Fotowand, vor der viele Besucher ein Foto ihrer Liebsten machten, um sich an eine ganz besondere Numismata zu erinnern.

Das Team der Numismata darf stolz sein auf diese fantastische Veranstaltung! Foto: Peter Kopitz.

Denn das war diese Veranstaltung: Eine ganz besondere Numismata! Und vielleicht werden ihre Besucher in ein paar Jahren dann sagen: „Weißt Du noch, die erste Numismata nach Corona? Was, Du warst nicht da? Die hättest Du echt erleben müssen.“

 

Wenn Sie ein paar live Podcasts und mehr Bilder von der Numismata sehen wollen, dann besuchen Sie doch unsere Event-Website.

Und wenn Sie sich an unserem Stand haben fotografieren lassen, dann finden Sie auf der Seite einen Link zu einer Website, von der Sie alle Ihre Fotos herunterladen können.