von Ursula Kampmann
12. Juli 2012 – Ehrlich gesagt, wenn mir Haim Gitler nicht verraten hätte, dass die Bank of Israel und die Israel Antiquities Authority jeweils eine eigene Münzsammlung besitzen, hätte ich das völlig übersehen. Schande über mein Haupt, denn es ist sehr bedeutend, was an diesen beiden Orten vorhanden ist. Die Israel Antiquities Authority hat sich auf Fundmünzen konzentriert. Und die Ausstellung der Bank of Israel ist ein absolutes Muss für jeden, der sich für die moderne Münzprägung Israels und die Ausgabe von Banknoten interessiert.
Donald T. Ariel in seinem Büro. Foto: UK.
Beginnen wir mit der Israel Antiquities Authority, wenn wir schon im Israel Museum sind. Es ist nicht gerade ein beeindruckender Raum, in dem gearbeitet wird, aber was hier geleistet wird, kann man durchaus als spektakulär bezeichnen.
So zum Beispiel erst kürzlich eine Publikation zu den Münzen von Herodes (40-4 v. Chr.), die auch eine Stempeluntersuchung enthält. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, klicken Sie hier.
Die Geschichte der Israel Antiquities Authority (IAA) geht zurück bis ins Jahr 1924. Damals gründeten die Briten die British Mandate Antiquities ordinances. Nachdem die UN-Generalversammlung beschlossen hatte, die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat durchzuführen, zogen sich am 14. Mai 1948 die britischen Streitkräfte zurück. Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem jungen Staat Israel den Krieg. Er dauerte bis weit in das Jahr 1949.
Man hätte meinen mögen, dass in diesen Monaten die jüdische Regierung genug zu tun hatte, doch Geschichte und vor allem die Archäologie spielt in Israel seit seiner Gründung eine wichtigere Rolle als in vielen anderen Ländern der Welt. Es geht hier um Identität und die archäologische Argumentation, dass Israel das gelobte Land der Juden ist.
Noch während Jerusalem belagert wurde, wurde am 26. Juli 1948 das Israel Department of Antiquities gegründet. Seine Aufgabe ist die Sicherung der Vergangenheit des Landes, durch Ausgrabungen und Auswertungen, aber auch im Sinne einer Denkmalschutzbehörde.
Donald T. Ariel im Safe mit den Fundmünzen. Foto: UK.
Etwa 800.000 Münzen lagern in diesem Safe. Rund 8.000 neue Münzen kommen pro Jahr hinzu und werden bestimmt, beschrieben und veröffentlicht. Drei Personen sind insgesamt mit den Fundmünzen beschäftigt.
Die bestimmten Münzen sind fein säuberlich nach Inventarnummern abgelegt. Foto: UK.
Sie kümmern sich nicht nur um die Bestimmung der Fundmünzen, sondern auch um Aufbewahrung und organisieren die Ausleihe, wenn Anfragen für Ausstellungen kommen. Seit 2 Jahren sind übrigens auch alle Fundmünzen im Internet verfügbar.
Donald Ariel und seine Mitarbeiter sind sehr stolz darauf, dass in Jerusalem die größte Sammlung von Münzen mit gesicherter Provenienz liegt. 142.000 Stück sind einzeln aufgelistet.
Die unbestimmbaren Münzen sind in riesigen Kästen untergebracht. Foto: UK.
Rund 300.000 von den rund 800.000 sind nicht identifizierbar. Sie liegen in großen Kästen über den bestimmten Münzen.
Ich habe in all den Jahren noch nie einen so kleinen Raum gesehen, in dem so viele Münzen so ordentlich verstaut sind!
Hortfund. Foto: UK.
Der Grund, warum Donald Ariel nicht exakt sagen kann, wie viele Münzen in seinem kleinen Safe lagern, ist hier zu sehen. Manche Münzfunde wurden nicht auseinander genommen, sondern ruhen hier als Block. Und nun geht es ans Schätzen: Wie viele Münzen mögen in dem Klotz versteckt sein?
Hier lagern die Hortfunde. Foto: UK.
Übrigens kommen rund 7 neue Hortfunde pro Jahr hinzu.
Die Münzabteilung bewahrt auch die Gefäße auf, in denen die Münzen gefunden wurden. Foto: UK.
Von ihnen werden nicht nur die Münzen, sondern auch die Gefäße, in denen sie gefunden wurden, hier aufbewahrt.
Ein bedeutender Hortfund aus byzantinischer Zeit. Foto: UK.
Besonders stolz ist man derzeit auf einen byzantinischen Hortfund, der aus 264 stempelglänzenden Solidi des Heraclius besteht.
Bei den Münzen handelt es sich durchgehend nur um einen Typ. Foto: UK.
Donald Ariel nimmt an, dass es sich um Goldmünzen handelt, die kurz vor der Eroberung Jerusalems durch die Sasaniden im Jahr 614 geprägt wurden – sicher mit offiziellen Stempeln aus der Münzstätte von Konstantinopel, vielleicht in Jerusalem selbst, um die kaiserlichen Truppen zu bezahlen.
Wenn Sie andere interessante Hortfunde sehen wollen, können Sie das hier tun.
Weitere Objekte aus der großen Sammlung sehen Sie hier für Münzen unter persischer Herrschaft, hier für Münzen zur hellenistischen Zeit und hier für die Römer.
Alle 50.000 Objekte der National Treasures finden Sie hier.
Und hier gibt es einen Film über den Fund von den Fund von Ramla, einen fatimidischen Hortfund.
Archäologisch-numismatisches Objekt. Foto: UK.
Auch diese technisch hochinteressanten Tafeln lagern hier. Sie wurden verwendet, um Schrötlinge zu gießen.
Die Münzsammlung der British Mandate Antiquities ordinances. Foto: UK.
Übrigens liegen hier nicht nur Fundmünzen. Derzeit bewahrt die IAA auch die Münzsammlung der British Mandate Antiquities ordinances auf. Die tatsächlichen Besitzverhältnisse sind dabei nicht geklärt. Vielleicht muss diese Münzsammlung eines Tages an einen Staat Palästina abgegeben werden.
Die Galerie Gideon Sasson – Als Mitglied der IADAA hat er sich auf den Handel mit antiken Objekten, die über eine gesicherte Provenienz verfügen, spezialisiert. Foto: Gideon Sasson.
Die Fundmünzenabteilung ist übrigens auch zuständig für die Exportlizenzen für Münzen. Denn in Israel ist der Handel mit Antiken durchaus erlaubt. Händler brauchen eine Lizenz, um mit antiken Objekten zu handeln. Käufe und Verkäufe innerhalb des Landes unterliegen nur wenigen Beschränkungen. Doch sobald etwas exportiert werden soll, entscheidet die Israel Antiquities Authority, ob es von nationaler Bedeutung ist.
Das Innere der Galerie Gideon Sasson. Foto: Gideon Sasson.
Man geht dabei extrem pragmatisch vor. Massenprägungen werden nicht beanstandet, aber wenn es um historisch hoch bedeutende Stücke geht – wenn zum Beispiel ein Schekel des Jüdischen Krieges aus dem Jahr 5 exportiert werden sollte, dann wird eine Exportgenehmigung nicht erteilt, was für den Besitzer des fraglichen Stücks durchaus einen erheblichen finanziellen Verlust bedeuten kann.
Läden mit antiken Objekten mitten im Basar von Jerusalem. Foto: UK.
Es empfiehlt sich also für den Münzsammler, bei einem Kauf in Israel darauf zu achten, dass der Händler alle notwendigen Formalitäten für einen übernimmt, sonst kann es bei der Ausfuhr schnell unangenehm werden.
Ausgrabung am Fuße der Klagemauer. Foto: UK.
Übrigens ist die IAA halbprivat. Das hat einen finanziellen Grund: Wenn ein Privatunternehmer etwas bauen möchte, ist in Israel die Chance groß, dass dort, wo gebaut werden soll, antike Reste liegen. Für deren wissenschaftliche Ausgrabung muss der Unternehmer vor dem Bau zahlen.
Übrigens würde rein theoretisch diese Forderung auch diejenigen treffen, die ein Privathaus errichten möchten. Damit es hier nicht zu übergroßen finanziellen Lasten kommt, gibt es einen besonderen Fond, aus dem solche Grabungen unter Privathäusern finanziert werden.
Wenn Sie sich für mehr Informationen über die Israel Antiquities Authority interessieren, klicken Sie hier.
Rachel Barkay führt uns durch das Bank of Israel Museum. Foto: UK.
Aber genug mit Archäologie. Wenden wir uns der moderneren Numismatik zu, den aktuellen Münzen, für die die Bank of Israel zuständig ist. Diese hat ein hervorragendes Besucherzentrum eingerichtet, das man allerdings nur nach Voranmeldung besichtigen kann. Wer immer in die Bank of Israel will (und sich vorher angemeldet hat), sollte seinen Pass dabeihaben. Er wird am Eingang des Gebäudes, wo die Sicherheitskontrolle stattfindet, deponiert und gegen eine Besucherkarte eingetauscht, die einen auf dem Rundgang durch die Ausstellung begleitet.
Der Hauptteil der Ausstellung ist in zwei großen Vitrinen untergebracht. Foto: UK.
Rachel Barkay, Kuratorin dieser wunderschönen Ausstellung, führte selbst. Ihr Engagement und ihre Begeisterung in Verbindung mit den hochseltenen Objekten ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Die Bank of Israel hat eine eigene umfassende Münzsammlung, die einige ganz besondere Raritäten aufweist.
Übrigens, die Form der Vitrinen erscheint von oben wie das hebräische Kürzel für die israelische Währung.
Antike Münzen aus Israel. Foto: UK.
Nach einer kleinen Einführung in die Numismatik mit den frühesten Münzen, beschränkt sich die Ausstellung vor allem darauf, was in Israel selbst umgelaufen ist.
Hortfund mit seleukidischen Tetradrachmen. Foto: UK.
Illustrativ wirkt dabei natürlich dieser kleine Fund von seleukidischen Tetradrachmen, der 1989 in Maresha entdeckt wurde. Übrigens hat dieser Hort wichtige Auswirkungen auf die Chronologie gehabt. Er ist verbunden mit der Eroberung der Stadt durch Yehohanan Hyrcanus, dem ersten hasmonäischen Herrscher. Dank der Jahresdatierung nach der seleukidischen Ära kann man exakt festlegen, dass der Hort nach 113/112 v. Chr. in die Erde kam. Und diese Angabe datiert den Zeitpunkt, zu dem die Stadt erobert wurde, um einige Jahre zurück.
Eine Währung für Palästina. Foto: UK.
Wer sich für Banknoten interessiert, kommt hier in der Bank of Israel voll auf seine Kosten. Mir persönlich hat die Geschichte einer Banknotenemission, die nie zur Ausgabe kam, am besten gefallen. 1942, also mitten während des Zweiten Weltkriegs, sorgte sich die britische Mandatsregierung, ob die Banknotenversorgung gewährleistet bleiben würde. Schließlich wurden die Geldscheine in London gedruckt, und der U-Boot-Krieg war im vollen Gange.
Es galt, bei Zeiten nach Alternativen zu suchen. Der High Commissioner Harold MacMichael entwickelte den Plan, einen Drucker in Jerusalem damit zu beauftragen.
Korrespondenz des High Commissioners mit dem Drucker. Foto: UK.
Pikovsky Zincography entwickelte ein Design und stellte die Platten für den Druck her. Unter vollständiger Geheimhaltung wurden die Scheine produziert und – bis auf wenige Ausnahmen – wieder vernichtet. Die Londoner Scheine trafen rechtzeitig ein. Doch die Bank of Israel hat in ihrer Sammlung einige Originaldokumente, die Zeugnis ablegen von dieser spannenden Geschichte.
Praktisch alle Münzen in Israel haben antike Vorbilder. Foto: UK.
In den Vitrinen sind alle Banknotenemissionen zu sehen sowie alle Münzemissionen, die seit der Gründung des Staates Israel ausgegeben wurden. Dazu gibt es einige äußerst interessante Tokens und Ersatzgeldscheine. Es berührt durchaus, ein kleines grünes Stückchen Karton zu sehen, mit dem arme Schüler des Talmud während der Belagerung von Jerusalem 1947/8 einen Leib Brot beziehen konnten.
Vitrinen zur Technik im Obergeschoß. Foto: UK.
Im Obergeschoß gibt es zwei Vitrinen, in denen hochinteressantes Originalmaterial zur Entstehung von Münzen und Geldscheinen zu sehen ist. Fotos von verschiedenen Obst pflückenden Mädchen aus dem Kibbuz zeigen, dass es nicht eine einzelne Frau war, die zum Vorbild wurde für die 1/2 Lira Banknote, die 1959 ausgegeben wurde.
Übrigens liegt hier auch ein Saal, in dem Filme angesehen werden können, die die Bank of Israel selbst produziert hat, um den Besuchern die Aufgabe einer Zentralbank nahezubringen.
Computerstationen für Spiele. Foto: UK.
Besonders stolz ist man in der Bank of Israel darauf, wie man Jugendlichen beibringt, was die Funktion der Bank of Israel ist. Schließlich muss sie der Inflation entgegenwirken. Zu diesem Zweck stehen an allen Wänden Computerspiele, die für Buchgeld, das auf einer Kreditkarte gespeichert ist, in Betrieb genommen werden können. Das Buchgeld gibt es umsonst, die Karte kann immer wieder neu aufgeladen werden.
Zuerst kostet ein Spiel 50 NIS, dann wird der Preis auf 60 NIS herausgesetzt. Foto: UK.
Sie können sich sicher vorstellen, was passiert. Jeder von den Youngsters will so oft spielen wie möglich. Ständig wird im Eiltempo die Karte aufgeladen. Und weil das Geld ja umsonst ist, stört es auch keinen Spieler, dass auf einmal die Preise für die Spiele erhöht werden. Die Karten werden munter neu aufgeladen, bis plötzlich der Direktor der Bank of Israel auf dem Monitor erscheint und dem Treiben ein Ende macht. Es gäbe kein kostenloses Geld mehr, sondern der Leitzins werde kräftig erhöht.
Man hat sehr gute Erfahrungen gemacht mit dieser einfachen, aber überaus eindrücklichen Botschaft. Es wäre vielleicht keine schlechte Idee, ein paar Finanzminister der EU einmal in das Besuchszentrum der Bank of Israel zu schicken…
Ein in Jerusalem geprägter Follis. Foto: UK.
Vor dem Ausstellungsraum gibt es übrigens einen Platz für Sonderausstellungen. Derzeit sind Münzen zu sehen, die in Jerusalem geprägt worden sind. Darunter dieser byzantinische Follis, auf dem klar und deutlich die Buchstaben IEPOCO für Hierosolyma zu lesen sind.
Der Felsendom. Foto: UK.
Und damit verabschieden wir uns von Jerusalem. Den Besuch des Eretz Israel Museums in Tel Aviv mit seiner umfassenden Sammlung zur Postgeschichte, Philatelie und Numismatik, den müssen wir eben auf ein anderes Mal aufschieben.
Öffnungszeiten und weitere Details zum Besucherzentrum der Bank of Israel finden Sie hier.
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Hier können Sie noch mehr Highlights der Sammlung der Bank of Israel sehen.
Mehr Information zu den Computerspielen gibt es hier.
Was wir in Tel Aviv verpasst haben, sehen Sie hier für die Münzen und hier für die Philatelie.