18. November 2010 – Im Jahr 2010 erreichte Professor Dr. Wolfgang Hahn am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien das Pensionsalter; mit Ende September 2010, zum Ende des Sommersemesters, wurde er deshalb in den Ruhestand versetzt.
Univ.-Prof. Dr. Marion Meyer (Klassische Archäologie), Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz (Kunstgeschichte; Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät), Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hahn. Foto: Agnieszka Brytan, Institut für KIassische Archäologie der Universität Wien.
Fast genau 20 Jahre hat Wolfgang Hahn die Geschicke des Instituts bestimmt, über mehrere neue Universitätsgesetze hinweg und durch andere Reformen hindurch, die die Möglichkeiten numismatischer Studien in Wien manchmal ernsthaft in Frage stellten. Die Bemühungen, die Numismatik wieder zu einem regulären Studiengang zu machen, blieben zwar erfolglos; mit dem seit 2008 eingerichteten Individuellen Masterstudium Numismatik und Geldgeschichte ist aber eine sinnvolle numismatische Ausbildung in einer gewissen Breite möglich. Den Anspruch, den die Umbenennung des Jahres 1978 in „Institut für Numismatik“ erhob, nämlich die Abdeckung des Faches über alle zeitlichen Epochen hinweg, konnte er mit seinen umfassenden Kenntnissen wirklich mit Leben erfüllen. Die neuerliche Umbenennung im Jahr 2000 zum „Institut für Numismatik und Geldgeschichte“, von Wolfgang Hahn selbst betrieben, sollte deutlich machen, daß wir die Numismatik nicht als Selbstzweck, sondern als unverzichtbaren Teil der Geschichte sehen, daß wir also mit numismatischen Fragestellungen über den engen Rand der Münze hinausschauen.
Prof. Cécile Morrisson, Paris. Foto: Agnieszka Brytan, Institut für KIassische Archäologie der Universität Wien.
In einer feierlichen Verabschiedung am 20. Oktober 2010 wurde insbesondere die wissenschaftliche Leistung von Wolfgang Hahn gewürdigt. Diese Aufgabe übernahm Cécile Morrisson aus Paris, die schon seit den frühen 1970er Jahren in seinem vielleicht wichtigsten Arbeitsgebiet, der byzantinischen Münzprägung, in regelmäßigem und freundschaftlichem Kontakt mit ihm steht. Den Rahmen für diese ausführliche Laudatio bildeten kurze Würdigungen durch den Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Michael Schwarz, und durch die Studentenvertreterin am Institut, Anna Fabiankowitsch, im Namen der Studierenden.
Prof. Helmut Zobl erläutert die von ihm geschaffene Wolfgang Hahn-Medaille. Foto: Agnieszka Brytan, Institut für KIassische Archäologie der Universität Wien.
Das Institut nützte die Gelegenheit, die diese schwerwiegende Änderung im Personalstand bot, zur Stiftung der Wolfgang Hahn-Medaille für Verdienste um das Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien. Erster Preisträger ist der Namensgeber selbst; die Medaille steht aber auch in Zukunft dem Institut zur Verfügung, um sich für herausragende Förderung und Hilfe zu bedanken. Gestaltet wurde die Medaille vom bedeutendsten österreichischen Medailleur der Gegenwart, Professor Helmut Zobl. Sie erinnert in Text und Bild an die beiden ersten Professoren am Institut, Robert Göbl und Wolfgang Hahn; sie thematisiert in vielfältigen Anspielungen deren Arbeitsgebiete und Forschungsinteressen. Wie immer hat Helmut Zobl die Stempel direkt negativ geschnitten.
Die Wolfgang Hahn-Medaille für besondere Verdienste um das Institut für Numismatik und Geldgeschichte. Foto: Agnieszka Brytan, Institut für KIassische Archäologie der Universität Wien.
Ermöglicht wurde die Stiftung dieser Medaille durch zwei großzügige Sponsoren. Dr. Alain Baron von der Firma Numismatica Genevensis SA in Genf übernahm die Kosten des Stempelschnitts. Die Münze Österreich sorgte für die gesamte technische Durchführung, von der Lieferung des Stempelstahls und der Schrötlinge in Silber und Kupfer bis zur Prägung selbst.
Im Rahmen der Feierstunde erhielt Wolfgang Hahn das erste (silberne) Exemplar dieser Medaille zum Dank für seinen 20-jährigen Einsatz für das Institut. Helmut Zobl kommentierte sein jüngstes Werk in seiner bekannt eigenwilligen Weise. Die kupfernen Exemplare werden als Belegstücke wichtigen öffentlichen Münzsammlungen übergeben.
Auch der Geehrte selbst trug zur Veranstaltung bei. Ein launiger Rückblick auf seinen bisherigen Lebensweg vom Studium bis zur Tätigkeit am Institut erfreute die Gäste mit mancher Anekdote. Die Feierstunde klang mit einem Buffet afrikanischer Köstlichkeiten aus, die zwar nicht gerade direkt aus Äthiopien kamen, aber doch auf die äthiopischen Forschungsinteressen von Wolfgang Hahn verwiesen. Die Veranstaltung, die in der ehemaligen Kapelle des früheren Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien stattfand, das heute die Funktion eines Campus der Universität Wien erfüllt, wurde von der Münzenhandlung Mag. Michael Meister in Ludwigsburg unterstützt. Daß wir mit Alain Baron und Michael Meister zwei frühe Absolventen des Instituts zu diesem Anlaß als großzügige Sponsoren gewinnen konnten, freut uns ganz besonders.
Etwa ebenso lang, wie Wolfgang Hahn am Institut tätig war, gibt es auch schon das halbjährlich erscheinende Mitteilungsblatt unseres Instituts, von dem zuletzt Nr. 41 für das Wintersemester 2010 erschien. In einem Sonderheft, Nr. 41a, wurde diese Festveranstaltung dokumentiert. Hier sind die Laudationes ebenso abgedruckt wie die rückblickenden Betrachtungen von Wolfgang Hahn. Praktischen Wert hat ein Schriftenverzeichnis von Wolfgang Hahn, für das immerhin fast 350 Titel (ohne Rezensionen) ermittelt werden konnten. Hier finden sich außerdem die Statuten für zukünftige Verleihungen der Wolfgang Hahn-Medaille und Gedanken von Helmut Zobl zu seinem Werk. Die Herstellung dieses Heftes übernahm wieder die Hausdruckerei der Oesterreichischen Nationalbank, die schon seit Jahren auch regelmäßig das Mitteilungsblatt druckt.
Prof. Helmut Zobl und Univ.-Prof. Dr. Reinhard Wolters. Foto: Agnieszka Brytan, Institut für KIassische Archäologie der Universität Wien.
Nachbesetzungen von Professuren gelingen nur selten ohne zwischenzeitliche Vakanzen. Umso mehr freut es uns, daß es nach vielfältigen Hürden doch noch in der letzten Septemberwoche zur Vertragsunterzeichnung zwischen der Universität Wien und Reinhard Wolters kam, der somit nach einer Vakanz von nur fünf Tagen am 6. Oktober 2010 seine neue Stelle als Univ.-Prof. für Numismatik und Geldgeschichte in Wien antreten konnte.
Reinhard Wolters, Jahrgang 1958, war nach einem Studium der Geschichte, Germanistik, Publizistik und Katholischen Theologie als Assistent an der TU Braunschweig tätig, an der er sich 1995 mit der Arbeit „Nummi signati. Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft“ habilitierte, die 1999 im Druck erschien. Zuletzt war er seit dem Jahr 2000 in Nachfolge von Dietrich Mannsperger Leiter der Numismatischen Arbeitsstelle am Institut für Klassische Archäologie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Damit steht einer bruchlosen Fortsetzung der Aktivitäten des Wiener Instituts, sicherlich begleitet von gewissen Neuausrichtungen, nichts im Wege. Aus Sicht des Instituts ist dieser Augenblick vielleicht der richtige, vielen Freunden und Gönnern, nah und fern, für ihre Unterstützung zu danken und sie zu bitten: Bleiben Sie uns auch weiterhin gewogen.
Hubert Emmerig