von Ursula Kampmann
16. Juni 2011 – Die erste Etappe der Griechenlandreise führt Ursula Kampmann von Venedig über Igoumenitsa und Nikopolis bis nach Ambrakia. Verdeckte Mosaiken und verhängnisvolle Vorhängeschlösser erschweren die Erkundung dieser kulturträchtigen Gegend. Doch es bleibt noch genug zu sehen!
1. Tag, 10. Juni 2011, die Überfahrt
Wer sich die lange und strapaziöse Fahrt durch die Länder des ehemaligen Jugoslawien sparen will, für den gibt es einen einfachen Weg, sich selbst und sein Auto nach Griechenland zu befördern: die Fähre.
Fähre der Minoan Lines. Foto: KW.
Freilich, wie Odysseus fühlt sich niemand, der diese gewaltigen Kolosse moderner Schifffahrt benutzt. Eher wie ein unwichtiges Bestandteilchen der globalen Tourismusindustrie. Hunderte von Autos, Lastern und Wohnmobilen werden unter gewaltigem Geschrei und Gedränge in den Bauch der Fähre geladen. Wer sich über das Gedränge wundert (schließlich sind diejenigen, die als letzte in die Fähre hineinfahren, die ersten, die sie wieder verlassen dürfen), der sei darüber belehrt, daß der sparsame Tourist sich selbstverständlich keine Kabine zum Preis von ca. 100 bis 150 Euro (je nach Zeitpunkt der Buchung) leistet.
Idyllische Lagerszenen an Bord der Europe Palace. Foto: KW.
Als echter Abenteurer richtet man sich auf einem der Decks mit Zelt, Luftmatratze und Schlafsack ein, so daß man überall im Schiff auf Schlafende stößt, die ihr Revier mit Ballen von Gepäck markiert haben. (Was denken Sie? Ich falle nicht mehr unter die Kategorie „Abenteurer“. Ich hatte meine Kabine.)
Einfahrt in den Canale Grande, im Bild vorne links Zollstation für Luxuswaren. Foto: KW.
Doch die lieben Mitreisenden sind nicht die einzigen Sehenswürdigkeiten, die so eine schwimmende Riesengarage zu bieten hat. Mitten durch Venedig führt die mit Holzpfählen abgesteckte Fahrrinne aus der Lagune. Es geht vorbei an der Vaporettohaltestelle Zattere, die ihren Namen nach den Holzstämmen trägt, die hier vor rund einem halben Jahrtausend für den Schiffs- und Hausbau angelandet wurden. Man passiert die prachtvolle Zollstation für Luxuswaren, die direkt links vom Eingang in den Canale Grande thront. Das war praktisch. Die Lagerhallen der Kaufleute, die mit Luxuswaren handelten, lagen am Rialto. Dorthin brachten die Schiffe direkt ihre Ware; deshalb mußten sie alle an der Zollstation vorbei, wo sich die Republik Venedig ihren Anteil am Reichtum der Kaufleute sicherte.
Die Zecca von Venedig. Foto: KW.
Letztes Highlight bei der Passage durch die Lagune ist der Marcusplatz mit all den Hoheitszeichen, die zu einem Herrschaftszentrum gehören: Dem Dogenpalast als Regierungssitz mit seiner Palastkapelle San Marco; den beiden Säulen im alten Hafen, der Richtstätte der Republik, und natürlich der Münzstätte, der Zecca, nach der die Zecchinen ihren Namen tragen.
2. Tag, 11. Juni, Quartier in Parga
Rund 22 Stunden dauert die Überfahrt, die wir mit der Europe Palace der Minoan Lines von Venedig nach Igoumenitsa zurücklegen. Die Zeit vergeht schnell. Je nach Vorliebe kann man die interessanten Mitreisenden beobachten oder die vorbeiziehenden Küsten und Inseln. Wir passieren Korfu, und schon ist um die Mittagszeit Igoumenitsa erreicht.
Nach den Stunden auf Deck scheinen alle Autofahrer ein enormes Reservoir an Aktivität angestaut zu haben. Wie die Rennfahrer springen sie in ihre Fahrerkabinen, jagen die Motoren hoch und rasen um die Wette aus dem Hafengelände, um möglichst schnell an die Strände Griechenlands zu kommen.
In Igoumenitsa hält es kaum jemanden. Denn zu sehen gibt es dort nichts. Die Stadt ist lediglich wichtig als Beginn der neuen großen Autobahn, der „Egnatia“, die zwar nicht genau auf der Trasse der römischen Via Egnatia verläuft, aber wenigstens ihren Namen trägt. Sie führt über Thessalonike und Kavala zur Autobahn von Belgrad über Sofia nach Istanbul.
Unsere Lieblingsbucht an der Küste des Epirus. Foto: KW.
Wir fuhren nicht auf dem schnellsten Weg in den Osten. Wir hatten uns schon vor unserer Abfahrt für einen Aufenthalt im Epirus entschieden, in Parga, genauer gesagt in einer wirklich unglaublich idyllischen Bucht kurz vor dem inzwischen völlig touristisierten Parga. Doch wir wurden enttäuscht. Der griechische Kalender verzeichnete einen Feiertag und Parga samt Umgebung war heillos überfüllt, kein Plätzchen mehr zu bekommen. Kein Zeichen einer irgendwie gearteten Wirtschaftskrise, die jemand davon abhalten könnte, über den Feiertag die Brücke zu bauen und einen Kurzurlaub am Meer zu machen.
Letztendlich hatten wir Glück im Unglück. Darin nämlich gleichen die Griechen dem Durchschnittseuropäer, der sich im Urlaub am liebsten ans Meer zurückzieht. Der unmittelbare Küstenstreifen war heillos überlaufen, was andererseits bedeutete, daß es nur wenige Kilometer im Landesinneren genügend Zimmer gab, in denen wir für ein paar Nächte Asyl finden konnten, um von dort aus den Epirus zu erkunden.
3. Tag, 12. Juni 2011, Nikopolis
Der Epirus ist ein unwegsames Bergland mit teilweise hoch gelegenen, unwegsamen Gegenden. Kein Wunder, daß sich viele wichtige Städte eher zum Meer hin orientieren. So auch Nikopolis, dessen Name nicht nur jedem Numismatiker vertraut ist, sondern jedem, der sich mit antiker Geschichte beschäftigt.
Augustus, Denar, 15 v. Chr., Lugdunum. Rv. Apollon von Actium mit Lyra und Plektron. RIC 171a. Aus Auktion Gorny & Mosch 186 (2010), 1856.
Schließlich wurde gleich hier beim benachbarten Actium die Entscheidungsschlacht zwischen der Flotte Octavians und der von Kleopatra ausgefochten.
Der Golf von Ambrakia ist von den Ruinen der Stadt Nikopolis zu sehen. Foto: KW.
So heißt der korrekte Name der Stadt „Actia Nicopolis“. Sie liegt auf einer Halbinsel zwischen dem Meer und einem riesigen Golf, dem Golf von Ambrakia. Gegründet wurde die Stadt im Jahre 30 v. Chr. von Octavian. Mit Hilfe von kaiserlicher Protektion war Nikopolis bald das wichtigste Zentrum des Epirus.
Stadtplan von Nikopolis. Foto: KW.
Octavian hatte Nikopolis die Rechte einer freien griechischen Stadt zugestanden. Doch das reichte noch nicht, um die Epiroten davon zu überzeugen, sich in dem neuen Zentrum niederzulassen. Um die Stadt möglichst schnell zu füllen, ließ Octavian aus den umliegenden Städten des Epirus und Akarnaniens große Teile der Einwohnerschaft zwangsumsiedeln. So war Nikopolis praktisch von seiner Gründung an eine bedeutende Großstadt.
Rekonstruktionszeichnung des Siegesdenkmals des Augustus. Foto: KW.
Octavian investierte einiges, um Nikopolis prächtig auszustatten. Er investierte seine Beute aus der Schlacht von Actium in den Bau zahlreicher Repräsentativbauten, von denen heute eigentlich nur noch das Siegesdenkmal des Augustus übrig geblieben ist. Hier, an dieser Stelle, so kann sich der historisch Versierte delektieren, hier stand das Hauptquartier des Octavian während der Schlacht von Actium, von dem aus er in sicherer Entfernung abwartete, ob es seinem Feldherrn Agrippa gelingen würde, für ihn die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Wir wissen genau, wie dieses prachtvolle Denkmal ausgesehen hat. Rekonstruktionszeichnungen zeigen uns eine Anlage von 40 x 40 m Größe, deren Vorderseite mit einer Ehreninschrift und den bei Actium erbeuteten Rammspornen geschmückt war.
Eine typische griechische Sehenswürdigkeit: Ein mit stabilen Schlössern gesicherter Eingang. Foto: KW.
Ob die Realität damit mithalten kann? Keine Ahnung. Der Eingang zur Ausgrabung war mit einem stabilen Schloß gesichert. Öffnungszeiten? Wozu denn? Der alte Kram interessiert doch sowieso nur ein paar strandmüde Touristen.
Eine andere typisch griechische Sehenswürdigkeit… Foto: KW.
Stabile Schlösser sollten wir noch öfter in Nikopolis vorfinden. So vor dem lokalen Museum, das ein paar interessante Objekte aus den Grabungen beherbergen soll.
Basilika des Doumetios. Foto: KW.
Immerhin waren der Bischofspalast und die äußerst sehenswerte Basilika des Doumetios zugänglich. Und damit sind wir schon in frühbyzantinischer Zeit angelangt.
Nikopolis hatte nämlich schnell die andere wichtige Stadt des Epirus, Ambrakia, aus ihrer Rolle verdrängt. Seit 67 n. Chr. war Nikopolis Hauptstadt der römischen Provinz Epirus. Sie blieb es in byzantinischer Zeit und wurde Bischofssitz.
Iustinianische Stadtmauer. Foto: KW.
Nikopolis muß wohlhabend gewesen sein. Jedenfalls reichte der sichtbare Wohlstand aus, um Neider anzuziehen. Im Jahre 397 überfielen die Westgoten Nikopolis, 475 kamen die Vandalen unter Geiserich, 551 erneut die Westgoten diesmal unter Totila.
Schutz hatte gegen diesen letzten Überfall nicht einmal die im Jahr 540 erbaute Stadtmauer des Iustinianus geboten, die etwa ein Viertel des ehemaligen Gebietes umgab.
Innerhalb dieser Stadtmauer entstanden eine Reihe von byzantinischen Kirchen, von denen uns heute noch Reste erhalten sind: Die der Basilika des Alkyson (raten Sie mal – richtig, geschlossen) und die des Doumetios (oh Wunder, geöffnet).
Mosaikboden der Basilika des Doumetios mit der Inschrift des Stifters. Foto: KW.
Diese Basilika wurde in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts erbaut. Sie ist bemerkenswert wegen ihrer Mosaikböden, die tatsächlich besichtigt werden können. Der eine zeigt die Stifterinschrift unterhalb eines zentralen Motivs mit der Erde als idyllischem Platz, wo fruchttragende Bäume und üppige Pflanzen wachsen, die friedlichen Vögeln ein Heim bieten.
Mosaikboden der Basilika des Doumetios. Foto: KW.
Umgeben ist diese Szenerie vom Ozean mit riesigen, lebensvollen Fischen, die von kleinen Fischern gejagt werden.
freigestelltMosaikboden der Basilika des Doumetios. Foto: KW.
Mosaikboden der Basilika des Doumetios. Foto: KW.
Ein zweiter Boden zeigt in der Mitte zwei städtische Offiziere, darum angeordnet sehr lebendige Jagdmotive.
Versteckter Mosaikboden der Basilika des Doumetios. Foto: KW.
Einst war die ganze Basilika mit Mosaiken ausgekleidet. Um die nicht ausgestellten Teile zu schonen, sind sie abgedeckt. Die weichen Fliese über den Mosaiken sind überall unter der Kieselschicht zu sehen.
Und damit sind wir auch schon am Ende der Besichtigung von Nikopolis. Übrigens wurde die Stadt, deren Niedergang im 13. Jahrhundert einsetzte, noch mehrmals in der Geschichte zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen zwischen „Ost“ und „West“. 1396 schlug hier Sultan Bajezid I. ein Kreuzritterheer unter der Führung König Sigismunds zurück. 1798 setzte sich die französische Besatzung erfolgreich gegen Ali Pascha zur Wehr. Und 1912 errangen die Griechen hier einen entscheidenden Sieg über das osmanische Heer, so daß der Epirus mit Griechenland vereinigt wurde.
Aber zu diesem Zeitpunkt war Nikopolis schon längst kein bedeutender Ort mehr. Es hatte seine Rolle an das nahe gelegene Preveza abgetreten, das erstmals im Jahr 1292 erwähnt wird.
4. Tag, 13. Juni 2011, Ambrakia
„Arta mit seinen historisch und künstlerisch bedeutenden Baudenkmälern ist eine lebhafte, inzwischen auch auf Tourismus eingestellte Stadt von etwa 30.000 Einwohnern.“, so schreibt ein Kunstreiseführer aus dem Jahre 2003. Das „lebhaft“ können wir problemlos unterstreichen. Arta ist ein lokales Zentrum, in das von überall aus der Umgebung Leute zum Einkaufen und zum Essen herkommen. Die Kompatibilität mit dem Tourismus steht auf einem anderen Blatt. Engste Gassen, fehlende Parkplätze und die gewöhnungsbedürftige griechische Mentalität in Sachen Autofahren machen den Besuch der Stadt zu einer interessanten Erfahrung.
Ein Blick auf das moderne Arta, das antike Ambrakia. Foto: KW.
Wohl niemand würde bei einem ersten Blick auf das moderne Arta auf die Idee kommen, daß hier eine antike Stadt verborgen liegt, die bereits um 645 v. Chr. von Gorgos, einem Sohn des korinthischen Tyrannen Kypselos gegründet wurde. Es handelt sich um Ambrakia, das seinen Namen dem ganzen großen Golf gibt, der hier am südlichen Ende des Epirus die Landschaft bestimmt. Ambrakia, das der Flußlauf des Arachthos sicherte, verfügte damit über eine verkehrsgünstige Lage in einer fruchtbaren und wasserreichen Ebene. Kein Wunder, daß sich die Stadt zu einem militärisch und wirtschaftlich starken Zentrum entwickelte.
Ambrakia, Stater, ca. 404-360. Av. Pegasos n. r., darunter A. Rv. Kopf der Athena mit korinthischem Helm n. l., davor Schlange, die sich um eine Schildkröte windet, dahinter nackter Heros. Cal. 86. Aus Auktion Gorny & Mosch 155 (2007), 87.
So war Ambrakia immer wieder in die große Politik verwickelt. In den Perserkriegen und im Peloponnesischen Krieg kämpfte es auf der Seite der Spartaner. Dafür griff Sparta im Jahre 430 v. Chr., als zwischen Ambrakia und Argos Amphilochicum ein Streit ausbrach, zu Gunsten Ambrakias ein, während Athen Amphilochicum unterstützte.
Ambrakia. Stater, 360-338. Pegasos n. l., darunter A; unter dem Rumpf Schlange, die sich um eine Schildkröte windet. Rv. Kopf der Athena mit korinthischem Helm n. l., darüber stoßender Stier. Cal. 4/2. Aus Auktion Gorny & Mosch 151 (2006), 153.
342 versuchte Philipp II. Ambrakia zu besetzen. Bei seinem ersten Versuch konnte er zurückgeschlagen werden, doch wenig später kam die Stadt dennoch unter seine Herrschaft. Dies wissen wir, weil Ambrakia im Jahre 336, beim Regierungsantritt Alexanders, die makedonische Garnison vertrieb.
Pyrrhos ist im Stadtbild von Ambrakia gegenwärtig, nicht nur mit einer eigenen Straße, sondern auch mit einer Statue. Foto: KW.
Unter Pyrrhos erlebte Ambrakia eine neue Blüte. Der Molosserkönig schmückte die Stadt als seine Residenz aus. Die meisten der damals geschaffenen Kunstwerke wanderten im Jahre 189 v. Chr. nach Rom. M. Fulvius Nobilior transportierte 1000 Statuen in die Ewige Stadt, nachdem die Ambrakier nach längerer Belagerung klein beigegeben hatten und so glückliche Bürger des römischen Reichs geworden waren.
Die Gründung von Nikopolis im Jahre 30 v. Chr. kostete Ambrakia einen großen Teil der Bevölkerung. Nun hatte es in nächster Nähe eine kaiserlich geförderte Konkurrentin. Kein Wunder, daß Pausanias schreibt, die einstmals so bedeutende Stadt sei bei seinem Besuch verödet gewesen.
Die Metropolitankirche Panagia Parigoritissa. Foto: KW.
Doch im 11. Jahrhundert tauchte Ambrakia wieder unter dem Namen Arta in der Geschichtsschreibung auf. Und tatsächlich stammen die großartigsten Bauwerke der Zeit aus dieser Epoche. So zum Beispiel die Metropolitankirche Panagia Parigoritissa.
Sie entstand, als Arta Hauptstadt des Despotats von Epirus war.
Karte des Despotats Epirus. Quelle: Wikipedia.
Das Despotat Epirus wurde von Michael Angelos Komnenos Dukas gegründet, dem unehelichen Sohn von Johannes Angelos Komnenos, seinerseits Sohn des Kaisers Alexios I. und damit Cousin der regierenden Herrscher Isaak II. und Alexios III. Nach dem Fall Konstantinopels während des 4. Kreuzzugs im Jahre 1204 gelang es Michael, sich in Arta einzuigeln, dessen Herrschaft er in dieser Zeit des Übergangs ohne großen Widerstand übernahm.
Epirus hatte noch nicht unter den Kreuzzügen gelitten, war immer noch reich; und durch die vielen Flüchtlinge aus dem besetzten Konstantinopel erhielt das kleine Reich an der Peripherie geistige und wirtschaftliche Ressourcen, die es weit über den Status einer Provinzhauptstadt heraushoben. Kurzzeitig wurde das Despotat von Epirus zum bedeutendsten Reich des Balkans.
Hier lebte die byzantinische Kunst nach dem Fall von Konstantinopel weiter. Das Ergebnis ist überall in Arta zu sehen, besser gesagt, wäre zu sehen, wenn die Kirchen in dem modernen Gewirr der Häuser leichter zu finden wären.
Das prachtvolle Innere der Metropolitankirche. Foto: KW.
Relativ einfach zu finden war die von Nikephoros I. errichtete Metropolitankirche Panagia Parigoritissa. Und sie war auch offen, jedenfalls drei Minuten lang. Danach machte uns der Verantwortliche sehr deutliche Zeichen, daß er jetzt schließen müsse (Regel Nr. 1 für Griechenlandbesucher: Die Chance, daß ein Bauwerk um 15.00 geschlossen wird, ist relativ groß!).
Schade, daß wir nicht mehr Zeit hatten, denn das Innere war unglaublich beeindruckend. Der von außen eher viereckig wirkende Klotz ist im Inneren ein Turm aus aufeinandergestapelten Bauklötzchen in Form von antiken Säulen. Sie dürften aus Nikopolis stammen, das zur Zeit der zweiten Blüte Artas bzw. Ambrakias schon wieder zu existieren aufgehört hatte.
Der dorische Tempel von Ambrakia. Foto: KW.
Antike Überreste sind in Arta kaum zu finden, mit Ausnahme eines (verschlossenen) dorischen Tempels aus dem frühen 5. Jahrhundert.
Die berühmte Brücke von Arta. Foto: KW.
Muße, Erholung und Beschaulichkeit gibt es in Arta nur an einem Ort, am Fuß der berühmten Brücke der Stadt, die – wie der Reiseführer berichtet – häufig im griechischen Volkslied besungen wird (leider ist mein Neugriechisch nicht gut genug, um diese Aussage verifizieren zu können).
Platane neben der Brücke von Arta. Foto: KW.
Auf jeden Fall sitzt man sehr schön in verschiedenen idyllischen Cafés neben der Brücke unter einer gewaltigen Plantane, die bestimmt schon gestanden hat, als ein vermögender Händler im Jahr 1603 den heutigen Bau anstelle einer älteren Brücke errichten ließ. Mit fast 150 Metern Länge ist die Brücke von Arta die längste in ganz Griechenland aus osmanischer Zeit.
Die Burg von Parga, im Vordergrund Strandleben. Foto: KW.
Den Abend wollten wir eigentlich in Parga verbringen, einem einstmals wichtigen Hafen, der vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum Untergang der Republik Venedig im Jahr 1797 zum Reich der Serenissima gehörte. Es gibt dort eine prächtige Burg, auf die ein schöner Spazierweg führt. Jedenfalls hatten wir es so in Erinnerung. Neu waren die Tausende von Touristen, die in den Cafés, Restaurants und Souvenirshops den Ort füllten. Wenn man sich vorstellt, daß vor gut zwei Jahrzehnten Parga ein idyllischer Fischerhafen war, fragt man sich, wie viel Tourismus ein Dorf ertragen kann.
Aber die Einwohner von Parga lassen sich für die Zerstörung ihres Dorfes wenigstens gut bezahlen. Alles ist dort doppelt so teuer wie in der Umgebung. Wir jedenfalls blieben keine halbe Stunde in Parga.
Doch damit genug für heute. Lesen sie nächste Woche weiter. Wir sehen das Totenorakel von Ephyra, baden unsere Füße im Totenfluß Acheron und besuchen die bedeutende griechische Numismatikerin Katerini Liampi in Ioannina.
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