von Ursula Kampmann
11. August 2011 – Es sind klingende Namen, die einem in den Sinn kommen, wenn man an die Chalkidike denkt. Akanthos und Terone, Uranopolis und Olynthos. Nicht überall kann die Realität der Ausgrabungen vor Ort Schritt halten mit den Erwartungen…
20. Tag, 30. Juni 2011, die Chalkidiki
Die Chalkidiki, ein Ferienparadies, bei dem auf eine Fläche von 2.918 km2 522 km Küste fallen. Die Griechen träumen von einer vollständigen Erschließung für den Tourismus durch riesige Hotels, während die Touristen, die seit Jahren auf den mittleren der drei Finger, die Sithonia, fahren, darauf hoffen, daß die Träume der Griechen sich nicht erfüllen mögen.
Blick von unserer Veranda aus auf das Meer. Foto: KW.
Denn während die Kassandra restlos in den Händen der Pauschaltouristen ist, entdeckt man auf der Sithonia noch letzte Paradiese: kleine, einfache, gut geführte Hotels, in denen der Eigentümer selbst seine nicht vom Touristenfood des Südens beeinflußten Gerichte kocht und die Tochter serviert. Dazu erlebt der Besucher eine traumhafte Landschaft mit felsigen Buchten, klarem Meer und einer an der Küste kargen, im Landesinneren üppigen Vegetation.
Fahrt entlang der felsigen Küste der Sithonia mit Blick auf den Athos. Foto: KW.
„Im Vergleich zu ihren Naturschönheiten bietet die Region trotz ihrer reichen Geschichte dem Kunstinteressierten relativ wenig.“, so L. Schneider und C. Höcker in ihrem Kunstreiseführer. Nichtsdestotrotz verbindet der Numismatiker mit der Chalkidiki einige der beeindruckendsten Namen der Münzgeschichte: Potidaia, Mende und Skione für die Kassandra, Terone für die Sithonia sowie Akanthos und Uranopolis für den Athos. Dazu befindet sich Olynthos in der Nähe, wo die Chalkidische Liga ihre wundervollen Tetradrachmen prägte, nicht zu vergessen Stagira, das weniger für die Münzen bekannt ist als dafür, daß Aristoteles hier geboren wurde.
21. Tag, 1. Juli 2011, Inselrundfahrt auf der Sithonia
Die Inselrundfahrt, die wir am ersten Tag unternahmen, führte uns in das antike Terone.
Die aufgehübschte Strandpromenade von Toroni. Foto: KW.
Terone, das außer in der Numismatik überall Torone genannt wird, liegt beim heutigen Toroni, das sich mit seinem sagenhaften Sandstrand als Tourimusmetropole etablieren will. Dazu verschönt man die Strandpromenade mit Pflaster, Laternen, Bänken und Pixi-Toiletten. Die wenigen Ruinen spielen in den Köpfen der Hotelbesitzer sicher keine Rolle, wohl weil sich kaum einer der sonnenhungrigen Touristen dafür interessiert. Dabei gehört Terone zu den historisch wichtigen Städten Nordgriechenlands.
Terone. Tetradrachme, um 480. Oinochoe mit Reben. Künker 94 (2004), 633.
Immerhin zeugt sein Auftauchen in der griechischen Mythologie für Terones hohes Alter. Toroni, so hieß die Frau des Meeresdämons Proteus. Sie gebar zwei Söhne, die Herakles später besiegen sollte. Früheste Quelle für die historische Bedeutung der Stadt sind seine Münzen aus dem 6. Jh. Mit seinem ausgezeichneten Hafen gehörte die Stadt zu den wichtigsten Handelsplätzen der Chalkidiki, wofür spricht, daß sein Jahrestribut als Mitglied des Attischen Seebundes 36.000 Drachmen (= 6 Talente) betrug.
Terone, AR (0,33 g), spätes 5. Jh. Av. Kranich steckt den Kopf in eine Oinochoe. Aus Auktion Gorny & Mosch 186 (2010), 1230.
Wir können hier an dieser Stelle nicht das wechselvolle Schicksal der Stadt zwischen Athenern, Spartanern, Persern und Makedonen nachzeichnen. Zu häufig war Terone Opfer von Krieg. Beschränken wir uns darauf, daß Historiker die Stadt noch in Berichten über die Auseinandersetzung zwischen Rom und Perseus im 2. Jh. v. Chr. als wichtiger Hafen nennen. Auch in byzantinischer Zeit dürfte Terone seine Bedeutung behalten haben. Dafür sprechen zahlreiche archäologische Überreste und die Tatsache, daß es heute ein Titularbistum der katholischen Kirche ist. Titularbistümer braucht der Vatikan, um die Mitarbeiter zu Bischöfen zu ernennen, auf die man im Vatikan nicht verzichten kann. Da ein Bischof eigentlich die Pflicht hat, die ihm anvertrauten Schäfchen seines Bistums zu hüten, stellen Titularbistümer, in denen keine Katholiken wohnen, einen formalen Ausweg des Kirchenrechts dar.
Antike Hafenmauern mit Blick auf die byzantinische Festung. Foto: KW.
Ein großer Teil des antiken Terone liegt heute unter Wasser. Und was nicht im Wasser liegt wurde ein Opfer des Straßenbaus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts heuerten die Osmanen einen Ingenieur an, um auf der zerklüfteten Insel ein Straßennetz aufzubauen. Der sparte seinen Vorgesetzten viel Geld, indem er die herumliegenden Steine von Terone einer sinnvollen Aufgabe als neues Straßenfundament zuführte.
Works in Progress – seit 2004 oder schon wieder? Foto: KW.
Selbstverständlich konnte man die byzantinische Burg nicht betreten. Das konnte man auch bei unserem ersten Besuch im Jahr 2004 nicht. „Works in Progress“ läßt hoffen. Ich gebe zu, es hat mich schwer gereizt, die auf dem Plakat angegebene Telefonnummer anzurufen, unter der es weitere Informationen geben soll. Es wäre wirklich zu spannend gewesen, wie die Leute dort auf einen Anruf reagiert hätten…
Weitere archäologische Reste. Foto: KW.
Frei zugänglich waren dagegen nicht wirklich spektakulär zu nennende Mauerreste eines nicht näher bezeichneten Gebäudes.
Grashüpfer als Fotomodel. Foto: KW.
Wesentlich spektakulärer war da schon dieser riesige Grashüpfer, der vertrauensvoll vor der Kamera posierte. Immer wenn die Archäologie nichts zu bieten hatte, machte es die griechische Fauna wieder wett (und manchmal stellten die griechischen Amphibien und Insekten selbst beeindruckende archäologische Attraktionen mühelos in den Schatten).
Grabkapelle am Wegrand. Foto: KW.
Schon häufiger waren uns entlang der Straßen kleine Kapellen aufgefallen, in denen sich meist ein bis mehrere Ikonen befanden, dazu häufig das verblichene Foto eines Mannes oder einer Frau (mehr Männer als Frauen) und ein Licht. In unserem Hotel erzählte man uns, daß dies die griechische Art sei, derjenigen zu gedenken, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen seien. Und mit dieser Information im Hinterkopf erschraken wir ein wenig, wie viele von diesen Kapellen am Wegesrand stehen. Kunststück, Griechenland führt mit Bulgarien und Lettland die Verkehrstotenrate in Europa an. Hier kamen – laut einer EU-Statistik von 2009 rund 150 Menschen pro Million Einwohner ums Leben. (Zum Vergleich: In Deutschland mit seiner weit höheren Motorisierung liegt der Schnitt bei 79.) Übrigens waren die Gegenden, in denen wir unterwegs waren, noch verhältnismäßig sicher: auf der Peloponnes kommen 251 Verkehrstote auf eine Million Einwohner.
22. Tag, 2. Juli 2011, Olynthos und die chalkidische Liga
Nach einem erfrischenden Bad am Morgen rissen wir uns von unserem idyllischen Plätzchen los, um einen Ausflug nach Olynthos und Polygyros zu machen.
Der Lageplan von Olynthos, einer auf dem Reißbrett entworfenen Stadt. Foto: KW.)
Olynthos wird erstmals im Zusammenhang mit den Perserkriegen erwähnt, als die Perser die Stadt eroberten, die Bevölkerung umbrachten bzw. versklavten und zur Neubesiedlung den Chalkidikern übergaben. Nur wenige Jahrzehnte später finden wir Olynthos als Mitglied des Attischen Seebundes mit 2 Talenten (= 12.000 Drachmen) Jahresbeitrag.
Allerdings war man bald auf der gesamten Chalkidiki nicht mehr wirklich glücklich mit den anspruchsvollen Forderungen der Athener. Die Bewohner mehrerer Städte einigten sich darauf, diese nicht mehr zu erfüllen. Als daraufhin Athen im Jahr 432 v. Chr. die Städte heftig mit seiner Flotte bedrängte, entschlossen sich die Stadträte, die kleinen Einzelsiedlungen aufzugeben, um sich gemeinsam in einer stark befestigten Stadt zu verteidigen.
Die Überreste der Grabung lassen diese regelmäßige Bauweise erkennen. Foto: KW.
Olynthos wurde als gemeinsames Zentrum ausgewählt. Zusätzlich zum bereits bestehenden älteren Stadtbereich wurde ein nahe gelegener Hügel erschlossen und mit einer heute nicht mehr existierenden Stadtmauer gesichert. Man teilte das Gelände in gleich große Grundstücke, und jedem Vollbürger fiel durch Los eines zu. Etwa 6.000 Menschen dürften damals nach Olynthos gezogen sein. Sie kamen aus Podidaia, Mende, Skione und Terone.
Chalkidische Liga. Tetradrachme, Olynth, ca. 410. Apollon. Rv. Kithara. Aus Auktion Gorny & Mosch 195 (2011), 123.
Münzen, die auf der Vorderseite den Kopf des Apoll zeigen und zu den schönsten gehören, die in der Antike geprägt wurden, zeugen von dem Bündnis der chalkidischen Städte.
D. M. Robinson während der Ausgrabung von Olynth. Foto: KW.
Und wenn Sie sich jemals gefragt haben, wie jener D. M. Robinson aussah, der 1938 das bis heute benutzte Standardwerk zu dieser Prägung schrieb, hier sehen Sie ihn während der Ausgrabung auf dem Südhang.
Blick vom Stadtberg von Olynthos hinunter auf die Ebene. Foto: KW.
Olynth war gut befestigt, und es konnte sich fast ein Jahrhundert halten. Doch im Jahr 348 eroberten es die Truppen Philipps nach längerer Belagerung. Wieder einmal wurde die Bevölkerung getötet oder versklavt. Doch diesmal baute man die Stadt nicht wieder auf.
Rekonstruktion eines Häuserblocks. Foto: KW.
Das bedeutet für uns, daß wir in Olynth besser als anderswo sehen können, wie die Menschen Mitte des 4. Jahrhunderts lebten. Mit Hilfe der Grundrisse lassen sich die Häuser rekonstruieren. Auch wenn alle ursprünglich auf einem gleich großen Grundstück entstanden, unterscheiden sie sich untereinander sehr hinsichtlich Raumeinteilung und Ausschmückung.
Mosaik: Bellerophon auf dem Pegasos kämpft gegen die Chimaira. Foto: KW.
In einigen finden wir prachtvolle Kieselmosaike, wie wir sie sonst eher aus Pella kennen.
Antike Badewanne. Foto: KW.
Noch mehr beeindruckt haben mich die Badewannen, die im Gelände zu sehen sind.
Tonmodell einer Badewanne mit Sitzschemel. Foto: KW.
Wie sie benutzt wurden, das zeigt das Tonmodell einer Badewanne.
Landschildkröte. Foto: KW.
Der Höhepunkt von Olynthos war aber keine Ruine, sondern eine kleine Landschildkröte. Man trifft ihre Artgenossen in Nordgriechenland (noch) relativ häufig an; und wir haben auf unserer Reise viel zur Erhaltung der Art getan. Jedesmal, wenn wir so ein kleines Tier auf der Straße entdeckten, hielten wir und retteten es von der Fahrbahn. Ach ja, dabei macht man so seine Erfahrungen. Sollten auch Sie eines Tages eine Schildkröte retten wollen, fassen sie sie an den Seiten an und halten sie sie beim Tragen weit vom Körper weg. Die Viecher fangen an unangenehm riechend zu tröpfeln, wenn sie sich hochgehoben fühlen.
Landschildkrönte und Schlange. Foto: KW.
Die griechische Landschildkröte ist „überwiegend herbivore“, ob sie hier die Situation nutzt, um den Speiseplan durch diese tote Schlange etwas abwechslungsreicher zu gestalten, haben wir nicht herausbekommen.
Antiker Türklopfer aus Olynthos. Foto: KW.
In der Nähe von Olynthos liegt die moderne Provinzstadt Polygyros, an deren Rand sich ein Museum befindet, in dem die Funde einiger Städte der Chalkidike untergebracht sind. Viele Exponate untermalen eindrücklich, wie prachtvoll die Häuser einmal ausgestattet waren. Kein Wunder, vor allem der für den Schiffbau wichtige Rohstoff Holz machte die Menschen reich.
Goldabguß einer Tetradrachme von Akanthos. Foto: KW.
In Polygyros entdeckten wir eine weitere goldene Abformung einer Tetradrachme aus Akanthos. Ein vergleichbares Stück sahen wir im archäologischen Museum von Thessaloniki.
Goldblech mit dem Motiv der akanthischen Tetradrachmen. Foto: KW.
Genauso spannend war ein goldenes Schmuckblech, das ein Relief mit dem Löwen zeigt, der einen Bullen reißt. Auch hier könnten die Tetradrachmen aus Akanthos Vorbild sein.
Münzrepliken von Stücken aus der Sammlung der Alpha Bank. Foto: KW.
Die Münzen waren nicht so aufregend. Die besseren Stücke waren mit Silberfarbe bemalte Gipse von Stücken aus der Sammlung der Alpha Bank.
Fluchtäfelchen vom Nagel durchbohrt. Foto: KW.
Da waren die Fluchtäfelchen interessanter. Eines war sogar noch so zu sehen, wie der Zauberer es vergraben hatte: Vom Nagel durchbohrt. Solche Fluchtäfelchen wurden benutzt, um verhaßten Menschen Schaden zuzufügen. Ihr Name wurde zusammen mit Zauberformeln dem Blei anvertraut und in der Nähe eines Grabes, einer Richtstätte oder eines Schlachtfelds vergraben. Die Idee dahinter war, daß dort gewaltsam ums Leben gekommene Tote ruhten, deren Geister geradezu wild darauf waren, einem Menschen Schaden zuzufügen. Und wenn man ihnen nun so ein Opfer auf dem Silbertablett, besser dem Bleitäfelchen lieferte…
Der Sammler Ioannis Lambropoulos. Foto: KW.
Ein ganzer Raum war der Sammlung des Rechtsanwalts Ioannis Lambropoulos gewidmet. Der hohe Beamte hatte als Beauftragter für die Chalkidike bis zu seinem Tod im Jahre 1972 eine eindrucksvolle Kollektion zusammengetragen, die Herakles Lambropoulos, der Sohn des Sammlers dem Kulturministerium im Jahr 1995 geschenkt hat unter der Bedingung, daß die Sammlung in einem eigenen Bereich des Museums von Polygyros ausgestellt sein solle. Seit 2004 ist in einem Raum zumindest eine Ausstellung einiger Highlights zu sehen.
Helm aus der Sammlung Lambropoulos. Foto: KW.
Keramik, Schmuck, Metallgegenstände, Rüstungsbestandteile. Es ist beeindruckend, was der Sammler alles zusammentragen konnte.
Doch damit hatten wir genug von der Antike. Bei einem so schön blauen Meer mit einer so schattigen Terrasse fiel es schwer, sich auf die archäologischen Funde zu konzentrieren.
23. Tag, 3. Juli 2011, von Xerxes, Touristen und der Stadt Akanthos
Bis heute ist der Besuch des Bergs Athos Frauen verboten. Und selbst männliche Touristen müssen erhebliche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, wenn sie in die Republik der Mönche wollen. Und das ist gut so! Nachdem wir in anderen Klöstern gesehen haben, welche Mühe manche Touristen dabei haben, die grundlegenden Anstandsregeln im Umgang mit kirchlichen Einrichtungen einzuhalten, ist es geradezu wohltuend in dem Wissen zu leben, daß es auf unserer Welt noch Orte gibt, an denen der Massentourismus nichts zu suchen hat.
Damit aber die Einnahmen, die man mit Hilfe der Berühmtheit des Athos machen kann, nicht völlig unabgeschöpft bleiben, bieten findige Unternehmer Schiffsrundfahrten um den verbotenen Athos an, die sich zu einem gigantischen Publikumsmagneten entwickelt haben.
Touristenboot kehrt von seiner Fahrt um den Athos zurück. Foto: KW.
In Folge dessen ist das einst idyllische Fischerdorf Ouranopolis nicht nur zum Ausgangshafen für Touristenboote geworden, es hat sich mit modernsten Hotels, folkloristischen Tavernen und geschmacklosen Andenkenläden völlig dem Tourismus verschrieben.
Ouranopolis. Bronze, ca. 300-250. Achtstrahliger Stern. Rv. Aphrodite Ourania. Aus Auktion Gorny & Mosch 160 (2007), 1227.
Ob das moderne Ouranopolis dort liegt, wo einst das antike lag? Keine Ahnung, es gibt keine Grabung in der Nähe und in den Reiseführern ist nichts dazu zu lesen.
Jedenfalls ist Ouranopolis mit einer romantischen Geschichte um den jüngeren Bruder des makedonischen Feldherrn Kassandros verbunden. Der sei eigentlich Lehrer gewesen und habe um 316 mit Ouranopolis eine Himmelstadt gegründet, die er selbst als Helios beherrschte. Er habe eine Sondersprache eingeführt, die all seine Untertanen hätten sprechen müssen.
Byzantinischer Wachturm von Ouranopolis. Foto: KW.
Wie auch immer. Einziges sichtbares Zeugnis der Vergangenheit ist heute ein byzantinischer Wehrturm, der im Jahr 1344 als Wachstation gegen die einfallenden Franken erbaut wurde.
Alte deutsche Lastwagen fahren in Griechenland noch viele Kilometer. Foto: KW.
Wundern Sie sich nicht über die Aufschrift des Lasters. Natürlich gibt es in Ouranopolis keinen Schwalbenhof im Kornfeld. Aber die Griechen kaufen uns gerne unsere alten, ausrangierten (und billigen) Autos ab und sehen keinen Grund, die Lackierung zu ändern.
Heiteres Ratespiel der MünzenWoche: Welches technische Wunderwerk der Antike sehen Sie hier? Foto: KW.
Wer zurück zum Festland will, überquert eines der großen technischen Wunder der Antike.
Karte Griechenlands zur Zeit der Perserkriege. Bibi Saint-Pol / Wikipedia.
Zur Vorbereitung seines zweiten Feldzugs gegen die Griechen ließ Xerxes I. einen Kanal durch den Isthmus des Athos bauen, weil hier 492 ein großer Teil der Flotte scheiterte.
„Site of Historical Importance“. Foto: KW.
Gäbe es keine Hinweisschilder darauf, würde niemand glauben, daß hier einst ein so bedeutendes Bauwerk existierte.
Lageplan des Isthmus des Athos. Foto: KW.
Ganz in der Nähe des Xerxeskanals liegt Akanthos, bzw. das, was von ihm übrig ist.
Akanthos. Tetradrachme, 530-480. Löwe einen Bullen reißend. Rv. Quadratum incusum. Aus Auktion Künker 104 (2005), 148.
Die Münzen von Akanthos gehören zu dem Eindringlichsten, was die nordgriechische Prägung aufzuweisen hat. Die Pranken des Löwen, die er in die Flanke des niederbrechenden Stiers schlägt, die gesträubte Mähne, die ins Münzrund so eingepaßte Komposition… All das spricht von der machtvollen Stadt, die den Persern im Krieg gegen die Griechen als wichtiger Standort diente. 3 Talente (= 18.000 Drachmen) zahlte Akanthos an den Attischen Seebund Tribut. Es überlebte die Eroberung durch Philipp, durch die Römer, durch das Christentum…
Reste des antiken Akanthos. Foto: KW.
Und das ist alles, was heute vor Ort noch vom antiken Akanthos zu sehen ist.
Das Grabungsgelände. Foto: KW.
Es gibt einen Wegweiser, der über holprige Straßen zu einem Ausgrabungsgelände mit einem niedergetrampelten Zaun führt. Wir machten uns arge Sorgen um unser Auto, jedesmal wenn wir in eines der tiefen Schlaglöcher gerieten. Doch endlich fanden wir die Ausgrabung. Sie lag von einem Wellblechdach geschützt inmitten von Ställen mit Hühnern, Enten und Gänsen.
Grabungsfunde aus dem Jahr 2008. Foto: KW.
Anscheinend wurde hier vor noch nicht allzu langer Zeit gegraben. Jedenfalls liegen in mehreren morschen Holzständern Scherben, die mit dem Jahr 2008 bezeichnet sind.
Abgefülltes Erdreich in exakt beschrifteten Säcken. Foto: KW.
In der Grabung stehen Dutzende von blauen, exakt beschrifteten, mit Erde gefüllten Säcken. Sicher hatten die Ausgräber mit ihnen noch etwas Wichtiges vor. Doch was auch immer das gewesen sein mag, sie werden es nicht mehr tun können. Das Plastik ist zerfallen und die Erde der Säcke hat sich zu einem gigantischen Abfallhaufen verbunden.
Und damit hatten wir endgültig die Nase voll. Es tut einfach immer weh, wenn man von bedeutenden Münzstätten träumt und nichts, was zum Traum passen würde, findet.
Wir fuhren in unser Hotel, ans blaue Meer, zu Fischlein und Oktopussen und zu unseren Büchern, in denen die Antike viel, viel schöner zu sein scheint als in der Realität.
Doch für das nächste Mal kann ich Ihnen zumindest eine großartige Ausgrabung im unberührten Thrakien versprechen. Versäumen Sie nicht die nächste Folge, die uns ins nordgriechische Neapolis führt, nach Mesembria, Maroneia und Abdera.
Für diejenigen unter Ihnen, die mit eigenen Augen die Schätze Nordgriechenlands entdecken wollen, führe ich im Herbst im Auftrag von Klingenstein eine Reise. Wenn Sie daran interessiert sind, klicken Sie hier.
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