5. Oktober 2017 – Fundraising anlässlich eines Geburtstages für den im März 2015 gegründeten Förderverein für öffentliche Münzsammlungen in Westfalen zusammen mit einer Aufstockung durch die Fa. F. R. Künker ermöglichte es, dem Münzkabinett des Westfälischen Landesmuseums einen Otto-Adelheid-Pfennig zu schenken. Otto-Adelheid-Pfennige sind nicht selten. Zig-tausende haben das letzte Jahrtausend überlebt. So mag man fragen, was an dem Geschenk bemerkenswert ist.
Der dem Münzkabinett geschenkte Otto-Adelheid-Pfennig.
Das Thema Otto-Adelheid-Pfennige und ihre richtige Datierung spaltete die numismatische Gemeinschaft über lange Strecken hinweg. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts standen auf der einen Seite gelehrte, mitunter aber dogmatische Vorstellungen, die sich diese die Namen König Otto und Adelheid (Athalhet) aufweisenden Münzen nur als Zeugnisse für Otto den Großen (König 936-965) und seine Ehefrau Adelheid vorstellen konnten. Dagegen stand die pragmatische archäologische Beobachtung, dass auch größere Schatzfunde der Zeit Ottos I. oder des II. keine solchen Münzen enthalten und sie erst später, dann aber zahlreich in den Funden vorkommen. Die Annahme, dass Adelheid nach dem Tod ihrer Schwiegertochter Theophanu 991 die Vormundschaft für den Kindkönig Otto III. übernommen und als solche hätte die fragliche Münzsorte prägen lassen, beherrschte die numismatisch-mediävistische Welt des 20. Jahrhunderts.
Ein Otto-Adelheid-Pfennig aus dem Harzgebiet.
Erst gegen Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts setzte sich die modifizierte Sicht durch, dass das angenommene Datum 991 die Forschung blockierte, weil zu viele Schatzfunde auf dieses Schlussdatum ausgerichtet wurden und zu viele Varianten gleich von Anfang an dagewesen sein würden. Als Alternative wurde der Beginn der Herrschaft König Ottos III. 983 herausgearbeitet. Andererseits hat sich die Beobachtung durchgesetzt, dass zum einen Otto-Adelheid-Pfennige in einem größeren geographischen Raum zwischen Weser und Ostharz und auch über das Todesjahr Adelheids wie auch Ottos III. hinaus bis fast in die Mitte des 11. Jh. weitergeprägt wurden. Dies erklärt die große Variantenvielfalt, für die Vera Hatz ein pragmatisches Zitiersystem entwickelt hat.
Otto-Adelheid-Pfennig, bald nach 983, Hatz II, 1.494g, Landesmuseum Münster, Inv.Nr.14559Mz. Foto: Stefan Kötz.
Dagegen ist die Erforschung der Chronologie noch in den Kinderschuhen und angesichts der Bedeutung dieser Münzgruppe in den Hacksilberschatzfunden rund um die Ostsee ein Desiderat. Die meisten erhaltenen Stücke stammen aus solchen Funden. Immerhin weiß man, dass die Prägung wo auch immer mit solchen Pfennigen begann, die den Königsnamen in der oberdeutschen Sprachvariante OTTO wiedergab und nach einer gewissen Dauer durch die sächsische Namensform ODDO abgelöst wurde. Die Gewichte dieser frühen Stücke sind durchweg hoch. Da es aus der Frühzeit 983 nicht so viele Funde gibt wie vom Beginn des 11. Jahrhunderts sind die entsprechenden Stücke seltener als ihre späteren Nachfolger. Zur Erforschung der Anfänge der Otto-Adelheid-Pfennige hat besonders der Schatzfund von Strandby in Dänemark (verborgen unmittelbar nach 985) beigetragen, in dem diese einigermaßen zahlreich vorhanden waren und es ermöglicht, sie von späteren abzugrenzen. Zu den Merkmalen der ältesten Otto-Adelheid-Pfennige gehört ein sorgfältiger Stempelschnitt, der zwischen den Buchstaben Platz lässt. Die Umschrift D/I GRA REX um die Buchstaben O-D-D-O herum ist vollständig und fehlerfrei. Diese ist im Übrigen bemerkenswert, wegen des Bezuges zum Gottes-Gnadentum. Der Name Athelhet dagegen hat schon früh die Ursprungsform verlassen und mit ATEAHLHT eine neue Standardform gebildet. Bei der Kirche weisen die ältesten Exemplare zwei Besonderheiten auf: das Kreuz oberhalb der Kirche ist langgezogen und mit vergleichsweise kleinen Kugeln an den Enden ausgestattet, während jüngere Typen oft hier dicke, mitunter auch unverbundene drei Kugeln zeigen. Eine kurzzeitige Übergangsform (Hatz III, 8) hat überdies im Inneren des Kirchendachs im First eine Kugel. Alle diese Characteristica weist auch die neue Schenkung auf. Zu ihr gibt es übrigens eine genaue wohl stempelgleiche Entsprechung im Königlichen Münzkabinett in Stockholm im Schatzfund von Viflings, vergraben ebenfalls nach 985, die allerdings stärker Korrosion unterworfen gewesen ist.
Zu unterscheiden sind diese frühen Stücke von formal ähnlichen, aber von gröberem Stil mit drei frei schwebenden Kugeln anstelle des Kugelkreuzes über der Kirche, die nach Fundzusammenhängen aus den Jahren um 995 sein müssen.
Weiterführende Literatur: Peter Ilisch, Beobachtungen zu frühen Otto-Adelheid-Pfennigen. In: Nummi et Humanitas, Festschrift für Stanislaw Suchodolski. Warschau 2017, S.179-200.
Der Förderverein für öffentliche Münsammlungen ist angesiedelt beim LWL-Museum für Kunst und Kultur, zu dessen Webseite Sie hier kommen.
Otto-Adelheid-Pfennige waren übrigens auch Bestandteil eines Sensationsfundes im brandenburgischen Lebus im Februar 2016, über den die MünzenWoche hier berichtete.