von Ursula Kampmann
28. Juli 2016 – Eigentlich möchte man meinen, dass dank des rührigen Autorenteams Klein-Raff die Geldgeschichte Württembergs bis in den letzten Winkel erschlossen ist. Aber überraschender Weise ist das nicht der Fall. Axel Sigle legt nun eine beeindruckende Monographie zum Papiergeld Württembergs vor. Sie reicht zeitlich von den ersten Ausgaben der königlichen Staats-Haupt-Kasse von 1849 bis zu Behelfsgeld, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Kleingeld ersetzte.
Axel Sigle, Das Papiergeld von Württemberg. Staatspapiergeld, Banknoten und Kassenscheine, 1849 bis 1949. Stuttgart 2016, Eigenverlag. 160 durchgehend farbig illustrierte Seiten. 28×24 cm, kartoniert, Fadenheftung. ISBN 978-3-00-052020-4. 98 Euro.
Zunächst eines: Es ist ein opulentes Werk, das einen zitierfähigen Katalog aller Banknoten bietet, die in Württemberg herausgegeben wurden. Alle Scheine sowie die zugehörigen Druckproben und Entwürfe sind bis ins Detail beschrieben und in Originalgröße farbecht abgebildet. Der Autor hat nicht nur dafür gesorgt, dass er die besten verfügbaren Abbildungen erhielt – einige Scheine werden zum ersten Mal überhaupt abgebildet, er hat darüber hinaus alles an Material gesammelt, was zum Verständnis der frühen Banknoten nützlich sein kann.
Haben Sie sich zum Beispiel schon einmal Gedanken darüber gemacht, mit welchen technischen Finessen man 1849 sicherstellte, dass allfällige Fälschungen der offiziellen Banknoten auch als Fälschungen erkannt wurden? Axel Sigle führt es hier anhand von Originaldokumenten vor. Man arbeitete mit einzeln stehenden Punkten oder kurzen waagrechten Strichen, die wie beliebig aussahen, vom Künstler aber eigens zu dem Zweck hinzugefügt worden waren, um bei ihrem Fehlen sofort die Fälschung zu entlarven. Natürlich liefert der Autor dann auch gleich die passende Kriminalstory.
50 Reichsmark vom 1.10.1930. Abgebildet ist Daniel Friedrich List (1798-1846), Nationalökonom und Politiker aus Reutlingen. – Die Scheine wurden nicht ausgegeben.
So vereint dieses Buch gleich zwei Zwecke. Zum einen ist es ein perfekter Katalog, ein Standardwerk, das ab sofort jeder, der sich ernsthaft mit Papiergeld aus Württemberg beschäftigt, zitieren wird müssen. Zum anderen ist es ein wundervolles Lesebuch, das man mit Gewinn konsultieren kann, um mehr über das spannende Thema Geldscheine zu erfahren. Und deshalb ist es nicht nur für Sammler von Württemberger Zahlungsmitteln interessant.
Kaufen können Sie dieses Buch beim Autor oder bei der Münzhandlung Sonntag.