31. März 2011 – „Geld regiert die Welt“ oder „Zeit ist Geld“ – wir alle kennen die Redewendungen, die sich mit unserem Zahlungsmittel beschäftigen. Aber was ist Geld eigentlich? Wie beeinflusst es unser Denken und Handeln? Und: Macht Geld wirklich nicht glücklich? Unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Herrn Jean-Claude Trichet, beleuchtet die neue Wechselausstellung im Museum für Kommunikation Nürnberg vom 24. März 2011 bis zum 14. August 2011 die unterschiedlichen Aspekte des Geldes und dessen fast dreitausendjährige Geschichte – von den Vorformen der Zahlungsmittel bis zum elektronischen Geldtransfer, vom Kerbholz bis zum Schuldschein.
Die Goldreserven der Bank of England. © Bank of England, London.
Auf ihrem Rundgang durch eine modellhafte Stadt können die Besucherinnen und Besucher die kryptischen Zahlen auf dem Börsenticker entschlüsseln, den ältesten erhaltenen Geldschein aus China bewundern oder sich im „Vergnügungsviertel“ mit der Frage beschäftigen, ob man für Geld wirklich alles kaufen kann. In der von der PSD Bank Nürnberg unterstützten Ausstellung lernen Sie mehr über komplexe Wirtschaftszusammenhänge und erkennen, dass unsere Gesellschaft zunehmend über Geld hierarchisiert wird. In Zeiten der Finanzkrise sowie immer verführerischer Kreditangebote regt die Ausstellung dazu an, das eigene Verhältnis zum Geld kritisch zu hinterfragen.
Die Sprache des Geldes
Geld beeinflusst nahezu alle Bereiche unseres Zusammenlebens, und das meist stärker, als es uns selbst bewusst ist. Auch in der Kommunikation mit anderen Menschen spielt Geld eine wichtige Rolle: Wir reden nicht nur über finanzielle Angelegenheiten, sondern kommunizieren auch mittels Geld. Wie sehr unser Leben vom Geld bestimmt wird und wie das System Geld eigentlich funktioniert, zeigt ein Streifzug durch die Modellstadt.
Haushaltsbuch von Inge Meysel, 1975/76. © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.
Vom Marktplatz über das Vergnügungsviertel bis zum Gefängnis
Auf dem Marktplatz erfahren die Besucherinnen und Besucher zunächst, wie kompliziert der Handel ohne Geld war, und warum die Menschen im 7. Jahrhundert v. Chr. auf die Idee kamen, den direkten Tausch mit Gütern durch die Verwendung kleiner Metallplättchen zu ersetzen. Anschließend können sie im Rathaus der Frage nachgehen, warum wir wertlose Papierlappen als Zahlungsmittel akzeptieren. So ist das Vertrauen in den Wert des Geldes eine wesentliche Voraussetzung für seine Verwendung. Nur wenn der Machthaber den Bürgern glaubhaft versichern kann, dass sie für das Geld tatsächlich Waren und Dienstleistungen kaufen können, werden diese es auch als Zahlungsmittel benutzen.
Schreddergeld – Die D-Mark-Banknoten verloren mit der Einführung des Euro im Jahr 2002 ihren Wert und wurden als Souvenir verkauft. © Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
Andernfalls kommen Ersatzwährungen auf, die ein höheres Ansehen genießen. Dies können Naturalien sein, wie beim so genannten Zigarettengeld nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, oder Fremdwährungen, wie beim Schwarzmarkthandel mit D-Mark oder US-Dollar in den Ostblockstaaten während des Kalten Krieges. Während das Geld heute aus billigen Metalllegierungen oder aus Papier besteht, entsprach sein Materialwert in früheren Jahrhunderten dem Nennwert: Eine Goldmünze war genau so viel wert wie das Material, aus dem sie hergestellt wurde. Entsprechend groß war die Versuchung, von dem Edelmetall ein Stückchen abzutrennen und sich auf diese Art zu bereichern. Heute stellt die Geldentwertung in Form einer Inflation die größte Gefahr für eine gesunde Wirtschaft dar. In der Eurozone wacht die Europäische Zentralbank über die Stabilität der Währung.
Brief von Ludwig van Beethoven – In diesem Brief verpflichtet sich Ludwig van Beethoven, Sigmund Anton Steiner bis zum 30. Dezember 1819 750 Gulden seiner insgesamt 2420 Gulden Schulden zurückzuzahlen. Dieses Ziel erreichte er jedoch nicht. Wien, 30. Oktober 1819.
In der Münzwerkstatt kann man sich über die Herstellung des Geldes sowie die Geldfälschung informieren, die Bereiche Bank und Börse erläutern Interessierten das Finanzsystem im engeren Sinne. Menschen werden für ihre Arbeit unterschiedlich entlohnt. Die sozialen Konsequenzen der unterschiedlichen Besitz- und Einkommensverhältnisse werden im Einkaufszentrum beleuchtet. Ausgehend von der Feststellung, dass „Shopping“ heute als Freizeitbeschäftigung gilt und nicht mehr der Versorgung mit unmittelbar notwendigen Gütern dient, wird erörtert, wie Konsum gesellschaftsgliedernd wirken kann. Während die soziale Zugehörigkeit in der ständischen Gesellschaft durch die Geburt bestimmt war, stellt in der modernen Industriegesellschaft der Besitz ein wesentliches Kriterium der Hierarchisierung dar. Es gilt zwar als unfein, das Geld selbst zur Schau zu stellen, aber der Erwerb bestimmter Gegenstände oder Dienstleistungen zeigt der Umgebung, dass man sich etwas leisten kann. Statussymbole, die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe demonstrieren sollen, sind heute im Prinzip für jeden verfügbar und werden häufig imitiert oder kopiert. Die Folge ist, dass Menschen mit einem geringen Einkommen nicht nur von der kulturellen Teilhabe ausgegrenzt werden, sondern auch im sozialen Bereich ins Hintertreffen geraten.
Sammeldose – Handopferkasten mit Fegefeuer-Darstellung und Inschrift, Spanien, 18. Jahrhundert. © Sammlung Dr. Loosen, Foto: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Kassel.
Auf einem Gang durch das Wohnhaus werden der persönliche Umgang mit Geld und die emotionale Bewertung unseres liebgewordenen Zahlungsmittels unter die Lupe genommen. Interessante Einblicke erhält der Besucher in der Kirche, wo neben dem religiösen Ideal vom Verzicht auf Eigentum auch die karitative Funktion von Kollekte, Spende und Kirchensteuer sowie Ablasshandel und Ämterverkauf als zweifelhafte Einnahmequellen thematisiert werden.
Im sich anschließenden Vergnügungsviertel werden die eher zweifelhaften Aspekte des Geldes behandelt, aber auch die für viele entscheidenden Fragen: Macht Geld glücklich? Und: Kann man für Geld alles kaufen? Schließlich findet man sich dort wieder, wohin der Traum vom schnellen Geld führen kann: im Gefängnis.
Wenn Sie mehr über das Museum für Kommunikation Nürnberg wissen wollen, klicken Sie hier. Sie finden einen Artikel zur Ausstellung sowie einen kurzen Film.
Was Sie für einen Besuch wissen müssen, finden Sie hier.