23. Mai 2013 – Das Bernische Historische Museum zeigt noch bis 17. November 2013 die große Wechselausstellung „Qin – Der unsterbliche Kaiser und seine Terrakottakrieger“. Auf der 1200 qm großen Ausstellungsfläche dreht sich alles um Chinas Ersten Kaiser und seine spektakuläre Terrakottaarmee. Die von UBS als Presenting Sponsor unterstützte Ausstellung zeigt zehn Terrakottafiguren und rund 220 weitere Originalobjekte aus China und bringt dem Publikum so eine entscheidende Phase der chinesischen Geschichte näher.
Blick in den Raum „Die Erforschung der Terrakottaarmee“ in der Ausstellung. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Nadja Frey.
Im Zentrum der dreiteiligen Ausstellung steht die Entstehung des chinesischen Kaiserreichs 221 v. Chr., die schillernde Figur des Ersten Kaisers und seine monumentale Grabanlage mit der spektakulären Terrakottaarmee sowie das Vermächtnis dieser Epoche für China. Die eindrucksvolle Architektur der Ausstellung ermöglicht dem Besucher, den Aufstieg Qins vom Fürstentum zum Kaiserreich zu verfolgen und die Bedeutung des Ersten Kaisers für China heute zu verstehen.
Blick auf den Akrobaten und den knienden Musiker aus Terrakotta sowie den bronzenen Schwan in der Ausstellung. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Nadja Frey.
Den Höhepunkt der Ausstellung bilden zehn der lebensgroßen Figuren aus Terrakotta aus der gigantischen Grabanlage des Ersten Kaisers. Sie geben dem Besucher nicht nur einen eindrucksvollen Einblick in dessen Welt im Jenseits, sondern auch in eine der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten, die häufig als „achtes Weltwunder“ bezeichnet wird.
Grabungsarbeiten auf dem Areal der Grabanlage von Qin Shi Huangdi in der zentralchinesischen Provinz Shaanxi. © Bernisches Historisches Museum, Bern.
1974 wurde in der chinesischen Provinz Shaanxi (Hauptstadt Xi’an) zufällig die Terrakottaarmee entdeckt. Das Zentrum der gigantischen Grabanlage stellt ein Abbild der Welt dar. Die Terrakottaarmee ist eine der spektakulärsten und berühmtesten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten und steht seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Vom Fürstentum zur Kaiserdynastie
Die Entwicklung des Fürstentums Qin zum König- und schließlich Kaiserreich steht im Fokus des ersten Ausstellungsabschnitts. In einer Zeit des Aufschwungs (9. Jh. bis 210 v. Chr.) entstehen prächtige Paläste, das Handwerk floriert, die herrschenden Kreise in der Hauptstadt Xianyang leben luxuriös. Zwischen 230 und 221 v. Chr. gelingt es Ying Zheng, dem König von Qin, sechs andere Königreiche zu unterwerfen und ein neues Großreich zu schaffen. Er bezeichnet sich fortan als Qin Shi Huangdi, als Ersten Kaiser von Qin. Um sein Riesenreich zusammenzuhalten, schafft er eine zentrale Verwaltung und regiert mit harter Hand. Er verbindet bestehende Schutzwälle zu einer durchgehenden chinesischen Mauer, vereinheitlicht Währungen, Maße sowie die Schriftzeichen. Die einheitliche Schrift ist bis heute eine wichtige einigende Klammer für den Vielvölkerstaat China.
Auch für Numismatiker sind spannende Objekte erster Rangordnung vertreten. Die runden Münzen mit viereckigem Loch kennt man gemeinhin als chinesische Währung, schließlich waren sie noch bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch. Es war der Erste Kaiser, der sie als Einheitswährung für sein neues Reich bestimmte.
Rechts zwei Messermünzen. Links aus dem Königreich Qi, rechts aus dem Reich Yan. Die Ameisennasenmünze stammt aus dem Königreich Chu. Alle Münzen entstammen dem 4./3. Jh. v. Chr. © Bernisches Historisches Museum, Bern.
Zuvor hatte jedes Reich seine eigene Währung, darunter Systeme, die möglicherweise auf Naturalwährungen zurückgehen wie Messermünzen (Besonders kurios – aber wohl kaum ein Verweis auf Naturalwährung – ist die Ameisennasenmünze links daneben.) …
Die Münzen waren alle im 4./3. Jh. v. Chr. in Gebrauch in den Reichen Wei, Zhao, Han (von li. nach re.). © Bernisches Historisches Museum, Bern.
… oder Spatenmünzen.
Positivmodell für die Herstellung von Gussformen für Münzen, 221-207 v. Chr., Bronze, L. 29,9, B. 10,9, H. 2 cm. Fundort: Lintong, Xi’an, ausgegraben 1983. Dieses Positivmodell diente dazu, Gussformen für die runden Münzen des Qin-Reiches im Wert einer halben Unze (banliang) herzustellen. © Bernisches Historisches Museum, Bern.
Spektakulär ist das Positivgussmodell für die neuen runden Münzen, das in der Ausstellung zu sehen ist.
Die Grabanlage des Ersten Kaisers
Der zweite spektakuläre Teil der Ausstellung entführt den Besucher in die Grabanlage des Ersten Kaisers. Er vermittelt die immensen Dimensionen des bis heute nur teilweise freigelegten Areals, das nicht nur eine 8.000 Mann starke Armee zum Schutz des Kaisers umfasst, sondern unter anderem auch Verwaltungsbeamte zur Führung der Regierungsgeschäfte im Jenseits sowie Musikanten, Akrobaten und Tiere zur Unterhaltung.
Blick auf den Kavalleristen und das gesattelte Pferd in der Ausstellung. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.
„Unsere Exponate ermöglichen nicht nur einen Blick zurück in die Zeit des Ersten Kaisers, sondern machen die Geschichte erlebbar. Als Besucher steht man den Tonfiguren von Angesicht zu Angesicht gegenüber und kann quasi mit ihnen in Dialog treten“, freut sich Dr. Maria Khayutina, Kuratorin der Ausstellung. „Die Grabkammer Qin Shi Huangdis wurde bis heute nicht geöffnet“, erklärt Direktor Dr. Jakob Messerli. „Dieses noch immer ungelüftete Geheimnis hat einen ganz besonderen Reiz, den wir unseren Besuchern mit unserer einmaligen Ausstellung vermitteln“, ergänzt Messerli, der auch Projektleiter der Ausstellung ist.
Das Erbe des Ersten Kaisers
Die Blüte der Qin-Dynastie ist kurz – nach nur 15 Jahren (207 v. Chr.) wird sie gestürzt. Welches wegweisendes Erbe sie jedoch hinterlässt, zeigt der dritte und letzte Ausstellungsabschnitt: Das zentral verwaltete Kaiserreich bleibt bis 1911 als Regierungsform in China bestehen. Qin Shi Huangdi ist im historischen Bewusstsein der Chinesen heute noch sehr präsent – während man im Westen nur wenig über ihn weiß. „Durch die Vermittlung von Wissen über ihn und sein Vermächtnis“, so Dr. Jakob Messerli, „öffnet die Ausstellung ein Fenster in die Geschichte Chinas und ermöglicht einem breiten Publikum, das Reich der Mitte für sich zu entdecken.“
Das Pferd und der gepanzerte Infanterist warten nach ihrer Ankunft aus Xi’an (Provinz Shaanxi, China) in Bern darauf, aus ihren Transportkisten befreit zu werden. © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor.
Originalobjekte ausschließlich von chinesischen Leihgebern
Die Ausstellung, die nur in Bern zu sehen sein wird, wurde organisiert vom Bernischen Historischen Museum in Zusammenarbeit mit dem Shaanxi Provincial Cultural Relics Bureau und dem Shaanxi Cultural Heritage Promotion Centre, Volksrepublik China.
Ausführliche Informationen zur Ausstellung finden Sie auf einer eigens eingerichteten Seite.
Schauen Sie doch auch einmal auf die Seite des Bernischen Historischen Museums.