von Ursula Kampmann
26. Januar 2012 – Es ist grau, es ist kalt, es ist dunkel. Manchmal meint man, es würde nie wieder hell. Genießen Sie mitten im Winter einen kleinen Hauch des türkischen Sommers. Dieses Reisetagebuch zu einigen numismatisch hochinteressanten, aber wenig besuchten Orten der Türkei entstand 2009.
8. Juni 2009 – Antalya
Heute ging es los. In aller Herrgottsfrühe. Der Flieger startete um 6.20. Wir standen um dreiviertel drei auf, damit wir pünktlich da waren. Wer nicht da war, das war der Flughafen. Die Schalter machten erst um halb fünf auf.
Unser Flug warnte uns vor, welches Publikum wir in Antalya sehen würden. Interessant! Wir sahen Transvestit mit langen blonden Zöpfen in einem krätzgrünen, kurzen Badeensemble, das Ganze über und über tätowiert. Ich bin gespannt, was die Türken dazu sagen.
Nach rund dreieinhalb Stunden da. Den Flughafen von Antalya haben wir beide nicht wieder erkannt. Ein gigantischer Bau, alles in Marmor, überall Abgüsse von antiken Statuen, ein gewaltiger Brunnen mitten in der Empfangshalle – und eine Infrarotkamera, um allen Touristen im Schnelldurchgang das Fieber zu messen. Anscheinend hat man in der Türkei panische Angst vor der Schweinegrippe.
Unser Hotel in Antalya. Foto: UK.
Schon der Flughafen machte klar, daß in der Türkei nichts mehr so ist wie vor 20 Jahren, und auch Antalya hat nichts mehr zu tun mit dem Antalya, das ich einmal kannte. Eine neue Stadt, breite, gepflegte Boulevards, riesige, wunderschöne, künstlich bewässerte Blumenbeete, eindrucksvoll, aber eigentlich nicht das, was ich als Türkei kannte. Aber die Türken mögen ihren Badeort, es sind auch etliche einheimische Touristen da.
Unser Hotel ist hübsch, gut gelegen, aus einem alten türkischen Haus umgestaltet. Die Zimmer okay, ein kleiner Swimmingpool in einem Garten und Fleisch, Fleischberge, nein, nicht auf dem Grill, um den Swimmingpool.
Der Hafen von Antalya. Foto: KW.
Wir stellten unser Gepäck ab und machten uns auf in die Stadt. O ja, es stimmt, am Mittag gehen nur Esel und Touristen in die Sonne. Es war einfach wahnsinnig heiß! Der Schweiß floß in Strömen, die Stadt war wie ausgestorben, selbst die Kellner versuchten uns nur halbherzig in ihre Lokale zu ziehen. Am Hafen ließen wir uns nieder und beobachteten. Es war wirklich erschreckend, wie sehr sich Antalya von dem liebenswerten Fischernest in einen mondänen Badeort verwandelt hat. Und die Gestalten! Am interessantesten sind die blonden Schönheiten aus dem Osten. Gewaltige Fleischberge, in enge, bunte Fähnchen gepreßt, so daß jedes körperliche Detail gut zu erkennen ist.
Der öffentliche Strand von Antalya. Foto: KW.
Allzu viel haben wir an diesem ersten Tag nicht mehr gemacht. Eine Stunde geschlafen, mehrfach geduscht, gut gegessen. Kurz, es hat keine Stunde gedauert, bis wir uns in der Türkei wieder heimisch fühlten.
9. Juni 2009 – Antalya
Wir blieben eine Nacht in Antalya, um uns wieder in der Türkei einzugewöhnen. So konnten wir uns heute in der Stadt rumtreiben. Wir hatten beide das archäologische Museum in guter Erinnerung, aber uns graute vor dem Fußmarsch. Das Museum ist nämlich ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt. Aber die Türkei ist modern geworden, und so verfügt Antalya über eine Straßenbahn, deren Wägen eine deutsche Partnerstadt gespendet hat. Sie müssen in den 50er Jahren ausgemustert worden sein, aber welch Vergnügen, nicht zu laufen, sondern gemütlich die etwa vier Kilometer fahren zu dürfen.
Attaleia (Pamphylien). Caracalla, 211-217. Rv. Sarapis vor einem Altar stehend. SNG Aul. -. SNG PFPS -. SNG BN -. Aus Auktion Gorny & Mosch 196 (2011), 2155.
Antalya hieß in der Antike Attaleia. Es wurde von Attalos II. (159-138) gegründet, der damit die pamphylischen Städte unter seine Kontrolle bringen wollte, die seit dem Frieden von Apameia von 188 zum pergamenischen Reich gehörten.
Mittelteil des Hadrianstores. Foto: KW.
Von diesem verkehrsgünstigen Hafen aus führte Pompeius seinen Kampf gegen die Seeräuber, und 25 v. Chr. wurde die Stadt zur Hauptstadt der Provinz Pamphylien.
Blick auf die gut restaurierte Altstadt von Antalya. Foto: KW.
Attaleia blieb auch in byzantinischer Zeit von Bedeutung, und unter den Seldschuken stieg diese Bedeutung noch. Antalya diente als Winterresidenz ihrer Herrscher. Sie bauten die Befestigungsanlagen aus, einen prachtvollen Hafen dazu und zahlreiche Moscheen, Koranschulen sowie ein Derwischkloster. Venedig und Pisa erhielten Privilegien, und damit wurde Antalya zur bedeutenden Handelsstadt. Venedig hätte sie zu gerne ganz unter seiner Kontrolle gehabt und versuchte es immer wieder mit Waffengewalt. Es gelang nicht. Aber immerhin ging Antalya nach dem Friedensvertrag von Sèvres 1920 an die Republik Italien, allerdings nur für sehr kurze Zeit.
Die Stadtgöttin von Perge mit einem Standbild der Artemis von Perge. Foto: UK.
Wie auch immer, das archäologische Museum ist großartig. Es wurde 1988 als bestes Museum der Türkei ausgezeichnet und enthält Exponate auch aus den Grabungen der Umgebung. Die Friese vom Theater der Stadt Perge waren umwerfend, sagenhafte Qualität und hochinteressant. Dargestellt ist ein Opferzug zur Stadtgöttin, die ein Standbild der Artemis in Händen hält. Oben gab es eine Gigantomachie und dazu eine Monumentalstatue von Alexander dem Großen.
Detail aus einem Sarkophag. Foto: UK.
Die große Überraschung waren die Sarkophage von einer Frische und Qualität, wie man sie sehr selten sieht.
Statue des Hadrian. Foto: UK.
Wir haben viel fotografiert – und das unter erschwerten Umständen. Um Energie zu sparen, schaltet die Beleuchtung nämlich nur ein, wenn ein Bewegungsmelder meldet, daß ein Besucher vorbei geht. Wenn dieser Besucher so kühn ist, stehen zu bleiben, wird keine Bewegung gemeldet, und das Licht geht aus. Wirklich keine einfach Sache, eine Statue anzusehen und alle 20 Sekunden hin und her zu laufen, um das Licht am Leuchten zu halten.
Der Nachmittag war eine einzige Katastrophe. Wir gingen zum Busbahnhof, um herauszufinden, wann welcher Bus nach Anemourion fährt. Wir hatten da so einen vagen Lageplan von der Stadt… Und als wir vielleicht fünf Minuten marschiert waren, schwatzte uns ein Typ an, perfektes Deutsch mit leichtem Berliner Akzent. Ich dachte natürlich: Super, jetzt haben wir jemanden, der weiß, wo der Busbahnhof ist und uns das zeigen kann. Hab ihn also gefragt und er freut sich, will uns zum Bus führen, der zum außerhalb liegenden Busbahnhof fährt. Und zwar gäbe es da einen Direktbus, aber den würden wir allein nicht finden und so weiter und so fort. Während wir durch die glühend heißen Boulevards des modernen Antalya liefen, sülzte er uns eine Rührstory vor: In Deutschland aufgewachsen, dann zum Militärdienst in die Türkei zurück, will heim nach Deutschland, muß aber noch hier bleiben wegen irgendwelchen Aufenthaltsbestimmungen, ist hier gestrandet, ob er uns zu dem Bus bringen dürfe, der zum Busbahnhof geht, er höre so gerne hin und wieder Deutsch. Ich bin gleich vor Mitleid zerschmolzen. Habe schon überlegt, ob man dem jungen Mann ein wenig Geld anbieten kann oder ob er das aus Stolz ablehnt. Und all die Zeit, wo ich das überlegt habe, sind wir gelaufen, Sonne brannte uns aufs Hirn, die Straßen waren heiß, die Zunge klebte am Gaumen und er lief und brabbelte. Irgendwann waren wir an einer Busstation angekommen, die auch nicht anders aussah als all die anderen Busstationen, an denen wir vorbeigekommen waren. Sie lag in der brütenden Hitze, ohne jeglichen Schatten, und da fragte der Junge ganz unverblümt, ob wir ihm denn nicht mit ein bißchen Geld weiterhelfen könnten. Taten wir. Und dann standen wir und standen, denn der versprochene Direktbus kam nicht. Und allmählich stellte sich raus, daß unser Führer nicht wußte, ob der direkte Bus hier halten würde. Er hielt jeden an, der kam, schwatzte mit dem Fahrer, einmal schickte er uns in einen Bus rein, holte uns wieder raus. Und da hatten wir dann genug. Es reicht ja schon, daß wir unser Eintrittsgeld für die Rührstory gezahlt hatten, jetzt noch umsonst in der Sonne stehen, das mußten wir wirklich nicht. Wir packten uns also an der Hand, liefen über eine der Straßenüberführungen grußlos davon und wieder zurück zur Altstadt – übrigens in wesentlich kürzerer Zeit als der Hinweg mit unserem „ortskundigen Führer“ gedauert hatte. Ja, und damit nahmen wir innerlich Abschied von Antalya.
10. Juni 2009 – Anemourion
Am nächsten Morgen machten wir uns auf, um weiter zu fahren. Ziel war Anemourion. Wir erreichten den Busbahnhof von Antalya und waren völlig überrascht. Wir erinnerten uns an einen großen Platz mit einem Haufen Bretterbuden als Ticketschalter. Stattdessen stand da eine knappe halbe Stunde von der Innenstadt entfernt eine Giganto-Anlage, die von der Größe her durchaus mit dem Flughafen konkurrieren konnte.
Busbahnhof von Antalya. Foto: KW.
Trotzdem fanden wir einen Bus. Wir gaben unser Gepäck ab, erhielten einen Gepäckzettel und suchten unsere reservierten Plätze. Was dann geschah, war beeindruckend. Drei junge Männer waren für das Wohl der Gäste verantwortlich. Alle trugen ein blütenweißes Hemd, die zwei höherrangigen eine Krawatte, der „Lehrling“ eine Fliege, und der junge Mann lief und lief. Er brachte Eis, Wasser, Tee, Cola, Rosenwasser, etwa jede Stunde kam er mit etwas anderem, immer freundlich, immer aufgestellt. Ein überraschendes Gesicht für die Türkei: Blauäugig, blond, abstehende Ohren, ob da nicht irgend so ein Kreuzfahrer die Hand im Spiel hatte? Trotz der mustergültigen Versorgung wurde die Zeit lange. Schon bis Alanya dauerte die Fahrt rund 3 Stunden.
Was man entlang der Küste zu sehen bekam schockierte! Ferienanlage (natürlich all inclusive) reihte sich an Ferienanlage. Der freie Raum dazwischen reichte noch nicht einmal für eine schmale Gasse. Das hatte nichts mit der Türkei zu tun wie wir sie vor 20 Jahren erlebt haben. Wer sich innerhalb dieser Bunker bewegt, ist zwar geographisch in der Türkei, aber das kulturelle Umfeld nimmt er aus Deutschland mit. Vom lokalen Ambiente keine Spur.
Wir dagegen hatten fast ein wenig zu viel davon. Die Busfahrt war lang, die Musik laut, die Kinder brüllten, kurz es war nichts, was man unter Vergnügen verbuchen könnte. Doch hinter Antalya endete die Autobahn und damit mußte der Bus die landschaftlich herrliche Küstenstraße passieren, auf der wir über Tausende von Windungen nach Anemourion kamen.
Der Strand von Anemourion, im Hintergrund das moderne Iskele. Foto: KW.
Wir hatten uns während der Fahrt überlegt, daß wir in einen kleinen Vorort von Anamur – dem modernden Anemourion – fahren wollten, nach Iskele. Dabei sollte es sich gemäß unseres Reiseführers um eine kleine, hauptsächlich von türkischen Touristen frequentierte Badeenklave handeln. Wir hatten auch schon ein Hotel ausgesucht, daß uns unser Buch empfahl. Schischek war der Name – und ein Taxifahrer brachte uns mit einigem Kopfschütteln dorthin.
Als wir angekommen waren, verstanden wir die Skepsis des Taxifahrers. Schischek war eine Bruchbude. Vier Stockwerke, der Lift kaputt, und als uns die – ausschließlich türkisch sprechende – Gastwirtstochter das erste Zimmer zeigte, war dort statt einer Toilette nur eine zerbrochene Kloschüssel. Nicht wirklich attraktiv, das Zimmer. Das zweite hatte zwar noch ein funktionstüchtiges Bad, dafür ging die Klimaanlage nicht. Und damit war es genug. Ich drehte mich um und verließ das wenig ansprechende Etablissement.
Gleich daneben stand ein stolzes drei-Sterne-Hotel namens Hermes. Das Zimmer war erträglich, schien mir aber mit 160 Lira (= 80 Euro) verdammt teuer. Aber Kurt war kaputt, ich war erledigt, wir klebten von der langen Busfahrt – und so nahmen wir das Zimmer. Dort fingen wir an zu denken. Kurt hatte 60 Lira verstanden, ich 160. Er fand, daß das völlig überrissen sei, beim genauen Überlegen (inzwischen hatte ich geduscht und wieder ein kühleres Hirn bekommen) mußte ich ihm recht geben. Wahrscheinlich hatte ich mich verhört, vor allem war der offizielle Preis auf der angeschlagenen Tafel niedriger gewesen. Es konnte also gar nicht sein, daß es sich um 160 Lira handelte.
Die Dame an der Rezeption sah das anders. Sie fand die 160 Lira sehr korrekt, wollte uns höchstens einen Spezialpreis von 150 Lira machen – ich wies auf das Schild mit den 110 Lira für das Zimmer hin und wurde wütend. Schließlich mußte ich mit der Polizei drohen, um unsere Ausweise wieder zu erhalten. Wir ließen 10 Euro für die Reinigung des Zimmers da und verließen das Haus, um ganz in der Nähe ein wesentlich besseres Zimmer zu finden, daß dafür nur ein Drittel des Preises kostete.
11. Juni 2009
Am nächsten Tag waren wir erschöpft. Erst am Abend rafften wir uns auf, die Hauptstraße hinunterzuschlendern. Es ist wirklich alles anders als in einem deutschen Touristennest. Die Läden haben völlig andere Waren. Postkarten sucht man zum Beispiel vergeblich.
Attraktionen von Iskele. Foto: UK.
Anscheinend schreiben türkische Touristen kaum. Dafür gab es mehrere Supermärkte, aber nur wenige Restaurants: Mein schlaues Buch schrieb dazu, die Türken seien im Urlaub eher Selbstversorger. Ein Kleinunternehmer hatte einen Computer aufgebaut mit einer riesigen Leinwand, dort konnten Touristen für geringes Entgelt Computerspiele spielen.
Die türkische Version von Jurassic Park. Foto: UK.
Es gab einen Jurassic-Park mit Dinosauriern im Miniformat für die kleinen Türken und einen Parcour, der bei näherem Hinsehen aus besonders stabilen Fitnessgeräten bestand, auf denen die etwas älteren Türken etwas für ihren Waschbrettbauch unternahmen.
Im Wasser sah man Frauen in Badeanzügen. Die Ganzkörperbadebekleidung, die einige Frauen in Antalya getragen hatten, gab es kaum.
Der Abend klang im Hotel gemütlich im Gespräch mit unseren Gastgebern aus.
12. Juni 2009
Heute nahmen wir ein Taxi, das uns ins antike Anemourion brachte. Es war eine überraschend große Grabung, leider völlig von Unkraut überwuchert und mit Müll verschüttet. Es soll dort gute Mosaiken haben und etliche gute Fresken.
Blick auf die Ausgrabung von Anemourion. Foto: UK.
Die haben wir leider nicht gefunden. Dafür war die Lage direkt am Meer bezaubernd, und die vielen Eidechsen, Heuschrecken und Vögel machten alles sehr lebendig.
Anemourion. Maximinus Thrax, 235-238. AE. Rv. Löwe, darüber Mondsichel. SNG BN 711. Aus Auktion Gorny & Mosch 186 (2010), 1632.
Anemourion begann bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. zu einer wichtigen Handelsstadt zu werden. Seine Blüte war im 2. und 3. Jahrhundert, doch die Ruinen, drei Basiliken und zahlreiche Gräber, stammen meist aus spätantiker Zeit, aus dem 3.-5. Jh.
Das Odeion im alten Anemourion. Foto: KW.
Noch im Mittelalter war Anemourion als Handelsposten zwischen Zypern und dem Westen von Bedeutung – deshalb auch eine mittelalterliche Festung, gebaut im 12. Jahrhundert von den Königen Kleinarmeniens. Wir wollten sie am nächsten Tag besuchen.
Das Theater mit Blick auf die Stadtmauern. Foto: KW.
Ach ja, die Ruinen, so großartig waren sie denn auch wieder nicht (was vielleicht mit der Hitze zu tun hatte). Wie Kurt nach der Heimkehr so treffend bemerkte, irgendwie ähneln sich die Grabungen halt dann doch alle ein wenig. Vor allem wenn es vor Ort kaum Erläuterungen gibt – schwere Literatur mitzuschleppen war uns „Rucksacktouristen“ ja nicht gut möglich.
Und so erholten wir uns wieder auf unserem Balkon. Der Strom ist ausgefallen – das scheint hier völlig normal zu sein. Unsere Gastgeber erzählten von einer Saison, in der zwei Wochen lang der Strom ausfiel, nicht gerade lustig, wenn in ihrem vierstöckigen Hotel die Wasserpumpe für Dusche, Toilette und Waschbecken mit Strom betrieben wird.
Funde aus dem Meer im Museum von Anemourion. Foto: KW.
13. Juni 2009
Am nächsten Morgen gingen wir ins Museum.
Mosaik aus Anemourion. Eine moderne Darstellung dieses Mosaiks findet sich an der Strandpromenade, siehe oben. Foto: UK.
Tja, was man so Museum nennt.
Grabstein aus dem antiken Anemourion. Foto: UK.
Die Funde von Anemourion waren nun wirklich nicht überwältigend. Die Besichtigung des Museums im Dornröschenschlaf (nein, ich will nicht darüber nachdenken, wann der letzte Besucher dort hineingegangen ist) war bald erledigt. Ein Saal ist nicht gerade programmfüllend.
Am Nachmittag stand die Burg auf unserem Programm. Wir waren fasziniert.
Der Schildkrötenteich. Foto: KW.
Nicht von der Burg, sondern von einem Teich, in dem Hunderte von Schildkröten schwammen.
Die Kreuzfahrerburg. Foto: UK.
Die Burg war ebenfalls recht beeindruckend. Eine gewaltige Burganlage, die ehemals den Armeniern gehörte, die sich im rauen Kilikien niederließen, nachdem sie die Seldschuken aus ihrer Heimat in Zentralanatolien vertrieben hatten. Die Türme standen zum Teil noch komplett. Mit ein bißchen Phantasie konnte man sich durchaus die Kreuzritter hier vorstellen und ihre Verbündeten vor Ort, den Armeniern.
Eine Moschee im Burghof. Foto: KW.
Im mittleren Burghof steht heute eine kleine Moschee, ein farbiger Tupfer in der steinernen Wüste.
Zurück gingen wir zu Fuß. Ein Taxi war sowieso weit und breit nicht zu sehen. So liefen wir los, und dieser Spaziergang war wunderschön.
Die Burg von Anemourion aus einiger Entfernung gesehen. Foto: KW.
Wir schienen die einzigen Menschen auf der Welt. Immer wieder sahen wir Warnschilder und mit Ruten abgesteckte Distrikte, vermutlich die Plätze, an denen die Schildkröten ihre Eier ablegten. Vorsichtshalber machten wir einen weiten Bogen um diese Stellen. Man sah Strandläufer und Kurt will sogar Krabben gesehen habe – ich natürlich nicht, ich war dafür natürlich wie immer zu langsam.
In der nächsten Folge scheitern wir in Silifke und flüchten ins wunderbare Antiochia am Orontes, wo ein verschlammter Flußgott sein Klagelied singt. Verpassen Sie nicht die 2. Folge des Reisetagebuchs aus der Türkei.
Alle weiteren Teile des Tagebuchs finden Sie hier.