17. Februar 2011 – Es wird behauptet, daß sich heute niemand mehr darum schert, welches Gesicht auf einer Münze zu sehen ist. Und wenn man sieht, wie hierzulande fast ausschließlich europäisches Bildungsgut ins Münzbild umgesetzt wird, möchte man glauben, daß dies stimmt. Doch in den Vereinigten Staaten wird seit einigen Jahren lebhaft darüber gestritten, ob Ronald Reagan eine eigene Münze verdient – oder nicht.
Offizielles Porträt von Ronald und Nancy Reagan aus dem Jahr 1985. Quelle: Wikipedia.
Republikanische Abgeordnete haben dazu schon zahlreiche Motionen eingebracht, so – neben mindestens vier weiteren Versuchen – den „Ronald Reagan Dime Act“ im Jahre 2003 sowie den „President Ronald Reagan $ 50 Bill Act“ im Jahre 2010. Jüngst hat der republikanische Abgeordnete von Ohio, Robert Latta, den „Ronald Reagan Commemorative Coin Act of 2011“ hinzugefügt.
Darin fordert er, anläßlich des 100. Geburtstages Reagans im Jahre 2011 50.000 $ 5 Münzen in Gold und 300.000 $ 10 Münzen in Silber auszubringen – allerdings erst im Jahr 2017. 35 $ Zuschlag für die goldenen und 10 $ Zuschlag für die silbernen Stücke sollen dem Staat rund 4,75 Mio. $ einbringen, die dem „Army Emergency Relief“ zugeführt werden sollen, einer privaten Spendenorganisation, die Soldaten und ihren Angehörigen unbürokratisch hilft. Man bringt diese Wohltätigkeitsorganisation mit Reagan in Verbindung, weil der die Erlöse eines von über 400 Training Filmen, die er während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der Air Force drehte, an eben diese Organisation überwies.
Deutsche Demonstranten verbrennen eine amerikanische Fahne im Jahr 1982. Quelle: Wikipedia.
All dies ist für einen Europäer verwunderlich. Warum wird ausgerechnet für diesen amerikanischen Präsidenten so hartnäckig eine eigene Sondermünze gefordert? Hierzulande kennt man Ronald Reagan entweder als Schauspieler oder als den Mann, der als Präsident das labile Gleichgewicht des Kalten Krieges beinahe zum Scheitern gebracht hätte. Er gilt als der Mann, dem alle Mittel Recht waren, wenn er dadurch nur die Ziele der USA erreichte, der die zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme eingeleiteten Abrüstungsverhandlungen zwischen UdSSR und USA zum Scheitern brachte und in ganz Europa Mittelstreckenraketen stationieren ließ. Er war der Anlaß für das Entstehen einer militanten europäischen Friedensbewegung, die in Deutschland Hunderttausende auf die Straßen brachte.
In republikanischen Kreisen dagegen interpretiert man heute dieses gewagte Spiel als Stärke. Reagan habe von der wirtschaftlichen Schwäche der UdSSR gewußt und sie durch das Wettrüsten in den Ruin getrieben. Glasnost, Perestroika und Gorbatschow seien nur wegen Reagan Härte möglich geworden.
Reagans Porträt auf einer Münze wird damit zu einem Politikum, das zum Ausdruck bringt, wie Amerika heute dessen Rolle in der Weltgeschichte wertet. Gleichzeitig gäbe ein solches Porträt Auskunft darüber, welche Haltung für einen amerikanischen Präsidenten für geeignet gehalten wird. Vielleicht ist deshalb bisher noch keine der Motionen, Reagan zur Ehre des Münzbildes zu verhelfen, erfolgreich verlaufen. Und auch diese Motion muß erst noch durch das Repräsentatenhaus, den Senat, um zum Schluß vom Präsidenten unterzeichnet zu werden.
Einen ausführlichen Artikel über die Motion finden Sie, wenn Sie hier klicken.
Den Lebenslauf Ronald Reagans – aus der Sicht seiner Verehrer – finden Sie hier unter der bezeichnenden Rubrik: Our Hero.
Wenn Sie Ausschnitte aus einem der Trainingsfilme mit Ronald Reagan sehen wollen, klicken Sie hier.
Antworten auf den Gesetzesentwurf von amerikanischen Demokraten finden Sie hier.