von Ursula Kampmann
27. März 2014 – Nicht allzu viele Privatsammlungen von Münzen haben überlebt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammengetragen wurden. Dies war eine unglaubliche Zeit, eine Periode, in der ein Sammler nur genügend Geld brauchte, um die bedeutenden Raritäten erwerben zu können. Die Calouste Gulbenkian Foundation hat das große Glück, eine dieser Sammlungen zu hüten. Teil ihres Schatzes sind unglaubliche 11 Exemplare der Medaillons von Abukir. Damit liegen mehr als die Hälfte der Medaillons in Lissabon. Weltweit existieren nämlich nur 20 Stücke!
Karsten Dahmen, Medallions from Aboukir in the Calouste Gulbenkian Museum. Calouste Gulbenkian Foundation, 2013. Broschur, 21 x 15 cm. ISBN: 978-972-8848-91-0. 7,20 Euro.
Diese enigmatischen Objekte werden heute als Preisgeld gedeutet, das unter der Herrschaft des Caracalla vom Vorsteher des Koinon von Makedonien anlässlich der Spiele von Beroia an die Sieger verteilt wurde. Diese These fußt nicht nur auf der Ähnlichkeit der Medaillons mit makedonischen Bronzemünzen der Kaiserzeit, sondern auch darauf, dass die Stücke völlig aus jedem Währungssystem herausfallen.
Als Autor konnten die Verantwortlichen von der Gulbenkian Foundation für ihren 2. Band der Serie „Museum Treasures“ Karsten Dahmen gewinnen, der sich an anderem Ort bereits ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat. Er beschreibt zunächst, wie Gulbenkian in den Besitz der Stücke gekommen ist: Acht wurden nach dem Tod von John Pierpot Morgan dessen Erben abgekauft, drei stammen aus der Sammlung James Loeb. Dann geht er auf das wichtigste Thema der Medaillons ein: Alexander. Ihm waren die Spiele gewidmet, die das Koinon von Makedonien in Beroia durchführte, wovon das nächste Kapitel handelt.
Es folgt der Katalog der elf Stücke. Jedem einzelnen der prachtvollen Objekte ist eine ausführliche und interpretierende Beschreibung beigegeben. Dazu gibt es Abbildungen von Münzen, deren Motive mit denen der Medaillons in Verbindung stehen. Zur Ergänzung sind die anderen bekannten Medaillons – fünf aus Berlin, drei aus Baltimore, eines aus Thessaloniki – ebenfalls abgebildet. Ein Literaturverzeichnis ergänzt die Ausführungen, die in der zweiten Hälfte des Buchs auf Portugiesisch wiederholt werden.
Man kann die Broschüre im Internet beziehen. Das Porto dürfte teurer sein als das Buch, da sie lediglich 7,20 Euro kostet.
Aber vielleicht ist das ja ein guter Grund, endlich selbst nach Lissabon zu fahren, um sich die Medaillons im Original im Calouste Gulbenkian Museum anzusehen.