Schatzfund keltischer Goldmünzen in Österreich

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23. Juni 2016 – Derzeit findet auf der Fundstelle Neubau/Traun eine archäologische Untersuchung statt. Am ersten Tag der Grabung wurde ein Schatzfund von 44 keltischen Goldmünzen geborgen. Die Münzen lagen dicht neben- und aufeinander, was auf das ursprüngliche Vorhandensein eines Beutels oder Ähnliches hindeutet. Die Barschaft besteht durchwegs aus Goldmünzen im Einzelgewicht von ca. 7,5 Gramm.

44 keltische „Muschelstatere“ wurden an der Fundstelle Neubau/Traun ausgegraben.

Die Stücke zeigen kein Prägebild, sondern lediglich buckelförmige Erhebungen, die aus dem ständigen Nachschnitt der Prägestempel entstanden; ihre leicht konkav-konvexe Schrötlingsform hat diesem Münztypus den Namen „Muschelstater“ eingetragen. Diese Gepräge entstanden im Gebiet der Boier im heutigen Böhmen und gelangten ebenso wie andere fremde Geldsorten wohl durch die Handelsbeziehungen in das latènezeitliche Gemeinwesen von „Neubau“.
Bislang sind nur drei Schatzfunde aus vorrömischer Zeit in Oberösterreich bekannt geworden. Die goldenen Statere aus Ingling (gefunden 1861 und heute verschollen) und die silbernen Quinare aus Obernberg am Inn stammen aus dem süddeutschen Raum; nun tritt erstmals ein aus dem Norden importierter Fundkomplex hinzu. Boische Muschelstatere waren bislang in Oberösterreich nur als Einzelfunde bekannt (sechs Stück aus der Siedlung Neubau). In jedem Fall stellten die Vollstatere die wertvollsten Zahlungsmittel dieser Zeit dar, der Großteil des Zahlungsverkehrs dürfte nach heutigem Wissensstand über goldene Teilstücke, vor allem Achtelstatere und Silbergeld abgewickelt worden sein.

Die Stücke wurden bereits der Öffentlichkeit präsentiert.

Wenn wir auch heute – mangels Quellen – nichts mehr über den damaligen Gegenwert der Münzen wissen, dürfen wir doch vermuten, dass die Barschaft einen erheblichen Wert besaß. Sie kommt mit ihrem vergleichsweise geringen Umfang jedoch nicht an die großen, oftmals hunderte Exemplare umfassenden Depotfunde aus Bayern und Tschechien heran. Warum und unter welchen Umständen die Münzen verborgen und nicht mehr gehoben oder gar verloren wurden, wird sich wohl niemals klären lassen.

Fundstelle Neubau

Seit im Jahr 1939 an der heutigen B1 (Wiener Bundesstraße) in Neubau/Traun bei Linz im Zuge von Schotterabbauarbeiten für den Bau des Flughafens Linz/Hörsching Bruchstücke von Gefäßen und Glasarmreifen gefunden wurden, ist der archäologischen Forschung die Existenz einer urgeschichtlichen Siedlung an dieser Stelle bekannt. Zeitlich einzuordnen ist sie in die Spätlatènezeit (= späteste Eisenzeit) mit einem Schwerpunkt im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.

Seit 2005 gab es mehrfach größere Grabungen an der Fundstelle Neubau/Traun.

Seit den ersten Funden gab es in den 1950er Jahren kleinere archäologische Untersuchungen sowie 2005/2006 und 2008 eine großflächige Grabung des Denkmalamtes im Vorfeld des vierspurigen Ausbaus der B1. Nun kam es aufgrund geplanter Bautätigkeit zu einer weiteren archäologischen Untersuchung, welche nach der geltenden Gesetzeslage vom Grundbesitzer (Unternehmensgruppe Hofinger) finanziert wird. Die Firma Hofinger hat sich dabei als verlässlicher Partner erwiesen und das Grabungsprojekt auf vielfältige Weise unterstützt, beispielsweise am Sektor der Vermessung. 

Unter anderem wurden in Neubau/Traun Grubenhäuser freigelegt, wie hier im Foto zu sehen.

Die in früheren Jahrzehnten gewonnenen Erkenntnisse zur Siedlung Neubau konnten bestätigt und erweitert werden. Zahlreiche archäologische Befunde, wie Reste von Grubenhäusern, Pfostenlöcher oder Gräbchen, weisen auf eine planmäßig angelegte Großsiedlung hin. Das Fundspektrum von qualitativ teilweise hochwertiger Keramik, Schmuckgegenständen, Werkzeugen und nicht zuletzt zahlreichen Münzen samt Hinweisen auf eigene Münzproduktion weisen Neubau an der Traun als regional und international vernetztes Zentrum in einer verkehrsgeographisch günstigen Zone im oberösterreichischen Zentralraum aus.

Ein besonders interessanter Fund ist ein Eisenring mit Gemme aus dem beginnenden 1. Jh. n. Chr. Die Gemme zeigt vermutlich ein Porträt von Kaiser Augustus.

Aus archäologischer Sicht liegt eine weitere Bedeutung von Neubau in einigen Funden, welche die Übergangszeit der Späteisenzeit zur Römerzeit illustrieren und verstehen helfen, wie beispielsweise einem Eisenring mit Gemme, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Portrait von Octavianus/Augustus zeigt (beginnendes 1. Jh. n. Chr.). 

Die Grabungen (Leitung: Oberösterreichisches Landesmuseum, Durchführung: Firma Archeonova) wurden abgeschlossen. 

Die Seite des Landesmuseums finden Sie hier.

Auch die Firma Archeonova ist im Internet präsent.